Moskitos müssen sportliche und wirtschaftliche Herausforderungen bewältigen. Auf JHV am Donnerstag wird auch Vorstand neu gewählt.

Die Wohnbau Moskitos stehen vor richtungsweisenden Wochen – auf und abseits des Eises. Sportlich läuft es für den Eishockey-Oberligisten bislang mehr als enttäuschend in dieser Saison. Die „Mücken“ hecheln ihren Erwartungen hinterher. Kann Cheftrainer Sergej Hatkevitch den ESC wieder dauerhaft in die richtige Spur lenken? Oder gehen die sportlichen Turbulenzen weiter?

Am Freitag konnten die Essener immerhin den Negativtrend nach sieben Niederlagen in Folge vorerst stoppen. Gegen die Rostock Piranhas gelang ein 5:3-Heimsieg. Auch organisatorisch und wirtschaftlich warten herausfordernde Wochen auf den Verein. Auf der Jahreshauptversammlung am kommenden Donnerstag stehen sämtliche Neuwahlen an – unter anderem die des Vorstands.

Der Haushaltsplan, den der aktuelle Vorstand um den Vorsitzenden Thomas Böttcher und Schatzmeisterin Simone Wettstein für diese Saison erstellt hat, ist praktisch hinfällig. Die Energiekrise sei da noch nicht einkalkuliert gewesen, erklärt Böttcher. „Wir wussten, dass etwas auf uns zukommt, aber nicht was genau.“ Durch die Folgen habe der Verein Mehrkosten zwischen 50.000 und 60.000 Euro.

750 Zuschauer im Schnitt pro Heimspiel

Das Equipment für die Spieler ist deutlich teurer geworden, die Busfahrten zu den Auswärtsspielen ebenfalls und auch die Gaspreise für die Spielerwohnungen sind gestiegen. Hinzu kommen die schwachen sportlichen Leistungen, die die Zuschauerzahlen erheblich negativ beeinflussen. Die Eintrittsgelder sind eine maßgebliche Einnahmequelle des Vereins. Mit einem Schnitt von 750 Zuschauern pro Heimspiel haben die Moskitos vor dem Saisonstart kalkuliert.

Bislang erfüllen sie diesen Schnitt mit knapp 700 Besuchern noch fast. Doch drei der vier lukrativen Heimderbys gegen die Revierrivalen aus Herne und Duisburg hat der ESC bereits hinter sich und die aktuelle Tendenz sei „alarmierend“, so Böttcher. Bei fünf der letzten neun Heimspiele kamen weniger als 400 Zuschauer in die Halle (Stand Sonntagmittag), die ein Loch in die Vereinskasse reißen.

Die Mannschaft muss sich steigern

„Die Mannschaft muss sich einfach steigern, das müssen die Spieler verstehen“, betont Böttcher. „Wenn die Zuschauer ausbleiben und du sportlich keinen Erfolg hast, kann es natürlich irgendwann mal sein, dass im Januar oder Februar Gelder fehlen. Und dann ist es nicht mehr gewährleistet, dass du alles zahlen kannst“, mahnt er. Aus der letzten Saison stehen noch immer Sponsorengelder im fünfstelligen Bereich offen.

Momentan fehle auch eine konstante Unterstützung durch städtische Tochterunternehmen, wie es bei anderen Sportvereinen in Essen der Fall sei. „Hier würden wir uns einen größeren Zuspruch wünschen“, sagt Böttcher. „Fakt ist: Wir brauchen hier jeden Euro, um wirtschaftlich durch die Saison zu kommen.“ Schwarzmalen möchte der Vorsitzende trotzdem nicht. In finanzieller Schieflage, wie es regelmäßig in den Jahren vor Böttchers Amtsantritt der Fall war, befindet sich der Verein – aktuell - nicht. „Aber uns beunruhigt die Situation natürlich schon“, räumt er ein.

Böttcher grübelt über seine Kandidatur

Und sie lässt den 58-Jährigen grübeln, ob er sich auf der Jahreshauptversammlung noch einmal zur Wahl stellen lassen soll. Die Funktion des ersten Vorsitzenden sei sehr zeitintensiv und verlange ihm auch emotional eine Menge ab. In den letzten Wochen hat sich Böttcher Gedanken gemacht, ob sich Familie, Beruf und Verein auch künftig unter einen Hut bringen lassen. Das sei in den letzten zweieinhalb Jahren eine „extreme Herausforderung“ gewesen. Über einen anderen Kandidaten für den Vorstandsvorsitz ist aktuell nichts bekannt, Böttcher scheint die einzige Lösung zu sein.

Abhängig dürfte er seinen Entschluss auch von einer erneuten Kandidatur von Schatzmeisterin Simone Wettstein machen, mit der er in den letzten Jahren effektiv zusammengearbeitet habe. Ohne Wettstein könne sich Böttcher eine erneute Kandidatur nur schwer vorstellen. Noch lassen sich die aktuellen Vorstandsmitglieder offen, ob sie sich noch einmal zur Wahl stellen lassen.

Am Donnerstag sind die Mitglieder schlauer

Erst am Donnerstag dürften die Mitglieder schlauer sein. Vom geschäftsführenden Vorstand über den Vorstandsbeirat und den Aufsichtsrat bis hin zu den Kassenprüfern wird auf der Versammlung alles neu gewählt. Ob die Vorstandsbeiräte bei einer Nicht-Kandidatur des aktuellen Vorstands ihre Arbeit fortsetzen wollen würden, wäre mehr als fraglich.

Eine Stelle, die in der letzten Zeit nicht mehr besetzt war, ist die des stellvertretenden Vorsitzenden. Die würde der Verein auf der Versammlung gerne neu besetzen, um die anderen beiden Vorstandsmitglieder zu entlasten. „Das wäre schon hilfreich für alle“, sagt Böttcher.

Im sportlichen Bereich neu aufstellen

Welche Aufgaben warten auf den künftigen Vorstand? „Ein wichtiges Thema ist, wie wir uns für die kommende Saison im sportlichen Bereich neu aufstellen“, sagt Böttcher. Der eingeschlagene Weg mit Ex-Trainer Frank Petrozza, Schritt für Schritt wieder eine entwicklungsfähige Mannschaft aufzubauen, ist gescheitert.

Sergej Hatkevitch übernimmt bis zum Saisonende. Für die neue Saison müssen die Moskitos einen neuen Cheftrainer suchen, sich die Fragen stellen, wie die Position des Sportlichen Leiters künftig besetzt werden und das Trainerteam genau aussehen soll. Feststeht bereits, dass sich der ESC moderner aufstellen möchte.

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