Essen. Der Überraschungscoup des FC Kray bei Rot-Weiss Essen könnte ein historischer gewesen sein. Im April treffen die Klubs schon wieder aufeinander.

Krays Präsident Günther Oberholz bekam am Freitag in den Katakomben des Stadions Essen das Leuchten gar nicht mehr aus den Augen. Immer wieder fragte er, ob es das in einer Saison in der Geschichte der Stadt schon einmal gegeben hätte, dass ein Lokalrivale den Rot-Weissen zwei Niederlagen im Ligabetrieb beibringt. Ohne ins Stadtarchiv gestiegen zu sein: Nein, hatte es wohl noch nicht gegeben.

Empfand der krasse Außenseiter schon das 4:2 im Hinspiel wie einen Sechser im Lotto, räumte man nun mit exakt denselben angekreuzten Zahlen den Jackpot ab. Und das auch noch verdient. „Ich denke, bis zur 85. Minute haben wir die Partie gut im Griff gehabt, danach ging es bei uns im Strafraum ziemlich wild zu, woran auch ich beteiligt war“, bekannte Abwehrchef Vincent Wagner, der vorher seinen Teamkameraden versprochen hatte: „In meinem Wohnzimmer verliere ich nicht.“

Wagner und Kunz überzeugen an alter Wirkungsstätte

Gesagt, getan, das vor der Saison geschasste RWE-Idol schmiss sich wirklich in seinem Arbeitsbereich in jeden Ball und war der Garant des erneuten Coups. Der andere war Torhüter Philipp Kunz, noch ein Ex-Rot-Weisser, der kurz vor Schluss noch einen Unhaltbaren entschärfte. Als er abtauchte und einen platzierten Flachschuss von Marwin Studtrucker mit langen Fingern um den Pfosten lenkte, attestierte ihm Wagner das Prädikat „Weltklasse“.

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Auf der Tribüne hatte bis dahin schon das Schalker U23-Trainer­team Luginger/Dubski mit versteinerten Mienen ihre Spionplätze verlassen, diesen Dreier der Krayer hatte der Abstiegskonkurrent nicht eingeplant. Was er am Ende wert ist, werden die nächsten Wochen zeigen. „Ich habe vor der Saison schon gesagt, wenn wir am Ende so viele Punkte haben wie wir Spiele hatten, dann wäre das für uns überragend“, lautet die Rechnung Wagners.

Winterzugänge bei Kray erfüllen die Erwartungen

Dazu fehlen noch elf Zähler, und momentan sieht es mit der Hochrechnung ganz gut aus. Zumal die Krayer mit den Winterverstärkungen ihr Niveau angehoben haben: „Mit den drei, vier Jungs haben wir mehr Qualität im Kader, alle müssen jetzt noch mehr Gas geben. Wenn wir jedes Spiel zu Elft beenden können, sind wir auf jeden Fall ebenbürtig“, glaubt der Abwehrboss.

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Als die Gäste dann spät am Abend die VIP-Räume verließen, noch im Treppenhaus ihre „Derbysieger, Derbysieger“-Gesänge anstimmten, und versprachen, spätestens im April wieder zu kommen, klang es wie eine Drohung. Dann ist nämlich Halbfinale im Niederrheinpokal. Und wenn das auch siegreich für Kray ausgeht, braucht auch Günther Oberholz keine Statistiken mehr zu bemühen.