Essen. Drei Essener starten Samstag auf Hawaii. Tobias Hallebach bekommt beim Training Besuch von Delfinen. Doch der Körper macht Probleme – erneut.
Für Markus Kriege schließt sich ein Kreis. Schon 1999 nahm der Essener Triathlet (TRC Essen 84) zum ersten Mal am Ironman auf Hawaii teil. Vor acht Jahren hatte sich das Kapitel dann eigentlich bereits geschlossen. Aber „so ist das mit dem Mythos Hawaii, irgendwie kommt man nie ganz davon weg“, sagt Kriege. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Fabian Karst und Tobias Hallebach startet Kriege bei der Ironman WM am Samstag um 6:25 Uhr Ortszeit (18:25 Uhr MESZ, Fernseh-Übertragung ab 18.15 Uhr im Livestream des ZDF. Ab 00:30 Uhr zudem im linearen Fernsehen. Auch Ironman selbst übertragt das Rennen auf der eigenen Website).
Gänzlich störungsfrei verlief seine dreiwöchige Vorbereitung vor Ort allerdings nicht, denn neun Pannen am Rad raubten ihm einige Nerven. „Meine Frau hat mich aber beruhigt, schließlich seien alle Platten jetzt aufgebraucht“, lacht er gut gelaunt, denn „Schwimmen und Laufen sind voll im Plan.“
Zum ersten Mal dabei sein wird Fabian Karst, der sich auf Hawaii daher auch erst einmal an die klimatischen Bedingungen gewöhnen musste. Eine Woche habe das schon gedauert, sagt Karst. Mittlerweile ist die Anpassungsphase abgeschlossen und der Essener voller Vorfreude.
Der dritte Teilnehmer ist Tobias Hallebach (27). Der Essener Triathlet war nach seiner Qualifikation in Frankfurt vor zwei Jahren schon einmal auf der Tropeninsel, starten konnte er aber nicht: Wenige Tage vor dem Rennen bekam er Corona. Kurz vor dem zweiten Versuch lag Hallebach wieder flach: wieder Corona.
Diesmal will er sich seinen Traum aber erfüllen. Doch auch jetzt machte der Körper schlapp. „Eigentlich lief hier zwei Wochen alles top, ich habe mich gut akklimatisiert, das Schwimmen im Meer ist großartig, ich kenne beinahe jeden Zentimeter der Radstrecke und trotz der Hitze konnte ich noch einige Intervalle beim Laufen machen“, so Hallebach.
Essener Triathlet Tobias Hallebach plagt sich einmal mehr mit einer Erkältung herum
Beim Schwimmtraining bekam er sogar Begleitung von Delfinen. Doch „seit ein paar Tagen plage ich mich aber mit einer leichten Erkältung herum, die klingt zwar zügig ab, aber Erinnerungen an meinen Corona-Ausfall 2022 kamen natürlich schon auf“, sagt Hallebach, der aber optimistisch bleibt.
Vor dem Abflug nach Hawaii Anfang Oktober sprach Hallebach, kurz nach seiner Corona-Infektion mit dieser Redaktion über seine Erinnerungen und seinen Antrieb im Interview.
Herr Hallebach, Sie klingen noch verschnupft…
Tobias Hallebach: Ich bin sogar noch ein bisschen schlapp. Das Schlimmste ist überstanden, die Glieder schmerzen allerdings noch. Hundertprozentig fit bin ich noch nicht.
Weckt das böse Erinnerungen?
Sollte es eigentlich, aber momentan bin ich eher froh. Als klar war, dass ich Corona habe, habe ich mich gefreut. Es ist besser, wenn ich es hier in Deutschland bekomme, als wenn es wieder auf Hawaii passieren würde. Nicht, dass mich das zweimal ereilt.
Mythos Hawaii: Essener Triathlet Tobias Hallenbach war schon vor zwei Jahren vor Ort
Wie war das vor zwei Jahren auf Hawaii?
Mir ging es schlagartig sehr schlecht, daraufhin habe ich mich getestet. Dem ersten Test habe ich nicht geglaubt, beim zweiten dämmerte mir schon, dass mir sehr schwierige Tage bevorstehen würden. Ich dachte nur „Scheiße“. Das war fünf Tage vor dem Rennen. Die Symptome wurden immer schlimmer, mir ging es richtig schlecht.
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Ans Rennen war also nicht zu denken?
Nein, aber viel schlimmer war noch, dass ich alleine auf dem Zimmer bleiben musste. Ich wollte ja niemanden anstecken. Das war grausam: Geographisch war ich am Ziel meiner Träume, auf Hawaii. Aber weiter weg vom Start hätte ich in dem Moment nicht sein können. Körperlich und mental war ich down.
Wie haben Sie die Zeit dort verbracht?
Nicht besonders spektakulär.
Erzählen Sie.
Auf dem Hinflug und in den ersten Tagen nach der Ankunft habe ich mir den Zieleinlauf vorgestellt. Und wie es sich anfühlen würde, die Medaille um den Hals zu tragen. Das sind Gedanken, die lange unvorstellbar, aber dann auf einmal ganz nah waren. Im Endeffekt war mein tägliches Highlight aber eine Gruppe von Rentner-Golfern, die jeden Tag zuverlässig zur gleichen Zeit vor meinem Balkon an einem Loch vorbeikamen.
Immerhin…
Nein, das war grausam.
Und dann?
Dann dachte ich, dass ich mich noch einmal für Hawaii qualifizieren müsste. Kurz darauf kam vom Veranstalter die Info, dass ich einfach aufs nächste WM-Rennen ausweichen könne. Ein bisschen später wurde dann bekannt, dass 2023 ausschließlich die Frauen auf Hawaii starten würden.
Auf Hawaii gehört es für Tobias Hallenbach auch dazu, sich die Vulkane anzuschauen
Sie mussten nun zwei Jahre warten, jetzt geht es für Sie nach Hawaii. Wie fühlt sich das an?
Ich würde ja sagen „mega cool“, aber ich habe noch gar nicht realisiert, dass ich bald fliege. Vielleicht kommt es, wenn ich mein Fahrrad einpacke oder in Frankfurt am Flughafen stehe. Ein leichtes Kribbeln werde ich wohl auch bei den Gedanken an die Strecke verspüren. Ich habe in diesem Jahr noch keine Langdistanz gemacht. Aber auf Hawaii wird es für mich nicht um das Erreichen einer Zeit oder einer Platzierung gehen. Es geht um den Mythos.
Was werden Sie als Erstes dort tun?
Anders als vor zwei Jahren werde ich nicht direkt nach der Landung hart trainieren. So kann ich mein Immunsystem schonen. Erstmal werde ich einkaufen, vielleicht ein bisschen schwimmen, ein paar schöne Fische anschauen. Und ich habe mir einen Laden gemerkt, der besonders gute Poke Bowls gemacht hat. Da werde ich hingehen.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Hawaii hat unheimlich viel, was man sich anschauen kann. Ich freue mich darauf, mit dem Mietwagen über die Insel zu fahren, da stehenzubleiben, wo ich möchte. Surfern zuschauen, mit Schildkröten schwimmen, mit Manta-Rochen schnorcheln, Vulkane anschauen.
Es wird immer von der Magie Hawaiis gesprochen - aber es ist auch ein Business.
Das stimmt.
Darf man fragen, was Sie für den Start investieren mussten?
Sie sprechen bestimmt die 10.000 Euro pro Person an, über die oft gesprochen wird.
Genau.
So teuer war es nicht. Ich hatte zwei Jahre Zeit, nach günstigen Flügen und preiswerten Unterkünften zu schauen. Trotzdem ist das ein Urlaub, den man nicht jedes Jahr macht. Dafür muss man ordentlich sparen.
Klingt so, ja.
Das Gute ist: Ich trainiere viel, und während des Trainings kann man kein Geld ausgeben (lacht).
Sie sprechen von Urlaub, aber mit dem Rennen sind auch körperliche Qualen verbunden. Da stellt sich doch die Frage nach dem Warum.
Aber die kann ich Ihnen einfach beantworten.
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Dann los.
Wenn ich daran denke, wie ich vor zwei Jahren im Hotel auf dem Boden gelegen und geheult habe, dann wächst der Wunsch, es nachzuholen. Und da Sie körperliche Herausforderungen angesprochen haben: Das Erlebnis hat mir im Training oft geholfen, wenn ich zum Beispiel mal keine Lust hatte. Dann habe ich mich daran erinnert, dass es furchtbar war, nichts tun zu können.
Sie sind noch sehr jung, dafür aber sehr schnell. Was haben Sie noch vor?
Jetzt genieße ich erstmal Hawaii. Danach werde ich entscheiden, ob ich nochmal um die Qualifikation kämpfen möchte. Es kann ja auch sein, dass das Rennen total doof ist. Auf der anderen Seite gibt es noch andere coole Rennen. Das in Roth zum Beispiel steht noch auf meiner Liste. Vielleicht liegt der Fokus aber auch auf Hawaii.
Das langfristige Ziel ist es, auf einer Mitteldistanz mal unter vier Stunden zu bleiben
Schnell genug sind Sie ja.
Vielleicht für die Quali, aber die anderen trainieren ja auch und werden schneller. Für Roth war ich zu langsam, obwohl man sich dafür nicht qualifizieren muss. Da war ich nach 18 Sekunden mit der Anmeldung am Computer fertig, habe aber trotzdem keinen Startplatz bekommen, weil das Rennen so schnell ausverkauft war.
Abgesehen von Event-Rennen: Was wollen Sie sportlich erreichen?
Mich kontinuierlich verbessern. Ich würde bei einer Mitteldistanz gern mal unter vier Stunden bleiben, bei einer Langdistanz unter neun. Ich arbeite jetzt in Vollzeit, da muss man ein wenig mit der Zeit haushalten.
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Und was ist mit einer Profi-Lizenz?
Ich bin lieber ein Amateur-Athlet, der in seinem Hobby ganz gut ist. Als Profi müsste ich richtig gut sein und mich selbst richtig gut vermarkten, damit ich mir für später etwas zur Seite legen kann. Die Chance sehe ich einfach nicht. Außerdem könnte es passieren, dass mir der Druck, Geld zu verdienen, die Freude am Sport nimmt.
Woher kommt dieses Denken?
Vielleicht weiß ich sehr genau, wo meine Grenzen liegen und wie ich mich einschätzen kann.
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