Essen. Eishockey-Oberligist Moskitos empfängt am Sonntag den Herner EV zum Revierderby. Warum die Essener nichts dem Zufall überlassen wollen.
Prickelnde Atmosphäre auf den Rängen, hitzige Duelle auf dem Eis, aber Derbysieger kann es nur einen geben: Am Sonntag (18.30 Uhr) sind die Augen auf den Westbahnhof gerichtet. Wenn die Moskitos Essen den Herner EV zum Oberliga-Revierderby empfangen, wollen die Gastgeber nichts dem Zufall überlassen – auf und neben dem Eis. Zu sehr schmerzten, zu lange beschäftigten den Verein die Ereignisse beim letzten Duell am 8. Dezember.
Moskitos: Bislang letzte Heimniederlage in dieser Saison gegen Herne
Zur Erinnerung: Vor dem Spiel hatte eine kleine Gruppe von Angreifern, wohl aus dem Umfeld der Fanszene von Rot-Weiss Essen, das Tor zum Gästeblock durchbrochen und Herner Fans attackiert, die Moskitos ernteten viel Kritik und eine Geldstrafe des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB) nach den Auseinandersetzungen in ihrer Halle. Und auf dem Eis fielen die Tore auf der aus Essener Sicht falschen Seite: Trotz drückender Überlegenheit der Moskitos jubelte am Ende der HEV nach dem späten 3:2-Siegtreffer – die zweite und bislang letzte Essener Heimniederlage in dieser Saison.
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Alles Erinnerungen, die die „Mücken“ am liebsten aus ihrem Gedächtnis streichen wollen würden. Das einzig Positive damals: 3500 Zuschauer – so viele wie seit Jahren nicht mehr – quetschten sich auf die Ränge und sorgten für eine atemberaubende Kulisse. Auch am Sonntag rechnen die Moskitos wieder mit 2600 bis 3000 Zuschauer. Dass die 3000er-Marke erneut geknackt wird, ist wahrscheinlich. Bereits am Freitag hatte der Verein inklusive der Dauerkarten knapp 2000 Tickets abgesetzt.
Moskitos haben wieder Eishockey-Begeisterung in Essen ausgelöst
Der Tabellenzweite hat in den letzten Monaten wieder Eishockey-Begeisterung in Essen ausgelöst. „Die Entwicklung kannst du anhand des Heimspiels gegen Herford sehen“, sagt der Vorsitzende Thomas Böttcher. Knapp 1800 Zuschauer hatten das erste Heimspiel des Jahres am Westbahnhof verfolgt – und das gegen das Liga-Schlusslicht (3:2). Im Zuschauerranking stehen die „Mücken“ auf Platz fünf, im Schnitt pilgerten bislang mehr als 1400 Fans in die Halle – obwohl der ESC mit nur 900 kalkuliert hatte.
„Es freut einen, dass der Hype da ist, dass Leute, die jahrelang nicht am Westbahnhof waren, nach und nach zurückkommen. Das ist eine positive Entwicklung“, erklärt Böttcher. Doch die steigenden Zuschauerzahlen bringen gleichzeitig Herausforderungen mit sich, Ausschreitungen wie im Dezember darf es am Sonntag nicht wieder geben. Dafür sind verschiedene Maßnahmen eingeleitet worden: eine höhere Polizeipräsenz am Spieltag, Fantrennung schon ab dem Westbahnhof, zusätzliches Sicherheitspersonal und ein optimiertes Sicherheitskonzept, das der DEB von den Moskitos eingefordert hatte.
Moskitos: Fairer Umgang untereinander steht im Vordergrund
„Alle Bereiche sind sensibilisiert – die Polizei, der Verein und der Ordnungsdienst“, sagt Böttcher. Die Polizei hat im Vorfeld des Derbys bereits einen Fanbrief mit allen wichtigen Informationen veröffentlicht. „Für uns alle steht der Sport und die Identifikation mit dem eigenen Verein sowie ein fairer Umgang untereinander im Vordergrund – auch bei aller Rivalität“, stellen die Moskitos in ihrer Mitteilung klar. Die Ereignisse sollen sich kein weiteres Mal wiederholen – auch nicht die auf dem Eis.
Nach der Niederlage im Dezember haben die Spieler erneut die Chance, nach der Schlusssirene mit der vollen Halle zu feiern. Noch einmal verlieren? Eigentlich verboten. Auch wenn Danny Albrecht keine Drucksituation sieht: „Den Druck bereiten uns nur diejenigen, die davon sprechen. Ich mache meiner Mannschaft den Druck nicht“, erklärt der Moskitos-Coach. „Klar, spielen die Zuschauer eine wichtige Rolle, dass sie uns unterstützen und die Halle laut ist, aber Druck verspüre ich nicht.“
Hier lesen Sie den Fanbrief der Polizei: Fanbrief.
Er würde sich freuen, „wenn nochmal über 3000 kommen.“ In seinem Kopf sei das letzte Aufeinandertreffen nicht mehr so präsent, „weil ich in der Zwischenzeit wirklich schöne Ergebnisse wie ein 8:1 gegen die Scorpions oder ein 4:2 bei den Indians hatte“, sagt Albrecht. Fleißig sein, den Matchplan umsetzen – das fordert der Trainer von seinen Spielern. Und im Vergleich zur Niederlage im Dezember: Mehr Geradlinigkeit und Zielstrebigkeit. „In Schönheit gestorben“ sei man damals, sagte Albrecht auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Dazu müsse man die Special Teams – vor allem das Überzahlspiel – in diesen Spielen zum Laufen kriegen.
Moskitos: Andere Ausgangslage als vor letztem Derby
Das Powerplay ist eine der Stärken des Herner EV, für den der Derbysieg vor einem Monat eine kleine Initialzündung war. Danach holten die neuntplatzierten Miners immerhin vier Siege aus sieben Spielen, in den letzten beiden Partien verbuchten sie allerdings nur einen Punkt. „Klar, bekommt man das mit, weil sie auch in der Tabelle ein bisschen geklettert sind“, sagt Albrecht, der viereinhalb Jahre in Herne hinter der Bande stand. „Das tut dem Ruhrpott ja auch ganz gut, weil die Ausgangslage ja auch eine bisschen andere ist, weil sie jetzt fast alle Spieler wieder mit an Bord haben.“