Essen. Daniel Haase ist zurück in Essen. Als Cheftrainer des Tusem. Er erinnert sich an seine Anfänge und erklärt, wie er das junge Team führen möchte.
„Es riecht schon noch so wie früher“, sagt Daniel Haase mit einem Lächeln. Der neue Trainer des Handball-Zweitligisten Tusem Essen feiert nach sechs Jahren Exklave in Baden-Württemberg seine Rückkehr in die Heimat und erinnert sich an den Start seiner Handballlaufbahn.
„Damals war ich 15 Jahre alt, als mich Herbert Stauber zum Probetraining in das Handballleistungszentrum eingeladen hat“, erinnert sich der heute 42-Jährige. Viel verändert habe sich in der Halle nicht – auch der Geruch ist offenbar geblieben.
Trainer des Tusem Essen? Für Daniel Haase eine große Ehre
Nun, 27 Jahre später, ist Haase Cheftrainer des Traditionsklubs, der in seinem Sportlerleben immer eine große Rolle gespielt hat: „Mit Blick auf die Historie des Vereins, die Spiele in der Grugahalle, die ehemaligen Spieler und Trainer, ist das natürlich eine Ehre jetzt Trainer zu sein. Ich weiß genau wer hier früher gespielt hat, ich bin mit denen ja groß geworden. Deswegen hat es für mich natürlich noch mehr Wert hier zu arbeiten als für einen Trainer, der von der früheren Geschichte kaum etwas mitbekommen hat.“
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Auch wenn der Tusem die ganz große Strahlkraft der vergangenen Jahrzehnte verloren hat, ist er weiterhin eine wichtige Adresse für Nachwuchsspieler. Das kommt Daniel Haase entgegen, denn immerhin hat er mit der Jugend der Rhein-Neckar Löwen einige Erfolge gefeiert. Unter anderem wurde er Deutscher A-Junioren-Meister und 2022 zum Nachwuchstrainer des Jahres gekürt.
Neuer Tusem-Trainer will eng mit dem Jugendkoordinator zusammenarbeiten
Und beim Tusem findet der neue Trainer eine insgesamt recht junge Mannschaft vor, in der Dennis Szczesny mit seinen 31 Jahren der mit Abstand älteste Spieler ist. Die meisten Akteure haben noch nicht allzu viele Profijahre auf dem Buckel und weisen dementsprechend noch reichlich Entwicklungspotenzial auf. Da kann und will Haase ansetzen: „Wir haben ja im Prinzip eine ‚A-Jugend Plus‘. Sie ist jung und entwicklungsfähig.“
„Da muss man schon gucken, dass man sich ein bisschen von der Margarethenhöhe fernhält, wenn dir die Leute dann beim Bäcker Tipps geben wie es richtig geht“
Der neue Cheftrainer wolle eng mit den ältesten Jugendmannschaften zusammenarbeiten und sich über einen kurzen Draht mit Jugendkoordinator Florian Buddenborg austauschen. Zudem nimmt sich Haase vor: „Gezieltes und besseres Scouting wird sicherlich auch zu meinen Aufgaben gehören. Wir wollen Nachwuchsspieler früh suchen und von der Sportlichen Leitung war es ein Wunsch, dass ich dahingehend meine Expertise und mein Netzwerk mit einfließen lassen kann.“ Der Tusem könnte also künftig noch mehr potenzielle Tophandballer nach Essen locken, um sie hier zu eben diesen auszubilden.
Auf absehbare Zeit will der Tusem wieder in die 1. Bundesliga
Die Verpflichtung von Daniel Haase passt perfekt zur Philosophie des Klubs. Dieser setzt – auch mangels finanzieller Möglichkeiten – auf Nachwuchskräfte. Sportlich betrachtet ist dies immer ein Wagnis, denn es ist schwer vorherzusehen, wie schnell aus einer Ansammlung von Talenten eine schlagkräftige Zweitligamannschaft entsteht. Und das große Ziel, in absehbarer Zeit mal wieder in die 1. Bundesliga aufzusteigen, ist heutzutage auch nicht mehr nur mit Nachwuchsspielern zu stemmen.
Haase ist jedenfalls zuversichtlich, dass bis zum Saisonstart am 7. September beim Bergischen HC seine Handschrift bereits erkennbar sein wird und der Tusem ein unangenehmer Gegner sein kann. Das Miteinander sei jetzt schon gut, ebenso die Stimmung. Seine Spieler seien lernwillig und interessiert, stellen auch mal Rückfragen. „Man muss erklärbar bleiben. Wenn die Jungs verstehen, warum etwas getan oder entschieden wird, dann setzen sie es auch um. Wenn sie den Sinn nicht verstehen, dann hinterfragen sie vieles. Es ist eine Generation, die nicht mehr so wie vor zehn oder mehr Jahren war. Ich nehme die Jungs sehr ernst, egal ob es jetzt eine Jugend- oder Herrenmannschaft ist.“
Von jedem Trainer das Beste abgeschaut
Sein Handballwissen und Fachkenntnis hat sich Haase über viele Jahre angeeignet und sich dabei immer wieder etwas von seinen Kollegen abgeschaut. Das war zu Tusem-Zeiten damals bereits Christian Prokop oder auch Stephan Krebietke, zuletzt auch Sebastian Hinze bei den Löwen, aber auch Herbert Stauber in der damaligen B-Jugend der Essener. „Kopieren braucht man keinen, aber ich habe schon immer versucht mir auch etwas abzuschauen. Das Beste an Übungen mitzunehmen, was zu einem passt, ist schon sinnvoll“, sagt der Trainer.
Nun gilt es also viel Arbeit in die neu formierte Mannschaft zu stecken und sich für den Saisonstart in der 2. Handball-Bundesliga zu wappnen. Neben dem Handballerischen versucht sich Daniel Haase auch schnell wieder in seinem Umfeld auf der Margarethenhöhe einzuleben: „In Essen hat sich in den letzten sechs Jahren ja auch einiges getan, egal ob am Baldeneysee oder in Rüttenscheid. Nur meinen Lieblingsbäcker in Holsterhausen gibt es nicht mehr“, ärgert sich der gebürtige Essener, sieht dies aber auch mit einem Augenzwinkern.
Ebenso die Tatsache, dass er im „Dorf“ Margarethenhöhe bald wohl wieder ungefragter Kritik ausgesetzt sein wird: „Ich habe früher ja schon viele Jahre hier verbracht. Da kennt man den Putzmann und Hallenwart, aber auch die eine oder andere Oma, die dort herumläuft. Da muss man schon gucken, dass man sich ein bisschen von der Margarethenhöhe fernhält, wenn dir die Leute dann beim Bäcker Tipps geben wie es richtig geht“, sagt Haase mit einem Schmunzeln.
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