Essen. Remis im Kellerduell der A-Liga gegen Fortuna Bredeney. Dabei ging der FSV Kettwig erst durch ein Tor der besonderen Art in Führung
Immer wieder macht Maximilian Heining seinem Unmut Luft. „Schaut doch, wo ihr hinspielt“, ruft der Torhüter des FSV Kettwig seinen Vordermännern im Kellerduell der Kreisliga A gegen Fortuna Bredeney zu. „Ruhig, wir müssen alle erst einmal reinkommen“, versucht Innenverteidiger Till Garschke sich in beschwichtigenden Worten.
Der Druck, der ob des drohenden Abstiegs in die Kreisliga B auf den Spielern des Traditionsvereins aus Kettwig liegt, ist zu spüren auf der schmucken Sportanlage in Bredeney. Und nach dem 2:2-Remis, welches der Unparteiische am Ende auf dem Spielberichtsbogen vermerkt, wird dieser sicherlich nicht geringer. Immerhin bleibt es bei drei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und schon sieben auf einen Nichtabstiegsplatz. „Wir spielen nun in den nächsten drei Wochen gegen Kupferdreh, Steele II und Altenessen. Da müssen neun Punkte her“, blickt FSV-Trainer Marvin Munz nach der Partie schon wieder nach vorne.
Doch zunächst zum Spiel gegen Bredeney: Die Kettwiger sind engagiert, keine Frage. Sie sind auch definitiv nicht schwächer als Fortuna, das zuletzt zwei Siege in Serie eingefahren hatte, was aber fehlt, ist die Kreativität. Bei eigenem Ballbesitz, geht es oft über die Außen – und dann folgt ein langer Schlag, entweder die Linie entlang oder diagonal, um Stürmer Marvin Wilms in Szene zu setzen.
FSV Kettwig verspielt die 1:0-Führung gegen Fortuna Bredeney noch in der ersten Hälfte
Zunächst bleibt das alles ungefährlich – bis zur 25. Minute. Wieder fliegt eine Flanke von links in den Strafraum. Wilms, der aufgrund einer Wunde in der Augenhöhle mit einem dicken Pflaster mit einem etwas eingeschränkten Sichtfeld spielt, rennt in den Ball und lenkt ihn tatsächlich mit seinem Gemächt ins lange Eck. Das hatte sich nicht angedeutet. „Seinen Kopf konnte er heute ja nicht nutzen“, so Munz nach dem Spiel schmunzelnd.
Während der Partie sind die Worte weniger handzahm. „Weiter so, nun noch eine Schippe drauflegen“, schreien die Trainer des FSV von der Seitenlinie aufs Feld. „Männer, direkt einen nachlegen“, heißt es unter den Spielern. Doch es kommt anders.
Nur sieben Minuten nach dem Kettwiger Führungstor gleicht Bredeney aus. Zunächst entzückt Markus Mencel mit einer ganz starken Bewegung, lässt seinen Gegenspieler stehen, scheitert dann im Strafraum aber durch seinen zu unplatzierten Abschluss aufs kurze Eck. Doch das ist gar kein Problem. Der Ball flippert umher, mehrere probieren sich im Abschluss. Und am Ende ist es Tilo Golz, der den Ball gar nicht richtig trifft, ihn aber im langen Eck zum Ausgleich unterbringt, weil Heining etwas zu langsam reagiert.
Und es kommt noch dicker für Kettwig. In der 38. Minute wird Bredeneys Mencel klar im Abseits stehend angespielt. Während sich alle Kettwiger aufgrund des ausbleibenden Pfiffes lautstark beschweren, bleibt der Fortune aber in der Situation und setzt mit dem Rücken zum Tor Stürmer Sabri Lakhdar mit einem wunderschönen Sohlenstreichler in Szene. Das 2:1 ist dann die einfachste der Aufgaben. Als die Kettwiger Rufe nach einem Elfmeter dann ebenfalls unbelohnt bleiben, ist klar, dass sie mit gewaltig Wut im Bauch in die zweite Hälfte gehen werden..
Antonios Döbbe köpft stark zum Ausgleich ins Tor
In der zeigt sich das gleiche Bild wie zu Beginn der Partie. Erneut ist es der FSV, der sich bemüht, der die Diagonalbälle schlägt, der ackert. Doch auch diesmal fehlt es an gefährlichen Abschlüssen. Mal ein Distanzschuss hier, mal eine durchgerutschte Flanke da, mehr kommt nicht herum. Die Uhr läuft für Bredeney – bis zur 79. Minute.
Nachdem zuvor Wilms eine riesige Chance alleine vor dem Tor vergibt hatte, drückt Kettwig weiter. Ein Distanzschuss wird zur Ecke abgewehrt. Nach der steigt Antonios Döbbe am höchsten und köpft den Ball unhaltbar zum Ausgleich ins Tor. Alles wieder offen – und noch elf Minuten auf der Uhr. „Da haben wir schlecht verteidigt. Die bekommen gefühlt sechs Ecken hintereinander und gewinnen sechsmal das Kopfballduell. Das muss man besser machen“, ärgert sich Fortuna-Coach Raphael Becker im Gespräch nach dem Spiel.
FSV Kettwig hat in der Nachspielzeit noch eine riesige Chance
„Jetzt oder nie, gibt Gas da“, versucht Fortunas eigentlicher Ersatz-Keeper Ali Ehrary nach dem Gegentor seine Mitspieler wieder aufzurichten. Die hadern jedoch mit sich und dem immer wieder zu schnell abgegebenen Ballbesitz. „Wir reden da seit eineinhalb Jahren drüber“, wird sich auf dem Platz zugerufen.
So gehört die letzte riesige Chance auch dem FSV. In der Nachspielzeit chippt Evangelos Petridis den Ball in den Strafraum, Constantin Paul verlängert ihn mit dem Hinterkopf – und Ehrary muss noch einmal jeden Zentimeter seines Körpers strecken, um den Punkt festzuhalten. „Den hält er überragend. Wenn du nicht unten drinstehst, geht der rein“, glaubt Munz und auch sein Gegenüber Becker, der durch den Punkt auf Rang elf springt und vier Zähler Vorsprung auf die Abstiegszone hat, stimmt zu: „Heute können wir uns bei Ali bedanken. Wir haben in den letzten Wochen teilweise mit nur acht Spielern trainiert. Wir hatten super viele Spieler, die fett erkältet waren und Donnerstag ihre erste Einheit gemacht haben. Das hat man gemerkt, manche waren nach 30 Minuten stehend K.o. Am Ende ist der Punkt in Ordnung. Mehr ging heute tatsächlich nicht.“
Fortuna Bredeney - FSV Kettwig 2:2 (2:1)
- Tore: 0:1 Wilms (25. Minute), 1:1 Golz (32.), Lakhdar (38.), 2:2 Döbbe (77.)
- Fortuna: Ehrary - Koenen, Vatter (65. Morschel), Geiger, Frebel - Wrede (55. Gall), Höhl - Golz (64. Reiche), Malinovic (20. Rullich), Mencel - Lakhdar (78. Katemann)
- FSV: Heining - Töpfer (83. Messer), Garschke (69. Petridis), Görtz, Littmann, Stadtkowitz - Döbbe - Günay (57. Caralay), Kolacek (83. Garschke), Paul - Wilms
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