Essen. Die Essener verzichten in dieser Saison auf den Lizenzierungs-Antrag. Stattdessen wird der Schetters Busch umgebaut und regionalligatauglich.
Am Sonntag noch war die Enttäuschung groß, als Fußball-Oberligist Spvg Schonnebeck in letzter Minute beim 2:2 gegen den Tabellenletzten TSV Meerbusch den Sieg aus der Hand und wichtige Punkte im möglichen Aufstiegsrennen gelassen hatte. Am Dienstag um 18 Uhr erfuhr die Mannschaft davon, dass die Chancen eh nicht bestanden hätten. Grund: Die Spvg verzichtet auf die Möglichkeit der Beantragung einer Lizenz für die Regionalliga West in der kommenden Saison. Nach reiflicher Überlegung, nach einer dreistündigen Sitzung zwischen den sportlich Verantwortlichen und dem Vorstand, hatte man am Montagabend schweren Herzens diesen Entschluss gefasst.
Ausweichstätten wären zu kostspielig
In den letzten Wochen, als ein möglicher Verzicht von Spitzenreiter SF Baumberg die Runde machte, hatte sich die sportliche Vereinsführung um Christian Leben intensiv um eine Spielstätte bemüht, da der Schetters Busch in seinem jetzigen Zustand nicht die hohen Auflagen des Verbandes erfüllt. Entweder waren die Sportstätten in der Nachbarschaft ebenfalls noch in Umbauphasen, bei möglichen weiteren Ausweichstätten (z. B. Wattenscheid oder Velbert) standen die finanziellen Vorstellungen im Weg. Außerdem hätte es für den Verein wohl wenig Sinn gemacht, an den Spieltagen „mit Sack und Pack“ ins Niederbergische umzuziehen. Hier hätte man schon mit 550 Zuschauern kalkulieren müssen, um allein die Mietkosten zu decken. Am heimischen Schetters Busch begrüßt man durchschnittlich 326 Gäste in dieser Saison. In Essen wiederum gibt es mit dem Stadion an der Hafenstraße derzeit lediglich eine Spielstätte, die den neuen Anforderungen des WDFV gerecht wird. Und der Rasen wird hier schon von RWE und der SGS Essen mehr als beansprucht.
Frank Isert, der 1. Vorsitzende der Seniorenabteilung der Schonnebecker, erklärt: „Es ist Fluch und Segen zugleich, dass wir in diese Situation gekommen sind, uns damit auseinander zu setzen. Die Mannschaft sorgt mit ihren tollen Leistungen für viel Freude bei unseren Zuschauern. Allerdings muss man auch sehen, dass die Sportfreunde Baumberg verdientermaßen einen enormen Punktevorsprung aufweisen und es sportlich in dieser Saison verdient hätten. Unabhängig davon, ob die SFB einen Lizenzantrag stellen werden, haben wir für unsere Spielvereinigung abwägen müssen und sind im Verein zu dem Entschluss gekommen, dass wir unseren bewährten Schonnebecker Weg nicht verlassen wollen, gesund zu wachsen und nicht aus purer Euphorie und Aktionismus zu handeln. Deshalb werden wir für die kommende Spielzeit 2024/2025 keinen Lizenzantrag stellen.“
Die überaus eifrigen wie erfolgreichen Macher im Essener Norden verfügen darüber hinaus nicht über einen Hauptsponsor, der die deutlich sechsstelligen Kosten übernehmen würde. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Stattdessen wird am Schetters Busch schon bald in die Hände gespuckt und das Stadion regionalligatauglich umgebaut, was auch die Zustimmung und Unterstützung der Stadt Essen findet. Auf der Gegentribünen-Seite wird ein abgesicherter Bereich für 800 Gästefans geschaffen, zudem bekommen die Auswärtigen einen eigenen Eingang sowie einen eigenen Fluchtweg.
Isert: „Wir arbeiten bereits sehr akribisch daran, dass wir ab dem kommenden Jahr nie mehr in diese Situation kommen, dass ein Lizenzantrag an der Spielstätte scheitert. Der Schetters Busch ist unsere Heimat und diesen wollen wir auch für einen möglichen zukünftigen Aufstieg in die Regionalliga ausbauen. Gespräche bezüglich eines Projektes für den Essener Norden, um Regionalliga-Fußball, aber auch sogenannte „Risikospiele“ im Niederrheinpokal austragen zu dürfen, fanden mit Vertretern der Stadt und den Sport- und Bäderbetrieben bereits statt.“
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Christian Leben, der sportliche Leiter der Schwalben, sieht die Sache natürlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Natürlich ist das extrem schade, da die Mannschaft sich das, im Falle eines Verzichts der Baumberger, verdient hätte. Wir spielen einen erfolgreichen und sehr ansehnlichen Fußball, wie ich finde. Aber ich verstehe den Vorstand nach Austausch aller Argumente vollends. Wir geben diese Saison dennoch keineswegs auf und haben natürlich noch das Ziel, möglichst weit oben in der Oberligatabelle die Saison abzuschließen.“
Christian Leben: „Das Beste kommt noch“
Am Ende überwiegt auch bei ihm der Optimismus: „Klar, ist man da im ersten Moment enttäuscht, wenn man solch eine Entscheidung treffen muss. Wir haben eine junge und zukunftsfähige Mannschaft. Wir werden viele junge und vielversprechende Talente hinzubekommen und bereiten uns, wie auch der gesamte Verein, auf den möglichen Tag X vor. Getreu unserem Motto: Das Beste kommt noch.“
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