Essen/Bremen. „Wir waren dran“ - nach sieben Jahren Pech hat sich der KSV Rothe Mühle zurückgemeldet. In einem spannenden Finale holten sie den deutschen Kanupolo-Meistertitel.

Der KSV Rothe Mühle (KRM) hat sich erstmals seit sieben Jahren wieder den deutschen Kanupolo-Meistertitel geschnappt: Im Playoff-Finale setzte sich der Essener Bundesligist in Bremen im entscheidenden zweiten Spiel gegen die Havelbrüder Berlin mit 2:1 durch und feierte den Titelgewinn noch am späten Sonntagabend in Essen.

2022? Schlitterte der KSV Rothe Mühle (KRM) im dritten Finalspiel gegen den 1. Meidericher KC knapp am deutschen Meistertitel vorbei, weil Torhüter Shivan McCutcheon den entscheidenden Ball verlor. 2023? Musste der Essener Kanupolo-Bundesligist in einem Herzschlagfinale den KSV Havelbrüdern Berlin den Titel überlassen, weil ein abgefälschter Schuss in der zweiten Overtime des dritten Endspiels im Netz zappelte.

Kanupolo-Playoffs: Rothe Mühle nimmt gleichzeitig Revanche

Und in diesem Jahr? „Wir waren jetzt einfach dran“, freute sich Trainer Michael Konrad. „Es hat immer der letzte Schritt gefehlt.“ Auf dem Werdersee in Bremen sicherte sich KRM, ja endlich nach sieben Jahren ohne deutsche Meisterschaft, wieder den Titel. Riesengroß sei die Erleichterung bei den Spielern gewesen, erklärte Konrad.

Gleichzeitig nahmen die Essener Revanche: Im Halbfinale ließen sie Rivale MKC keine Chance (3:0 und 5:1), im Finale triumphierten sie über die Havelbrüder (beide 2:1), die die Hauptrunde noch nach Belieben dominiert hatten. In den Köpfen sei drin gewesen, dass es in den vergangenen Jahren immer, wenn es eng wurde, nie geklappt habe – vor allem das Finale der Vorsaison habe sich eingeprägt.

Die Spieler des KSV Rothe Mühle (KRM) bejubeln den deutschen Meistertitel in Bremen.
Die Spieler des KSV Rothe Mühle (KRM) bejubeln den deutschen Meistertitel in Bremen. © Thomas Unterfeld / KSV Rothe Mühle

„In diesem Jahr haben wir endlich richtig erwachsen gespielt“, jubelte Konrad. „Wir haben wenige Fehler gemacht, hatten fast immer die Spielkontrolle.“ Nach der dreistündigen Rückfahrt nach Essen feierte die Mannschaft noch am späten Abend am Vereinsheim. „Klar, wurde da noch ein Bierchen getrunken, es wurde auch nochmal ein bisschen laut“, so der Coach.

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Der Erfolg hat gleich mehrere Gesichter: Zum einen das von Lennart Unterfeld, der als einziger Spieler des aktuellen Kaders bereits beim letzten Meistertitel 2017 dabei war. Der Kapitän hielt auch die Defensive zusammen, strahlte eine absolute Siegessicherheit aus.

Rothe Mühle: Leon Konrad trifft zwei Mal in der Overtime

Dann das Gesicht von Trainersohn Leon Konrad, der nahezu alle Sprints beim Anstoß gewann und dem Hauptrundenzweiten so immer wieder einen kleinen Vorteil verschaffte. Bei der Pflichtaufgabe im zweiten Viertelfinale gegen KC Nord-West Berlin und im ersten Finalspiel gegen die Havelbrüder sicherte Konrad KRM durch seine Treffer in der Verlängerung jeweils wichtige Siege.

Lukas Körner und die KG Wanderfalke (KGW) durften sich erneut über Platz drei bei der Deutschen Meisterschaft (DM) freuen.
Lukas Körner und die KG Wanderfalke (KGW) durften sich erneut über Platz drei bei der Deutschen Meisterschaft (DM) freuen. © Unbekannt | Michael Gohl

Dann das von Shivan McCutcheon, der den Essenern im Tor immer wieder durch glänzende Paraden den Rücken freihielt. Und nicht zuletzt das von Patrick Lawrentz, der in den beiden Finalspielen drei der vier Tore knipste und zum Helden avancierte. Als die Havelbrüder im zweiten Finalspiel 40 Sekunden vor dem Schlusspfiff durch einen Penalty ausglichen, ließ sich Lawrentz nicht beirren und vollendete einen einstudierten Spielzug zum Titel.

Rothe Mühle: „Last-Second-Punch“ im Finale gegen Havelbrüder

Sieben Sekunden waren da nur noch auf der Uhr. „Da hatten wir tatsächlich mal so einen Last-Second-Punch“, freute sich Konrad. In allen drei Runden setzte sich Rothe Mühle vorzeitig durch, brauchte jeweils nur zwei Spiele zum Weiterkommen. „Das gibt es nur ganz selten“, weiß der KRM-Trainer. Der Erfolgsgarant: Die stabile Defensive. In knapp 100 Minuten im Halbfinale und den Endspielen kassierten die Essener nur drei Gegentreffer.

KSV Rothe Mühle: Auch Damen und U16 erfolgreich

Nicht nur die Bundesliga-Herren des KSV Rothe Mühle (KRM) waren bei der Deutschen Meisterschaft (DM) in Bremen erfolgreich: Die U16 von KRM feierte ebenfalls den Meistertitel in ihrer Altersklasse. Die Damen scheiterten im dritten Finalspiel gegen den 1. Meidericher KC knapp (2:3) und durften sich immerhin über die Vizemeisterschaft freuen.

„Das gibt es eigentlich gar nicht im Polo. So gut kann keine Defensive stehen, kein Torwart sein“, resümierte Konrad und ergänzte: „Wir haben es verdient.“ Den Finaleinzug verdient hätte auch die KG Wanderfalke (KGW), die ebenfalls ihren Anteil am erfolgreichen Wochenende aus Essener Sicht hatte und sich immerhin wie schon im Vorjahr den dritten Platz auf dem Treppchen sicherte. In den vergangenen Jahren haben sich die Werdener ebenfalls zu einem Top-Team entwickelt.

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„Von daher konnten wir uns da oben etablieren“, erklärte Routinier Lukas Körner. „Wir sind natürlich sehr stolz darauf und waren in diesem Jahr noch näher dran am Finale als im Vorjahr.“ Gegen die Havelbrüder Berlin gab KGW das dritte Halbfinale aber noch spät aus der Hand. Ein Endspiel gegen Rothe Mühle? „Das wäre schon richtig geil gewesen“, meint Körner. „Da wäre auf jeden Fall nochmal sehr viel Power drin gewesen.“

Immerhin konnte Wanderfalke noch das Derby unter den Top-Torschützen für sich entscheiden: Ivan Debelyi (insgesamt 38 Tore) luchste Leon Konrad (insgesamt 35 Tore) durch seine 13 Buden in den Playoffs noch die Torjägerkanone ab.