Essen. Eishockey-Oberligist scheitert nach nur drei Spielen gegen Peiting im Playoff-Achtelfinale. So gehen Moskitos mit dem Aus um. Die große Analyse.
Im Moment der Schlusssirene schallten vereinzelte Pfiffe durch die Eissporthalle am Westbahnhof, bis sie von dem Applaus von den Rängen überdeckt wurden. „Nur der ESC! Unser ganzes Leben, unser ganzer Stolz“, sangen die Anhänger der Moskitos Essen trotz des 2:7 (2:3, 0:1, 0:3)-Debakels gegen den EC Peiting im dritten und entscheidenden Playoff-Achtelfinale.
Das Bild passte zur gegenwärtigen Stimmungslage beim Essener Eishockey-Oberligisten, die Fans waren hin- und hergerissen: Stolz sein auf die überragende Hauptrunde, die im Gesamteindruck überwiegt? Oder enttäuscht sein nach dem blamablen Ausscheiden in den Playoffs, von denen sich alle am Westbahnhof deutlich mehr erhofft hatten?
Moskitos: Der letzte Eindruck bleibt – zumindest vorerst
Der letzte Eindruck bleibt – zumindest vorerst, bis Verantwortliche und Fans zufrieden auf die Entwicklung in dieser Saison blicken können. Nach der dritten Niederlage im dritten Duell mit den Oberbayern hat die Spielzeit frühzeitig ein schmerzhaftes Ende genommen. Viele Zuschauer verließen die Halle schon vor der Schlusssirene.
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„Ich bin total enttäuscht“, erklärte Moskitos-Chef Thomas Böttcher. „Wir haben eine gute Saison gespielt, meine Erwartungshaltung war deutlich höher, als nach drei Spielen auszuscheiden. Wir haben in der Serie als Tabellendritter nicht mal ein Spiel gewonnen.“ Letztlich ging die Serie mit 3:0 an Peiting, das als Tabellensiebter der Oberliga Süd als Außenseiter in die Duelle mit Essen gestartet war – und den Moskitos letztlich keine Chance ließ.
Moskitos-Trainer Albrecht: „Die Zuschauer in Essen wieder erwachen lassen“
Tief in die sportliche Analyse wollte Moskitos-Trainer Danny Albrecht nicht gehen, sondern sich lieber auf das Positive konzentrieren: „Ich glaube, wir haben eine tolle Vorrunde gespielt mit vielen schönen Momenten. Wir haben die Zuschauer in Essen wieder erwachen lassen und ein kleines Feuer entfacht.“ Das spiegelte sich auch im zweiten Heimspiel gegen Peiting wider: 2377 Zuschauer sorgten für den passenden Playoff-Rahmen.
Nur die Moskitos-Spieler auf dem Eis fanden zu selten in Playoff-Form. „In der ganzen Serie waren wir einfach defensiv nicht gut genug, haben es zu kompliziert gemacht und auch die Härte nicht richtig angenommen“, haderte Albrecht. Besonders in der Verteidigung waren die „Mücken“ extrem anfällig, nahmen die Zweikämpfe nicht an, waren zu weit weg von ihren Gegenspielern oder nicht aufmerksam genug.
Moskitos präsentieren sich in den Playoffs defensiv anfällig
Hinzu kamen mitunter krasse individuelle Fehler, unnötige Strafzeiten und etliche Verluste am Bullypunkt. Die nackten Zahlen: 17 Gegentore in drei Spielen, zwei davon ohne Torhüter und eine Unterzahlquote von nur knapp über 70 Prozent. Peiting schlug die Moskitos mit einfachen Mitteln, verwandelte seine Rebounds und setzte Essen in der Defensive ständig unter Druck, sodass die „Mücken“ kaum Zeit hatten, sich zu entfalten.
Albrecht fehlte zudem das Momentum auf Essener Seite: „Wir haben in keinem Spiel mal mit zwei Toren geführt und die Dinger einfach mal reingemacht. Wir haben viel Aufwand betrieben – gerade im ersten, aber auch im letzten Spiel bis zum 2:5“, analysierte der Coach. „Bis dahin war es eigentlich kein schlechtes Spiel von uns. Dann hast du gemerkt, dass die Luft raus war und dass wir uns ein bisschen ergeben haben.“
Ein weiterer Grund: Die Leistungsträger konnten nicht ansatzweise an ihre Hauptrunden-Form anknüpfen, blieben hinter den Erwartungen. Die besten Beispiele: Den beiden Letten Elvijs Biezais und Sandis Zolmanis fehlte die Durchschlagskraft. Die Spieler seien oft frustriert gewesen, wenn gewisse Sachen nicht funktionierten, so Albrecht, und hätten beim Selbstvertrauen den Schalter nicht umlegen können, wenn sie offensiv nichts produzieren konnten. „Gerade Elvijs und Sandis haben viel versucht, es hat aber einfach nicht Klick gemacht.“
Moskitos Essen fehlte auch die nötige Playoff-Erfahrung
In vielen Momenten fehlte den Moskitos auch die nötige Playoff-Erfahrung, die nur wenige Spieler im Kader schon vorher hatten. Sie konnten mit der Situation, mit dem Druck nicht richtig umgehen. „Wir müssen hier langsam einen neuen Kern aufbauen, den Weg nach vorne gehen und auch jungen Spielern die Geduld entgegenbringen, dass sie sich entwickeln können“, analysierte Albrecht. „Im nächsten Jahr werden die jungen Spieler, die dableiben, wieder einen Schritt nach vorne machen und wir wieder eine gute Mannschaft aufstellen, mit der wir versuchen werden, die Leute zu begeistern.“
Ein Schritt in die richtige Richtung sei gemacht, man müsse aber Step-by-Step gehen. „Wir haben vieles Gutes ins Rollen gebracht, aber es ist ein langer Weg. Das geht nicht in einem Jahr.“ Zum Saisonende wird es noch eine Abschlussfeier mit den Fans geben, Albrecht führt Einzelgespräche mit allen Spielern. Trotz des frühen Ausscheidens lässt sich auf der Saison aufbauen, der Großteil des Kaders dürfte den Moskitos in der neuen Spielzeit erhalten bleiben. „Klar“, sagte Albrecht, „würde ich viele Jungs gerne wiedersehen.“
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