Essen. Handball-Zweitligist Tusem Essen empfängt am Freitag Ludwigshafen. Die Essener haben am Hallo eine beachtliche Erfolgsserie vorzuweisen.
Es war einmal eine Festung, irgendwo im Niemandsland der 2. Handball-Bundesliga. Drumherum war nur Wüste, kein Spektakel. Doch innerhalb der Festungsmauern wurde gefeiert, denn seit mittlerweile über einem halben Jahr musste jeder, der es wagte diese Mauern anzugreifen, erfolglos wieder abziehen. Nun aber flattern Eulen auf die Festung zu und starten den nächsten Versuch.
So oder so ähnlich könnte das Märchen des Tusem Essen in dieser Zweitligasaison über dessen Heimstärke klingen. Immerhin seit elf Spielen hat das Team von Trainer Michael Hegemann am Hallo nicht mehr verloren und will diese Serie an diesem Freitag (19.30 Uhr, „Am Hallo“) gegen die Eulen Ludwigshafen fortführen.
Tusem Essen muss die Chancen wieder besser verwerten
Eroberungsversuche außerhalb der eigenen Festungsmauern scheitern in dieser Saison in aller Regelmäßigkeit, so wie der Angriff auf Coburg (20:23). Der Tusem spielte dort eine „katastrophale Viertelstunde“, wie Trainer Michael Hegemann monierte. In dieser Phase verspielte er die Siegeschance, auch wenn die Essener bei ihrer Aufholjagd beinahe noch erfolgreich gewesen wären.
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Wie so oft in dieser Saison scheiterte es an der Chancenverwertung. Zu viele freie Würfe blieben auf der Strecke und endeten bei Torhüter Jan Jochens. Immerhin stand die Essener Abwehr wieder sehr stabil. „Es ist eine Frage der Konsequenz und für mich schwer greifbar, warum wir die freien Chancen liegenlassen“, rätselt Hegemann, der sich allerdings nicht allzu große Sorgen macht: „Wir sind eine junge Mannschaft, die sich in einem Prozess befindet. Deswegen müssen wir mit solchen Dingen leider auch leben.“
Dabei findet der Tusem immer gute Wege die gegnerische Abwehr zu umkurven, vergibt eben nur den Abschluss zu leichtfertig. Gegen die Eulen Ludwigshafen dürfte sich diese fehlende Konsequenz ebenfalls rächen. Denn die Gäste spielen eine solide Saison und halten noch den Anschluss zu den Spitzenplätzen. Rein rechnerisch ist sogar der Aufstieg noch möglich. Hegemann erwartet daher eine „sehr interessante Aufgabe.“
Tusem verpflichtet Talent Oskar Kostuj
Der Tusem hat eine weitere Personalentscheidung für die kommende Saison getroffen und Oskar Kostuj verpflichtet. Der 23-jährige Rückraumspieler kommt vom Westfalen-Oberligisten HC Westfalia Herne nach Essen.
Er wird zunächst in der zweiten Mannschaft des Tusem in der Regionalliga aktiv sein. Von dort aus solle er sich weiterentwickeln und an die Profimannschaft herangeführt werden.
Die Verantwortlichen hatten den jungen Spieler schon länger im Auge und ließen sich von dessen Qualitäten auf der Mittelposition überzeugen.
„Er hat sich in letzter Zeit sehr stark präsentiert und wir sind davon überzeugt, dass noch ein enormes Potenzial in ihm steckt“, sagt Tusem-Geschäftsführer Niels Ellwanger
Kostuj selbst freut sich auf den Wechsel: „Hier sehe ich die optimalen Bedingungen, mich sportlich weiterzuentwickeln.“
Tusem-Neuzugang Max Neuhaus spielt noch im Trikot von Ludwigshafen
Stärken sehe er bei den Gästen vor allem im facettenreichen Spiel, in den quirligen Rückraumspielern und in den abschlussstarken Schützen Stefan Salger und Julius Meyer-Siebert. Diese sind durchaus in der Lage, Tore auch aus größerer Distanz zu erzielen, kommen gemeinsam immerhin auf 103 Saisontreffer. Noch erfolgreicher ist allerdings Rückraumspieler Jannek Klein mit 144 Toren.
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Spannend aus Essener Sicht könnte auch der Auftritt von Max Neuhaus werden. Der Ludwigshafener wird ab kommendem Sommer für den Tusem auflaufen und kann sich nun seinem neuen Publikum präsentieren. Neuhaus trägt die Rückennummer 37, kam in dieser Spielzeit allerdings auf nicht allzu viele Einsätze. Ob der künftige Neuzugang tatsächlich auf dem Feld stehen wird, ist abzuwarten.
Für den Tusem wird dies wohl ohnehin keine große Rolle spielen, denn er hat genug mit sich selbst zu tun und will sich auf seine Stärken fokussieren: „Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe. Die Eulen stellen eine kompakte Deckung und verfügen im Angriff über eine hohe Wurfqualität“, weiß Rückraumspieler Justin Müller, der mit seinen Kollegen daher vor allem defensiv gefordert sein wird. Zusätzliche Arbeit für den Spielmacher, der auch im Angriff wichtige Entscheidungen treffen muss. Doch das Selbstvertrauen aus den letzten erfolgreichen Heimspielen dürfte die nötigen Prozente liefern.