Velbert. Vogelheim schockt den KFC im Niederrheinpokal erst und zeigt dann starke Moral. Entscheidung fällt erst in der Verlängerung. So lief der Krimi.
In der ersten Runde des Niederrheinpokals hat der Bezirksligist SV Vogelheim die Sensation nur hauchdünn verpasst. Gegen den Regionalligisten KFC Uerdingen unterlag der VSV am heimischen Lichtenhorst schlussendlich mit 2:4 nach Verlängerung (2:2 nach 90 Minuten).
Die Vogelheimer hatten sich nach dem Erreichen des Halbfinals im Kreispokal in der vergangenen Saison für den Niederrheinpokal qualifiziert, in dem der KFC in der abgelaufenen Spielzeit erst im Viertelfinale an Rot-Weiß Essen scheiterte.
Auf der Anlage der Vogelheimer, auf dem zuletzt ein Großbrand im Vereinsheim wütete, begannen die Gäste standesgemäß druckvoll. Die erste brenzlige Situation musste der Bezirksligist bereits nach zehn Sekunden (!) überstehen, als Kim Sané – der Bruder von Bayern-Profi Leroy – im Vogelheimer Strafraum zu Boden ging: durchaus elfmeterwürdig, aber ohne Folgen. In der ersten Viertelstunde kämpfte der VSV dann ums Überleben, musste viele Löcher stopfen. Das gelang ohne Gegentor, weshalb die Mannschaft von Michael Ewers-Ter Haar nun mutiger wurde.
Wahnsinn: Vogelheimer SV geht gegen den KFC Uerdingen in Führung
Beinahe mit dem ersten richtigen Angriff brach dann direkt der Wahnsinn aus – Vogelheim ging in Führung. Nach einer schönen Kombination über rechts gelang der Ball zum eingelaufenen Enes Yilmaz, der aus 13 Metern überlegt rechts oben verwandelte. Die anders als erwartet doch nur 400 Zuschauer konnten ihren Augen kaum trauen, doch Vogelheim glaubte nun an sich. Immer wieder gelangten der VSV mit schnellen Kontern in die Hälfte des KFC, die Veredlung blieb jedoch aus.
„„Ich habe die Jungs davor gewarnt, dass Vogelheim es leidenschaftlich macht. Pokalspiel, abends, die Zuschauer an der Bande – da ist das Ruhrgebiet zu Hause.“
Noch schwächer war nur die Chancenverwertung des Regionalligisten, der seine letzten drei Ligaspiele allesamt gewonnen hatte. Die Krefelder ließen immer wieder gute, zum Teil beste Gelegenheiten liegen. So waren die ersten 45 Minuten aus Vogelheimer Sicht geschafft, der Matchplan war aufgegangen. Auch nach dem Seitenwechsel blieb sich der Bezirksligist treu und schlug die Bälle nicht blind nach vorne, sondern versuchte, selbst Fußball zu spielen. „Wir wollten uns nicht nur hinten rein stellen, sondern auch mitspielen und uns Chancen erarbeiten“, so Vogelheims Trainer Michael Ewers-Ter Haar zur Spielidee.
Diese brachte den KFC, der im Vergleich zur Liga auf sieben Positionen rotiert hatte, teilweise stark aus der Fassung. Vogelheim hatte nun sogar selbst große Chancen auf das zweite Tor: Yilmaz verfehlte nach einem Konter von der Mittellinie das leere KFC-Tor nur knapp, Mittelstürmer Can Funke scheiterte per Kopf am Keeper. Alles roch nach Sensation, bis Uerdingen das wie vernagelt scheinende Tor letztendlich doch erzielte.
KFC Uerdingen mit einem spätem Doppelschlag
Jeff-Denis Fehr musste den Ball nach einer langen Flanke von links nach 80 Minuten nur noch über die Linie drücken. Sieben Minuten später setzte er einen Volleyschuss mit links ins kurze Eck – und drehte das Spiel somit im Alleingang zur KFC-Führung. Der haushohe Favorit schien sich durchzusetzen, bis Uerdingens Torwart Gomoluch einen Vogelheimer im Strafraum legte – Elfmeter in der Nachspielzeit. Yannik Schümberg verwandelte sicher unten rechts.
„Die Jungs haben alles reingeworfen und ordentlich Paroli geboten. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. So einer Uerdinger Truppe so die Stirn zu bieten – das schafft nicht jeder“
Es gab also Verlängerung, in der der KFC auch seine physischen Vorteile ausspielte – und durch ein Vogelheimer Eigentor nach 95 Minuten erneut und verdient in Führung ging. Adam Tolba traf noch zum 4:2-Endstand nach Verlängerung.
Für die Vogelheimer, der Sensation so nahe, trotzdem ein gigantischer Auftritt: „Die Jungs haben alles reingeworfen und ordentlich Paroli geboten. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. So einer Uerdinger Truppe so die Stirn zu bieten – das schafft nicht jeder“, so Michael Ewers-Ter Haar nach dem Abpfiff. Frust? Ein bisschen vielleicht: „Ich verliere furchtbar ungerne. Wir lassen das jetzt kurz sacken und bereiten uns auf Fatihspor Essen (Sonntag, 15.15 Uhr in Vogelheim, Anm. d. Red.) am Wochenende vor.“
„Allergrößten Respekt“ für Vogelheim
Für Uerdingens Trainer Rene Lewejohann war Vogelheims Stärke keine Überraschung: „Ich habe die Jungs davor gewarnt, dass Vogelheim es leidenschaftlich macht. Pokalspiel, abends, die Zuschauer an der Bande – da ist das Ruhrgebiet zu Hause. Wenn wir unsere Chancen nutzen, ist hier schnell der Deckel drauf. Wir wussten, dass sich für uns in der zweiten Halbzeit Räume ergeben werden. Am Ende haben wir die Pflichtaufgabe mit Überstunden erfüllt. Ich finde es toll, wie Vogelheim sich verkauft hat – allergrößten Respekt.“
Für den Vogelheimer SV gilt es nun, nach den schwierigen letzten Wochen den Schwung dieses Abends mitzunehmen: „Das war einfach eine ganz tolle Sache, ein riesiges Event. Wie der Vorstand und die Ehrenämtler das auf die Beine gestellt haben, war hervorragend. Wir werden alles Positive mitnehmen“, so ein stolzer Michael Ewers-Ter Haar. Auch für die Fans blieb es ein gelungener Auftritt – sie feierten ihre Mannschaft noch lange nach Schlusspfiff.
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