Essen. Wacker Bergeborbeck gegen Eintracht Borbeck. Ein besonderer Platz. Kreisliga-Charme im Überlebenskampf. Warum tun sie sich das an?

  • Der Fußballplatz der DJK Eintracht Borbeck an der Theodor-Hartz-Straße in Essen hat einen besonderen Charme, der sich nach einem kurzen Treppenanstieg offenbart, nach dem Spieler und etwa 30 Zuschauer auf den Ascheplatz gelangen.
  • Auf dem Platz wird das Derby der Kreisliga C zwischen Eintracht und Wacker Bergeborbeck ausgetragen, wobei die Eintracht souverän mit 9:1 gewinnt.
  • Trotz der klaren Überlegenheit der Eintracht überrascht der Anschlusstreffer von Wacker zur Halbzeit.
  • Die Atmosphäre ist familiär und herzlich.

Er hat schon einen besonderen Charme, der Fußballplatz der DJK Eintracht Borbeck an der Essener Theodor-Hartz-Straße, direkt am Don-Bosco-Gymnasium. Die wahre Schönheit der Kreisliga C, sie zeigt sich erst nach einem kleinen Treppenanstieg. Genau 17 Stufen sind es, die die Spieler und die rund 30 Zuschauer und Zuschauerinnen emporsteigen müssen, ehe sie den Ascheplatz der Eintracht erblicken.

Auf der einen Seite wachsen kleine Grasstoppel durch die Steine hindurch Richtung Himmel, dahinter macht sich ein Ersatzspieler der Gegner von Wacker Bergeborbeck „warm“, indem er mit voller Wucht auf ein kleines Tor auf einer Art Bolzplatz knallt.

Auf der anderen Seite ist eine Ecke, dort, wo durch die Bäume keine Sonne hinkommt, voller Matsch, die Trainer der Hausherren stehen vor einer Steinwand mit der Aufschrift „DJK Eintracht Borbeck“, grün auf grau-braun, auch ein leichter Rotstich ist zu erkennen. Die Anzeigetafel wird manuell bedient, klassisch Kreisliga-Stil. Die Eckfahnen stehen krumm und schief, ragen weit bis ins Feld hinein. Daneben: verrostete Minitore und teilweise gebrochene Plastikeimer.

Wacker Bergeborbeck verliert aktuell Woche für Woche hoch

Rein Sportlich – am Ende siegt die DJK Eintracht 9:1 – ist das, was Wacker an diesem Sonntag, im Derby der Kreisliga C zunächst zeigt, keine große Überraschung. 82 Gegentore kassierte das Ligaschlusslicht in den vier Partien davor, traf dabei selbst nur zwei Mal.

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„Heute haben wir mal dreizehn Mann, teilweise waren wir ja nur zu neunt“, sagt Wackers Vorsitzender Peter Schenk. Allerdings: der eigentliche Torhüter Sam Billen läuft heute als Außenverteidiger auf.

Die Eckfahnen reichen weit in den Platz der DJK Eintracht Borbeck hinein.
Die Eckfahnen reichen weit in den Platz der DJK Eintracht Borbeck hinein. © Patrick Radtke | Patrick Radtke

„Er hat sich im letzten Spiel die Nase geprellt und wollte daher heute nicht ins Tor. Dafür steht da nun unser bester Mann, aber der fehlt natürlich auf dem Feld“, so Schenk, der bereits seit 1960 bei den Wackeranern aktiv ist. Er, zwei Zuschauer und die Nummer 14, Dennis Meinert, der schon seit 20 Jahren als Spieler für den Klub aktiv ist, das seien die alten Wackeraner. „Die anderen sind noch relativ neu dabei“, sagt er.

DJK Eintracht Borbeck geht in der ersten Minute schon mit 2:0 in Führung

Auch diesmal reichen zwei Schüsse für zwei Eintracht-Tore. Da ist noch keine ganze Spielminute auf der Uhr. Doch dann bäumt sich Wacker auf und trifft sogar selbst. Der Jubel, er ist groß. Zur Pause steht es nur 1:3 aus Wackeraner Sicht. „Das ist noch schlechter als Köln gestern“, hadert ein Eintracht-Spieler trotz der Führung beim Gang in die Kabine mit der eigenen Leistung.

Die Anzeigetafel wird auf dem Platz der DJK Eintracht Borbeck noch händisch bedient.
Die Anzeigetafel wird auf dem Platz der DJK Eintracht Borbeck noch händisch bedient. © Patrick Radtke | Patrick Radtke

„Könnt ihr jetzt mal anfangen, Fußball zu spielen?“, fragt Susanne Bier, die erste Vorsitzende des Klubs, meint das aber gar nicht so hart, wie es klingt. Sie sitzt unten, vor dem Waffel-Verkaufsstand, begrüßt auch die gegnerischen Spieler und hält mal hier, mal da ein Pläuschchen. Früher habe es mal Stress gegeben zwischen den Klubs, da seien auch unschöne Dinge passiert. Aber „die jetzt, die sind in Ordnung. Ich finde es gut von den Wackeranern, dass sie durchhalten“, sagt Bier.

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Erst im zweiten Durchgang wird es deutlich, schnell schraubt die Eintracht das Ergebnis in die Höhe, gewinnt am Ende mit 9:1. Alles normal also. Nun sind es 91 Gegentore in den vergangenen fünf Spielen für Wacker. Warum tut sich das Team überhaupt noch an? „Früher habe ich selbst gespielt, dann war ich nur noch Betreuer, ehe sie mich gefragt haben, ob ich das hier ein bisschen machen kann“, sagt Jean-Pierre Pape, der Coach der DJK Wacker an der Seitenlinie.

Es gehe vor allem darum, Strafen für den klammen Klub zu vermeiden und dann ohne Minuspunkte in die neue Spielzeit zu starten. Sein bester Freund, Kevin Wolter, stehe doch heute im Tor, dessen Eltern seien quasi Platzwärte bei Wacker, sagt er und seufzt etwas: „Das Traurige ist, wenn man bedenkt, was Wacker früher war und was es jetzt ist. Die waren sogar mal höher als RWE“, so Pape. Wenn das korrekt sei, sei das aber schon lange her, oder? „Ja, das stimmt“, sagt er lächelnd.

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