Essen. Die Probleme bei der Essener SG waren zuletzt groß. Mehrere Teams mussten zurückziehen. Nun will ein neuer Mann anpacken – und die Politik fordern.

  • Die Essener SG stand zu Saisonbeginn nach mehreren Rückzügen von Mannschaften, darunter die erste Herrenmannschaft und das Frauenteam, vor einer großen Krise.
  • Der neue Vereinspräsident Milan Kljajic möchte die ESG durch gemeinschaftliche Zusammenarbeit und die Reaktivierung der Fußballabteilung wieder aufbauen, wobei er betont, dass dies ein längerer Prozess sei.
  • Zusätzlich kritisiert er die mangelhafte Infrastruktur und die fehlende Transparenz seitens der Stadt, hofft aber auf Fortschritte bei den Problemen der Sportanlagen und auf eine Stärkung des Vereinsgefühls.

Bei der Essener SG hagelte es zu Saisonbeginn nur so die Rückzüge. Die erste Mannschaft meldete sich im August vom Spielbetrieb aus der Kreisliga A ab, nachdem der vorherige Trainer Ibo Ramadan zu Fatihspor Essen wechselte und einige Spieler den gleichen Weg gingen. Auch das Frauen-Team sowie die B-Junioren mussten die Reißleine ziehen. Die ESG lag am Boden.

Nun hat Milan Kljajic den Traditionsverein aus Essen-Huttrop übernommen. Im Interview verrät der neue Präsident, was er mit dem Verein vorhat und wie er die Wende hinbekommen möchte.

Essener SG: Eine dritte Mannschaft wird bald nachgemeldet

Milan Klljajic, ganz ehrlich: Warum übernimmt man einen Verein mitten in der tiefen Krise?

Gerade das macht es ja interessant: sich nicht in ein tolles Boot setzen, in dem schon alles fertig ist, sondern mitzugestalten und alles auf den Prüfstand zu stellen. Die ESG hat die Fußballabteilung, aber auch noch andere Sparten. Ich bin nun Präsident vom Gesamtverein und möchte etwas in Bewegung setzen. Wir wollen noch andere dazu bringen tolle Ideen einzubringen und sich einen Ruck zu geben. Ich glaube, dass man hier richtig etwas bewegen kann.

Von außen betrachtet klingt das nach einer komplizierten Aufgabe. Die erste Mannschaft bei den Fußballern gibt es nicht mehr. Die Frauen und die B-Jugend ebenfalls nicht. Und bei der A-Jugend wechselten fast ein komplettes Team vor der Saison nach Steele...

Aber die Entwicklung sieht positiv aus. Wahrscheinlich können wir bis zum 1. November noch eine Mannschaft nachmelden, die dann ohne Wertung als Drittvertretung auflaufen wird. Damit würden wir zeigen, dass wir weiterhin Mitglieder akquirieren können und das Standing der ESG noch vorhanden ist. Zudem konnten wir auch noch eine A-Jugend melden. Die vergangenen Dinge werden nun im Gespräch aufgearbeitet. Auf Dauer ist es auch ein Ziel, wieder eine Damenmannschaft zu stellen. Die ESG soll ein Verein für alle sein.

Fußball in Essen
Zog es vor der Saison zu Fathispor Essen: ESG-Ex-Trainer Ibrahim Ramadan. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Hinzu kommen die Probleme auf der Anlage. In den Duschen schimmelt es, die Anlagen sind gesperrt. Stattdessen ziehen sich alle Fußballer in Containern um. Wie ist da der aktuelle Stand?

Die Stadt hat uns gesagt, dass der Neubau neu ausgeschrieben wurde und nun eigentlich auch beendet ist. Viel mehr kam aber noch nicht. Übrigens haben wir der Stadt darüber hinaus schon seit mehreren Monaten mitgeteilt, dass der Kunstrasen im Fünfmeterraum auf dem einen Platz kaputt und verletzungsgefährdent ist. Daher ist er aktuell auch gesperrt und wir können die Spiele nur auf dem hinteren Platz durchführen. In diesen Dingen wünsche ich mir mehr Transparenz von der Politik.

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Dies ist auch einer der Punkte, den Sie im Offenen Brief an die Vereinsmitglieder ansprechen. Dort heißt es „Es liegen einige Aufgaben vor uns, die wir nur alle zusammen lösen können. Da wären insbesondere die Lösung der Probleme rund um unsere Sportstätten zu nennen. Hier müssen wir der Politik nochmals auf den Zahn fühlen und unsere Position klarmachen, damit wir ansprechende und funktionsfähige Umkleideräume gestellt bekommen (siehe Fußball), aber auch ausreichend Sporthallen zur Verfügung gestellt werden (siehe Gymnastik).“

Ja, es stört mich viel mehr, wenn die Transparenz nicht gegeben ist, als wenn Dinge nicht sofort erledigt werden können. Ich möchte nachfühlen und Fragen stellen: Was ist los mit dem Fußballplatz? Was ist mit der Sporthalle? Weil es dort weniger Hallen gibt, haben wir einen Mitgliederschwund. Solange es keinen Fortschritt bei der Infrastruktur gibt, ist es auch schwer, etwas anzukurbeln. Selbst wenn etwas erst einmal nur abgerissen werden würde und dort Bagger stehen, wäre dies schon ein Zeichen dafür, dass sich etwas bewegt. Aber das ist nur der zweite große Punkt.

Und was ist der Erste?

Ich habe es als 100-Tage-Ziel bezeichnet. Es geht nun darum erst einmal darum, mit den Mitgliedern zu sprechen. Ich möchte, dass die Sparten zusammenarbeiten und sich als ein Verein sehen. Jeder aus der Gymnastikabteilung soll wissen, dass er zu den Fußballern gehen kann, wenn er Hilfe braucht. Und auch andersrum. Das ist ein längerer Prozess, ich hoffe aber, dass wir bei den Weihnachtsfeiern schon die ersten Früchte ernten können.

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