Essen. Die SG Essen richtet am Wochenende die deutsche Mannschaftsmeisterschaft aus. Dort zählen vor allem zwei Vereine zu den großen Favoriten.

Es ist wieder Bundesliga-Schwimmtag – zum ersten Mal seit drei Jahren. An diesem Wochenende werden in Essen die deutschen Mannschaftsmeister 2023 gekürt. Und die Startgemeinschaft Essen (SGE) hat die Ehre, diesen populären Wettbewerb in der Halle am Thurmfeld auszurichten. Die elf besten Teams bei den Frauen und Männern werden zweimal das komplette Wettkampfprogramm – alle Lagen und Distanzen – absolvieren, einmal am Samstag (13.30 Uhr) und einmal am Sonntag (10 Uhr).

Die SGE war bei diesem Wettkampf früher einmal eine ganz große Nummer. Von 2008 bis 2015 gewannen die Frauen acht Mal in Folge diesen Titel. Die Männer waren zuletzt 2013 Deutscher Meister. Aktuell werden die Gastgeber aber keine Hauptrolle besetzen, das steht schon vor dem ersten Start fest. Das Frauen-Team der SGE wird die Klasse locker halten. „Da erwarte ich uns in der oberen Hälfte“, sagt Nicole Endruschat, Cheftrainerin am Bundesstützpunkt. Bei den Männern könnte es ein wenig knifflig werden. „Das Team ist noch echt jung, aber ich bin trotzdem zuversichtlich: Wir bleiben drin.“

WM-Dritter Marius Kusch kämpft für SG Essen um Punkte

Ein Grund für diese Zuversicht ist auch Marius Kusch. Er ist eigens aus den USA eingeflogen, um für seinen Verein um Punkte zu kämpfen. Und Kusch hat im Dezember bei der Kurzbahn-WM in Melbourne über 100m Schmetterling immerhin Bronze gewonnen und dürfte nun fleißig sammeln für den Liga-Verbleib. Damian Wierling, der seine Karriere beendet hat, wird über die 50m-Freistil mithelfen und am Samstag von der SGE offiziell verabschiedet. Ein Wiedersehen mit Olympia-Starterin Lisa Höpink wird es auch geben, sie wechselte im Vorjahr nach Neckarsulm.

Bei der Kurzbahn-WM in Melbourne: Der Drittplatzierte Marius Kusch (li.) von der SG Essen mit dem Südafrikaner Chad le Clos und Ilya Kharun aus Kanada.
Bei der Kurzbahn-WM in Melbourne: Der Drittplatzierte Marius Kusch (li.) von der SG Essen mit dem Südafrikaner Chad le Clos und Ilya Kharun aus Kanada. © dpa | Asanka Brendon Ratnayake

Die Favoriten kommen diesmal aus Frankfurt und Wiesbaden. Und die oft kritisierte Strategie, die vor Jahren der SV Würzburg eingeführt hatte, wird von diesen beiden Klubs gnadenlos fortgeführt. Würzburg hatte einst angefangen, fremde Schwimmerinnen und Schwimmer eigens für diesen Wettkampf einzukaufen, bevorzugt aus Ungarn. Alles für den Titel, alles für einen Eintrag in den Briefkopf. Erfolgreich waren sie, Freunde machte sich Würzburg aber nicht. Doch Wiesbaden und Frankfurt ziehen nun gnadenlos nach und sorgen für internationales Flair am Thurmfeld.

Weibliche B-Jugend der SGE ist Deutscher Mannschaftsmeister

Die Talente der SG Essen haben einmal mehr bewiesen, dass sie zu den Besten in Deutschland zählen. Sieben Mannschaften aus dem hiesigen Leistungszentrum hatten sich für das Finale der deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Jugend (DMSJ) in der Wuppertaler Schwimmoper qualifiziert, fünf davon holten in den jeweiligen Altersklassen eine Medaille. Gold gewann die weibliche B-Jugend, Silber die männliche A-Jugend. Bronze ging an die D-Jugend (m+w) sowie an die C-Mädchen. „Das ist stark, damit sind wir sehr zufrieden“, sagt Nicole Endruschat, Cheftrainerin am Bundesstützpunkt in Rüttenscheid.

Die Essener B-Jugend-Frauen siegten vor der SSG Leipzig. Das Team zählte nach dem Landesentscheid bereits zu den Favoriten und bewies starke Nerven. Vier der fünf Staffeln gingen an die SGE. Leipzig wiederum war am Ende der erfolgreichste Verein mit drei Titeln und einmal Silber.

Gold - Weibl. Jugend B: Janne Niederste-Hollenberg, Jamelia Drumm, Zara Selimovic, Lea Kaiser, Cleo Hentschke, Karla Heßmann, Fee Lukosch.

Silber - Männl. A-Jugend: Simon Reinke, Taras Teslenko, Daniel Basha, Jan Rogalski, Finn Hammer, Jonah Knepple, Philipp Peschke, Jan Bäumer.

Die Sparkasse Essen und der Regionalverband Ruhr, die treuen Partner dieser Veranstaltung, dürften es aus Marketing-Gesichtspunkten durchaus erfreulich finden. Schön ist die hochkarätige Besetzung auch für Gastgeber SG Essen und die Zuschauer, denn die Titelkämpfe werden rein sportlich natürlich enorm aufgewertet.

Die ursprüngliche Idee, der Teamspirit, verkommt dabei allerdings. Wiesbaden reist mit einer „bunten“ Truppe an, allen voran Coleman Stewart aus den USA, der den Kurzbahn-Weltrekord über 100m Rücken hält. Dazu eine Europameisterin aus Polen und Asse aus anderen Nationen. Wie auf dem Transfermarkt der Fußball-Bundesliga. Internationale Klasse auch bei Wiesbaden, wo der Südafrikaner Chad le Clos als Topmann gesetzt ist. 2012 gewann er Gold bei den Olympischen Spielen in London (200m Schmetterling) und ist aktueller Kurzbahnweltmeister über 100m Schmetterling. Für Marius Kusch eine feine Sache, sich mit einem solchen Mann erneut messen zu können.

Gegen eine solche Konkurrenz wird es nicht nur die SG Essen schwer haben. „Wir haben uns aber bewusst für diesen Weg ohne Verstärkungen entschieden, um unseren Athleten die Chancen zu geben, sich zu zeigen“, sagt Cheftrainerin Endruschat. Und zumindest lernen können sie bei solchen hochklassig besetzten Rennen. Ach ja, SV Würzburg schwimmt an diesem Wochenende nicht, es gibt kein Team mehr beim mehrmaligen deutschen Mannschaftsmeister, der auch schon als erster Absteiger feststeht.

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