Essen. Eishockey-Oberligist empfängt am Sonntag den EC Peiting zum ersten Playoff-Achtelfinale. Das zeichnet den Süd-Oberligisten aus Oberbayern aus.
Berge und Hügel umranden die Marktgemeinde in Oberbayern, orangenfarbene Dächer prägen das Ortsbild, nur der Kirchturm ragt heraus. Nein, viele Attraktionen hat Peiting, die 11.000-Einwohner-Gemeinde, gelegen im Pfaffenwinkel, nicht zu bieten. Sie hat ihren bayrisch-dörflichen Charakter behalten, idyllisch ist wohl die passende Beschreibung. Ganz oben dabei unter den wenigen Highlights: der ortsansässige Eishockey-Klub, der EC Peiting.
Trotz eines kleinen Etats von nur knapp 700.000 Euro hält sich der ECP seit 23 Jahren in der Oberliga Süd – so lange wie kein anderer Verein. Im Playoff-Achtelfinale reist das „gallische Dorf“, wie sich der Klub gerne selbst bezeichnet, in die Großstadt: Am Sonntag (18.30 Uhr) empfangen die Moskitos Essen die Mannschaft von Trainer Ty Morris zum ersten Duell der Best-of-Five-Serie – Playoff-Zeit am Westbahnhof zum ersten Mal nach fünf Jahren.
Der Grund: Darum nennt sich der EC Peiting auch „gallisches Dorf“
Peiting, das gallische Dorf – was steckt dahinter? „Sie haben ein schnelles Team, das sehr giftig ist und sehr gut forecheckt“, erklärt Michael Wutz vom Fachmagazin Eishockey NEWS. „Das passt auch irgendwie zu der ganzen Mentalität. Peiting ist eher ein Dorf als eine Stadt.“ Der ECP, der die Hauptrunde auf Platz sieben abgeschlossen hat, strahle eine „Underdog-Mentalität“ aus, „weil es eben so ein kleiner Standort ist. Genauso fühlen sie das auch“, erklärt Wutz.
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In Essen kann davon bei fast 600.000 Einwohnern nicht die Rede sein, die Spielstile der beiden Mannschaften unterscheiden sich aber nur im Detail. Peiting sei ein ähnlich strukturiertes Team wie die Moskitos, erklärt Danny Albrecht: sehr jung, sehr laufintensiv, auch nicht so erfahren. „So wie wir es halt sind“, meint der Moskitos-Coach. „Ich denke, da besteht eine relativ große Ähnlichkeit.“ Negativ müsse sich die Playoff-Unerfahrenheit aber nicht auswirken, meint Moskitos-Verteidiger Niklas Heyer.
Moskitos und ECP sind von Kontingentspielern abhängig
„Ich weiß, dass jeder einzelne, der in der Kabine sitzt und wenig oder fast noch gar keine Playoffs gespielt hat, richtig Bock darauf hat. Das kann auch ein Vorteil sein“, sagt er. Ein weiterer Punkt verbindet die beiden Oberligisten: Sie sind vor allem in der Offensive abhängig von ihren Kontingentspielern. Während bei den Moskitos, deren Etat knapp 300.000 Euro höher ist als der des ECP, das Letten-Trio um Topscorer Elvijs Biezais, Sandis Zolmanis und Edmunds Augstkalns für den Großteil der Tore (43 Prozent) verantwortlich ist, sind es in Peiting die drei kanadischen Imports (53 Prozent).
Besonders Felix Beauchemin-Brassard besticht durch seine überragenden Werte: Mit 86 Punkten (46 Tore, 40 Assists) war er viertbester Hauptrunden-Scorer im Süden. „Er ist vor allem in den letzten Wochen nochmal richtig heiß gelaufen, hat drei Mal einen Hattrick erzielt und praktisch jedes Spiel gepunktet“, erklärt Wutz. Aber auch auf Samuel Payeur und Brett Ouderkirk werden die Moskitos ein Auge haben müssen. Wichtig werden jeweils die Heimspiele, weil sowohl die „Mücken“ als auch der ECP vor allem zu Hause zuverlässig gepunktet haben.
Moskitos Essen haben den Heimvorteil am Westbahnhof
Der Vorteil liegt bei den Moskitos, die Serie startet am Westbahnhof, in letzter Konsequenz hätte Essen ein Heimspiel mehr. „Ich glaube, das erste Spiel ist ganz entscheidend, in welche Richtung die Serie geht“, erklärt Albrecht. 49 ihrer 88 Zähler hat der Hauptrunden-Dritte zu Hause verbucht. In den Spielen gegen Herne oder Tilburg, als die junge Mannschaft unter größerem Druck stand und die Halle in den Revierderbys voll war, versagten ihr allerdings die Nerven, münzte sie ihre Überlegenheit jeweils nicht in Punkte um.
Dass sich die Spieler vor großer Kulisse am Westbahnhof schwerer tun, weiß auch der Coach. Die Lösung? „Wir müssen uns darauf freuen. Wir müssen mit einer positiven Einstellung in die Spiele reingehen, dass wir mit unseren Fähigkeiten jede Partie – egal zu welcher Zeit – immer wieder drehen können“, erklärt Albrecht, dem der komplette Kader zur Verfügung steht. „Das müssen wir in den Köpfen haben.“
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Die Moskitos sehen die Playoffs als Bonus. Druck? „Wir haben keinen Druck“, betont Albrecht, schiebt aber nach: „Wenn man in den Playoffs spielt, will man auch etwas erreichen.“ Entscheiden die „Mücken“ die Heimspiele nicht für sich, dürfte es schwer werden. Peiting hat 43 der 69 Hauptrunden-Punkte im eigenen Eisstadion geholt, obwohl im Schnitt nur etwas mehr als 700 Zuschauer die Heimspiele besuchten.
„Zu Hause in ihrem kleinen Stadion, da sind einfach nochmal motivierter und schon sehr stark“, meint Wutz. „Oft haben sie auswärts verloren und dann zu Hause wieder die Punkte geholt.“ Nach dem Achtelfinal-Auftakt am Westbahnhof geht es für Essen am Dienstag (19.30 Uhr) erstmals nach Oberbayern – zwischen Bergen, Hügeln und orangenfarbenen Dächern soll der Weg ins Viertelfinale geebnet werden.
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