Tusem trifft Freitag auf den HC Motor Saporischschja. Dabei geht es nicht um Punkte, sondern um Solidarität mit den kriegsgeplagten Gästen.

Kaum einer, der an diesem Freitagabend in der Sporthalle „Am Hallo“ auf der Tribüne sitzen wird, kann sich vorstellen, wie es ist, Krieg zu erleben. Anders sieht es für die Handballer des HC Motor Saporischschja aus. Der Verein aus dem Osten der Ukraine ist vor dem russischen Angriffskrieg geflüchtet und hat im deutschen Handball-Unterhaus Schutz gefunden. Ein Jahr lang spielt der ukrainische Meister in der 2. Bundesliga mit – und trifft nun (Anwurf 19.30 Uhr) auf den Tusem Essen.

Die Sportfamilie hält in schwierigen Zeiten zusammen

„Dass Saporischschja diese Saison ein Teil unserer Liga ist, zeigt eindrucksvoll, wie verbindend der Sport sein kann und wie stark die Sportfamilie in schwierigen Zeiten zusammenhält“, sagt Michael Hegemann. Für den Tusem-Trainer, der mit seiner Mannschaft zuletzt eine ärgerliche 23:29-Niederlage in Würzburg einstecken musste, geht es an diesem Abend mal nicht um Tabelle, Punkte oder Ergebnisse: „Wir möchten mit diesem Heimspiel ein klares Zeichen gegen den Krieg setzen.“

Deshalb gilt für dieses Heimspiel eine besondere Ticketaktion: Kinder zahlen nur fünf Euro und Erwachsene zehn – egal für welche Kategorie. Zudem haben alle Käufer die Möglichkeit, zusätzlich Geld zu spenden. Dies gehe direkt an den Ukraine-Support des Universitätsklinikums Essen und werde zum Beispiel für medizinisches Material verwendet, heißt es vom Verein.

In Saporischschja wurden bereits Jodtabletten verteilt

Die Stadt Saporischschja steht aktuell in den weltweiten Schlagzeilen, weil das dortige Atomkraftwerk unter Beschuss geraten ist. Sogar Jodtabletten wurden bereits an die Bevölkerung vor Ort verteilt. Glücklicherweise sind die Spieler und ihr enger Familienkreis in Deutschland in Sicherheit. Die Mannschaft ist in Düsseldorf untergebracht und zeigt sich dankbar: „Die Möglichkeit, am Spielbetrieb teilnehmen zu können, sichert praktisch den Fortbestand unseres Vereins und leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des ukrainischen Handballs, der aufgrund des russischen Überfalls um seine Existenz fürchten muss. Und natürlich bietet der Aufenthalt in Düsseldorf Spielern und deren Familien Sicherheit, die es in Zaporozhye nicht gibt“, sagt HC-Geschäftsführer Dimitriy Karpushchenko.

Der Sport steht beim Tusem-Heimspiel an zweiter Stelle

Der Sport steht in diesem Heimspiel des Tusem an zweiter Stelle, aber soll natürlich nicht zu kurz kommen. Bislang hat das Team aus der Ukraine, das in der vergangenen Saison noch in der Champions League gespielt hat, zwei Niederlagen kassiert. Zunächst war es Dormagen unterlegen (28:33), zuletzt dem VfL Lübeck-Schwartau (35:36). Natürlich will Essens Trainer Michael Hegemann diese Begegnung dafür nutzen, sich weiter einzuspielen, aber in erster Linie freue er sich auf „ein tolles Handballfest, das allen Beteiligten viel Freude bereitet“ – und keinen Verlierer hervorbringt.

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