Essen. Die SpVg Schonnebeck führt schon nach 1:34 Minuten gegen Büderich, muss am Ende aber um den Sieg zittern – weil sie eine Sache falsch macht.

Exakt 1:34 Minuten stehen auf der Uhr, da ist es schon wieder geschehen und Arne Wessels streckt die Arme in die Luft. Über die Innenverteidigung eröffnet die SpVg Schonnebeck den Angriff, verlagert ihn nach rechts, um dann in der Mitte Wessels zu finden. Und der reitet einfach weiter auf der Erfolgswelle: Erst misslingt ihm die Ballannahme etwas, doch das ist ganz egal. Kurz wird der Ball vorgelegt, dann zieht er aus knapp über 20 Metern ab. Nicht besonders wuchtig, aber sehr platziert. Büderichs Torhüter Michael Sperling rutscht noch kurz weg und streckt sich dadurch vergeblich. 1:0, das 16. Saisontor des 18.-Jährigen – im elften Spiel.

Wer danach jedoch mit dem nächsten Rausch der Schonnebecker gerechnet hatte, der lag falsch. Anders als bei den Kantersiegen gegen Biemenhorst, Meerbusch, Mülheim oder Baumberg, waren die Essener weniger scharf darauf, ein Tor nach dem anderen zu erzielen.

Vielmehr konzentrierten sich die Schonnebecker darauf, die Passwege des FC Büderich zuzustellen: begonnen beim Sturmtrio aus Wessels, Arthur Golubytskij und Connor Tönnies über den besonders umtriebigen Tim Kuhlmann auf Linksaußen bis hin zur Innenverteidigung aus Tim Winking und Matthias Bloch.

SpVg Schonnebeck verteidigt den FC Büderich in aller Seelenruhe - bis zu einem Eckball

Spvg Schonnebeck - SF Baumberg
Konnte für sein Eigentor nichts, ihm wurde der Ball an den Hinterkopf gefaustet: Schonnebecks Matthias Bloch. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Dennoch ist es ein Spiel mit dem Feuer, für welches der Oberliga-Tabellenführer dann auch zu Beginn der zweiten Hälfte schnell bestraft wird. Eckball Kevin Weggen, viel Getümmel am kurzen Pfosten. Der Ball kommt mit Schnitt und überrascht Lingk im Kasten, der ihn gerade noch herauskratzt, ihn aber genau an den Hinterkopf von Bloch faustet, von wo er dann doch zum Ausgleich die Torlinie überquert.

„Das war ein unglückliches Gegentor und für uns wie ein Hallo-wach-Effekt. Danach haben wir wirklich gut gespielt“, so SpVg-Trainer Dirk Tönnies nach Abpfiff.

1:1 – nun muss Schonnebeck wieder einen Gang hochschalten. Und tut dies: Nach einem Ballgewinn in der eigenen Abwehr geht es schnell, Wessels sprintet außen einfach allen Gegenspielern davon und erinnert dabei an Timo Werner in seinen besten Zeiten. Der Pass kommt ins Zentrum, Golubytskij zieht ab, trifft ihn aber nicht richtig. Und auch Tönnies bekommt den Fuß nicht mehr entscheidend ran. Vom Pfosten prallt der Ball zurück ins Feld – und durch das Publikum geht ein Raunen.

Der Essener Oberligist knackt den FC Büderich über die Außenbahn

Wenig später verwandelt sich dies in Jubeln. Doch – und das ist irgendwie passend zu diesem Tag – das Tor erzielt ein Büdericher. Nach einer Flanke von Kevin Kehrmann, die in aller Seelenruhe vorbereitet wurde, grätscht Büderichs Kapitän Marvin Commodore den Ball im Strafraum vor dem lauernden Tönnies in den eigenen Kasten. Wenig später muss Tönnies nach Hereingabe von der anderen Seite eigentlich schon das 3:1 herbeiführen.

Fussball in Essen
Am Ende war es ein Arbeitssieg für Tim Winking und die SpVg Schonnebeck. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Dies erledigt dann Simon Skuppin für ihn. Wieder legt Wessels den Ball in den Fünfmeterraum, wieder muss ein Essener nur den Fuß hinhalten, wieder klingelt es. Die Entscheidung ist dies aber immer noch nicht. Denn die Essener spielen weiterhin mit einer angezogenen Handbremse.

Bestes Beispiel: das vorletzte Tor des Spiels zum 2:3. Jimmy Atila darf da aus dem Halbfeld nämlich völlig ohne Gegnerdruck auf Jan Niklas Kühling flanken. Der dreht sich im Schonnebecker Strafraum ebenfalls ohne Körperkontakt und legt zurück auf den eingewechselten Armin Deljkovic, der wiederum Lingk keine Chance lässt.

Am Ende muss die SpVg Schonnebeck sogar noch zittern

Völlig unnötig, muss Schonnebeck so tatsächlich noch zittern. Büderich haut die Bälle vorne rein. Was fehlt, ist der klare Plan. Und so macht Wessels die Klammer um das Spiel: 95. Minute, ein langer Ball, Wessels erläuft ihn, umkurvt Keeper und trifft zum 4:2 - nun sind es schon 17 Saisontore.

„Man darf von uns nicht jedes Mal den Hurra-Fußball erwarten und wir dürfen nicht so arrogant sein, dass wir denken, wir würden den Achten mal eben wegknallen. Einen Arbeitssieg muss man auch mal mitnehmen“, so Trainer Dirk Tönnies.

Nach dem 3:1 habe sein Team „unerklärlicherweise das Fußballspielen eingestellt. Das müssen wir abstellen. Denn es gibt immer Phasen, in denen der Gegner mal gut ist. Nach dem zweiten Gegentor haben wir nicht diese eine große Chance zugelassen, es hätte aber auch immer mal etwas durchrutschen können. Am Ende wurden wir sehr gefordert, es war nicht unverdient, aber vielleicht etwas glücklich.“

Fußball Oberliga Niederrhein: SpVg Schonnebeck - FC Büderich 4:2

  • Tore: 1:0 Wessels (2. Minute), 1:1 Eigentor (Bloch, 49.), 2:1 Eigentor (Commodore, 59.), 3:1 Skuppin (69.), 3:2 Deljkovic (75.), 4:2 Wessels (95.)
  • SpVg: Lingk, Winking (82. Baraza), Skuppin, Tönnies (82. Brandner), Geisler (74. Brauer), Kehrmann (91. Kourouma), Golubytskij, Bloch, Kern, Wessels., Kuhlmann (68. Pinke)
  • Büderich: Sperling, Kanat, Commodore, Gergery (72. Deljkovic), Schreuers (79. Wakily), Kühling (87. Santana), Schwechel, Atila, Lepper, Kortgödde (68. Munoz-Bonilla), Weggen

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