Essener rechnen sich nach 2:6-Pleite in Halle im Rückspiel am Mittwoch in Essen nicht viel aus. Die alarmierenden Zahlen zur Moskitos-Krise.

Nichts zu holen gab es für die Wohnbau Moskitos auswärts bei den Saale Bulls Halle, dem amtierenden Meister der Eishockey-Oberliga Nord. Eine große Überraschung war das nicht, aber bei der 2:6 (0:1, 1:3, 1:2)-Niederlage in Sachsen lieferten die Essener pünktlich zu Halloween eine Gruselvorstellung ab.

„Wie wir in den letzten Spielen agiert haben, passt nicht zum Anspruch der Moskitos“, stellt der Vereinsvorsitzende Thomas Böttcher klar. Der Vorteil für den ESC: Schon am Mittwoch (20 Uhr, Westbahnhof) kann er sich zu Hause im Rückspiel revanchieren. Dass das gelingt, daran dürften allerdings nur die kühnsten Optimisten glauben.

Nach der Leistung in Halle müsse am Mittwoch eine andere Mannschaft auf dem Eis stehen, fordert Böttcher. „Machen wir uns nichts vor: Wir werden nicht als Favorit in das Spiel gehen.“ Das erste Viertel der Oberliga-Saison ist vorbei – die alarmierenden Zahlen: Die Moskitos haben in der vergangenen Woche aus drei Spielen keinen Punkt eingesammelt, sind seit nunmehr vier Partien sieglos. In den ersten 14 Spielen holten sie nur zwei magere Drei-Punkte-Siege.

Dass sie nach dem letzten Spieltag nicht in die Playdown-Ränge abgerutscht sind, haben sie nur der schwachen Punkteausbeute der Konkurrenz zu verdanken. Trotz der unverkennbaren Defizite in der Defensive und auf den Importpositionen habe man „mit Sicherheit genug Qualität in der Mannschaft“, meint Böttcher.

Steht immer mehr in der Kritik: Trainer Frank Petrozza, hier im Dialog mit Joey Petrozza.
Steht immer mehr in der Kritik: Trainer Frank Petrozza, hier im Dialog mit Joey Petrozza. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Sucht man dann nach den Gründen für das bisher schwache Abschneiden, landet man früher oder später beim Trainer: Der Druck auf Frank Petrozza, der seit Wochen im Mittelpunkt der Fankritik steht, wächst weiter. Er hatte nach der 2:4-Pleite gegen die Hannover Indians noch betont: „Die Special Teams sind gut.“ Ein Sinnbild für die stagnierende, gar rückläufige Entwicklung: Waren die Special Teams zu Saisonbeginn noch eine der Stärken der Moskitos, ist der Sinkflug der „Mücken“ inzwischen auch in diesem Bereich erkennbar.

Fünf der sechs Gegentreffer in Halle kassierten die „Mücken“ in Unterzahl oder kurz nach Ablauf der Strafe und nutzten wiederum keine der eigenen vier Überzahlmöglichkeiten. Dazu kommt: „Wir hatten in den letzten Wochen immer Probleme vor unserem Tor. Wenn du dir die ersten paar Tore anschaust, waren es ganz einfach Net-Front-Battles“, analysiert Petrozza, der damit die Zweikämpfe vor dem eigenen Tor meint.

Saale Bulls durften sich vor ESC-Tor frei bewegen

Und die verloren die Essener vor den ersten vier Hallenser Treffern allesamt. Die Saale Bulls durften sich nahezu frei bewegen im Essener Torraum, hatten viel zu viel Platz. Die Moskitos leisteten oft nur Begleitschutz. Viel Zeit, um an den Problemzonen zu arbeiten, haben sie aufgrund des eng gestaffelten Spielplans nicht.

Vor dem Rückspiel steht nur eine Trainingseinheit auf dem Programm. Dabei werden die Baustellen ja nicht weniger, erklärt Böttcher. „Du hast in der Offensive überhaupt keine Durchschlagskraft und erspielst dir in Überzahl kaum Möglichkeiten.“ Eine große Chance hatte der ESC im ersten Drittel, doch der flinke Robin Slanina scheiterte mit seinem schwach geschossenen Penalty und verpasste, die Moskitos in Führung zu bringen.

Macht man sich auf die Suche nach etwas Positivem, landet man schnell bei Fabian Hegmann. Der Torhüter bewahrte die Moskitos mit starken Paraden vor einer deutlich höheren Niederlage. Oder man landet in den Schlussminuten, als die Essener wie bei den anderen Klatschen nicht am Ende auseinanderfielen, sondern durch einen präzisen Schlagschuss von Mees De Wit noch für etwas Ergebniskosmetik sorgen konnten.

Enrico Saccomani erzielte den Anschlusstreffer

Enrico Saccomani hatte den ESC mit seiner feinen Technik in Unterzahl zum zwischenzeitlichen 1:3 geschossen – wenn es schon nicht in Überzahl funktioniert. Das war’s dann aber auch schon an positiven Aspekten. Die Prognose für Mittwoch fällt düster aus: „Ein Punkt wäre nach der Leistung schon eine Überraschung, das muss man ganz nüchtern sagen“, so Böttcher.

Die Moskitos sollten jedenfalls ein paar mehr Gründe zur Fanfreude liefern. Sonst dürfte es am Westbahnhof weiterhin spuken – obwohl Halloween schon vorbei ist – und der Sinkflug der „Mücken“ erst einmal weitergehen.

Saale Bulls Halle – Moskitos 6:2.
Drittel:
1:0, 3:1, 2:1.
Tore: 1:0 (19.), 2:0 (24.), 3:0 (33.), 3:1 Saccomani (38.), 4:1 (39.), 5:1 (49.), 6:1 (55.), 6:2 De Wit (58.), Strafminuten: Essen 20 – Halle 16.
Zuschauer: 1130.

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