Essen. Nach dem blamablen Pokal-Aus gegen RB Leipzig muss SGS Essen den Blick nach vorn richten. Die nächste wichtige Aufgabe steht bevor.
Dass RB Leipzig trotz des Klassenunterschieds keine Laufkundschaft für die SGS Essen ist, die man im Viertelfinale des DFB-Pokals mal eben im Vorbeigehen schlägt, war allen klar. Markus Högner, Trainer des Essener Bundesligisten, sprach von einer „50:50-Chance“ für seine Mannschaft, in die Vorschlussrunde einzuziehen. Doch damit lag er nur ganze acht Minuten richtig. Danach war es ein Klassenunterschied. Allerdings dominierte der Außenseiter, der die SGS beim 6:1-Sieg mitunter vorführte.
Und das war doch ziemlich überraschend. Natürlich haben die Gastgeberinnen eine Menge Qualität im Kader und führen nicht zufällig die Tabelle der 2. Bundesliga deutlich an. Der Aufstieg ist nur eine Frage der Zeit. Allerdings ereilte die SGS dieses Pokal-Debakel in einer vermeintlich guten Phase. Seit November haben die Essenerinnen im Oberhaus nur sechs Gegentore kassiert. Und davon fünf gegen die Top-Klubs Bayern München und VfL Wolfsburg.
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Vielleicht ging die SGS Essen ein wenig zu euphorisch ins Spiel
Und nun setzte es ein halbes Dutzend von RB Leipzig, wo unter anderem Barbara Brecht im Mittelfeld zu überzeugen wusste. Vor zwei Jahren stand sie noch in Essen unter Vertrag, verließ die Ardelhütte aber rasch wieder, nachdem sie nur zu sechs Kurzeinsätzen gekommen war. „Es ist wirklich sehr bitter“, ist SGS-Trainer Markus Högner konsterniert. „Vielleicht war die eine oder andere von uns zu euphorisch. Jetzt sind wir auf jeden Fall wieder in der Realität angekommen.“
Am liebsten würde er den Blick sofort wieder nach vorne richten: „Wir müssen uns auf die Bundesliga konzentrieren. Die ist für uns ohnehin wichtiger. Am Sonntag haben wir ein wichtiges Spiel in Meppen.“ Und dort will die SGS punkten, um sich weiter im tabellarischen Sicherheitsbereich festzusetzen. Und doch haben die Essenerinnen am Dienstagabend eine große Chance verpasst: Das Halbfinale hätte nicht nur eine lukrative Prämie eingespielt, es hätte Schönebeck auch in der öffentlichen Wahrnehmung nach vorne gebracht.
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So aber bleiben Högner nur etliche Ansätze für eine interne Analyse. Denn die Partie in Leipzig erinnerte durchaus an Spiele zu Saisonbeginn. Auch in Freiburg (2:5) und Leverkusen (0:6) brach die SGS nach einem Gegentreffer völlig auseinander und kassierte Klatschen. In Sachsen war vor allem in der ersten Halbzeit nicht viel Gegenwehr zu sehen. „Uns hat nach dem frühen Doppelschlag die Aggressivität gefehlt, die Abstände und unser Positionsspiel haben nicht gepasst.
Abwehr der SGS Essen wirkte ängstlich bis teilnahmslos
Ängstlich bis teilnahmslos agierte die SGS hinten und bot dem Leipziger Angriff Geleitschutz. Das war in der Liga zuletzt ganz anders. Aber in Sachsen fielen vor allem zwei Dinge auf: Die SGS muss bei der Kaderplanung mehr Wert auf die Physis legen. Denn in Sachen Robustheit und Körpergröße war sie in Sachsen klar unterlegen. Dazu hat die SGS große Probleme, wenn sie das Spiel machen muss. Das war in Hälfte eins ein Offenbarungseid.
Es fehlte schlicht an Führung und Ideen, weil es praktisch kaum einen Spielaufbau im Mittelfeld gab. In der Viererkette schob sich die SGS den Ball hin und her. Irgendwann folgte der weite Schlag in die Spitze, wo Leipzig Überzahl hatte. Das ist zu wenig für einen Bundesligisten, der zudem aber auch nicht gerade vom Spielglück geküsst wurde an diesem Abend.
So profitierten die Gastgeberinnen vor der Pause nicht nur von der Passivität des Gegners, sondern hatten auch Fortuna ganz auf ihrer Seite.„Sie haben sich in einen Rausch gespielt. Jeder Schuss war gefühlt ein Treffer“, meint Högner, der die Pleite insgesamt „gefasst“ aufnahm. Für alles andere hat er in dieser englischen Woche auch keine Zeit. Am Sonntag kann und muss die SGS eine Reaktion zeigen.