Essen. Tusem Essen hat im Tor drei Alternativen, was die Kandidaten zu Höchstleistungen anstachelt. Weshalb es Mut macht für kommende Aufgaben.
Ganz entspannt, mit einem Siegergetränk in der Hand, stand Lukas Diedrich nach dem 26:15-Heimerfolg des Tusem Essen gegen den HC Empor Rostock im Kabinentrakt. Der Auftakt in die neue Saison der 2. Handball-Bundesliga ist geglückt, was auch dem Torhüter zu verdanken war. Mit zwölf wichtigen Paraden war der 22-Jährige zur Stelle und bildete zusammen mit der Abwehr eine starke Einheit.
Diedrich spielte 60 Minuten lang durch, ohne dass sein Kollege Arne Fuchs einspringen musste. Und Sebastian Bliß, der in den letzten Jahren eigentlich immer zum Stammpersonal des Tusem gehörte, schaffte es dieses Mal nicht in den Kader. Es ist ein neuer Konkurrenzkampf entfacht, mit Bliß als erstem Opfer.
„Alle drei Torhüter trainieren auf Augenhöhe und wir wollen uns die Situation von Spiel zu Spiel anschauen“, sagte Tusem-Trainer Michael Hegemann, dem die Entscheidung schwergefallen sei, wie er sagt. Andererseits weiß Hegemann auch, dass es im Profihandball ausschließlich um Leistung geht. Und bei der vorherigen Partie in Potsdam hinterließ Bliß nicht den besten Eindruck, ihm gelang keine einzige Parade. Allerdings war sein Kollege Diedrich mit vier abgewehrten Abschlüssen auch nicht deutlich erfolgreicher.
Bei Tusem Essen gibt es Konkurrenzkampf auf Torhüter-Position
Klar ist damit aber, dass kein Torhüter einen Freifahrtschein für die aktuelle Saison hat, sondern in jedem Training hart an sich arbeiten muss. „Der Konkurrenzkampf kitzelt bei jedem ein paar Kräfte frei. Jeder will sich beweisen und zeigen, es dem Trainerteam damit also schwer machen, eine Entscheidung zu treffen“, meint Lukas Diedrich.
Auftakt misslungen
Tusem II – Bergischer HC II 29:33 (11:17). Der Drittliga-Absteiger leistete sich gegen den Regionalliga-Aufsteiger aus Solingen einen Fehlstart. Tusem-Trainer Lukas Ellwanger bescheinigte den Gästen aber einen verdienten Sieg: „Es war kein optimaler Auftritt von uns. Wir haben uns zu viele technische Fehler geleistet und hatten vor allem in der ersten Halbzeit zu wenig Abschlüsse.“
Nach einem ausgeglichenen Beginn (3:3) setzten sich die Gäste auf 6:3 (11.) ab und bauten den Vorsprung über 10:5 (18.), 13:7 (22.) auf 14:8 aus. Nach dem Wechsel hatte sich der Tusem besser auf die Bergischen eingestellt und kämpfte sich auf 16:19 und 21:23 (43.) heran, verpasste jedoch beim 24:25 (48.) den Ausgleich. Die Auszeit von BHC-Coach Mirco Bernau kam zur rechten Zeit. Sein Team übernahm wieder das Kommando und sorgte mit dem 29:24 (55.) für die Entscheidung.
Ellwanger haderte dagegen mit der verpassten Möglichkeit, das Spiel noch einmal drehen zu können: „Wir sind aus dem Tritt gekommen und haben unsere Chancen in Überzahl nicht genutzt.“ Für den ehemaligen Essener Mirco Bernau war es dagegen ein gelungener Auftakt: „Wir haben nach den Anfangsminuten immer geführt. Es war ein umkämpftes Spiel auf Augenhöhe mit großer Intensität.“
Tusem: Stumpf, Haberkamp; Schenderlein, Ernst (1), Fabian Neher (6), Roth (2), Reidegeld (5), Körber, Frederic Neher (3), Weiss, Homscheid (4/2), Buschhaus (4), Telohe (1), Wolfram (3).
Klar ist aber auch, dass die Anzahl der Gegentore immer sehr von der Tagesform der Torhüter abhängt. Die ersten beiden Pflichtspiele haben dies eindrucksvoll gezeigt, weshalb es innerhalb dieses Konkurrenzkampfes schnell zu Änderungen kommen kann und ein anderer Schlussmann herausrotiert. „Wir alle müssen im Training Vollgas geben. Das ist unser Job. Aber es ist eben auch wichtig, dass wir Torhüter trotzdem zusammenhalten“, sagt Diedrich.
Es klingt nach einem Widerspruch, der keiner ist. Trotz aller Konkurrenz gilt es bei den Spielen abzuliefern und seinen Konkurrenten auf dieser Position so zu unterstützen, dass er für die Mannschaft das Beste herausholt.
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Selbstvertrauen getankt für nächste Aufgabe in Würzburg
Dies soll dem Tusem im besten Fall auch am kommenden Sonntag bei den Wölfen Würzburg gelingen (Anwurf 17 Uhr, Tectake Arena), die zum Saisonstart eine 32:34-Niederlage beim HC Elbflorenz kassierten. Die Essener können jedenfalls mit viel Selbstvertrauen anreisen, da sie beim Auftaktsieg gegen Rostock eine Menge richtig gemacht haben.
Wir sind aus einer guten Abwehr heraus in ein schnelles Tempospiel gekommen. Wir haben die Anzahl unserer Fehler deutlich minimiert und waren im Abschluss konsequenter. Also wir haben in allen Bereichen einen Schritt nach vorn gemacht und vielleicht was dieses Pokalspiel für uns in gewisser Weise heilsam“, vermutet Michael Hegemann.
Die ersten beiden Pflichtspiele haben gezeigt, wozu der Tusem in der Lage sein kann: Zwischen enorm schwacher und sehr starker Leistung lagen in diesem Fall nur wenige Tage. Nun wird es die größte Aufgabe sein, konstant gute Leistungen auf die Platte zu bringen und nicht wieder in alte Muster zu verfallen. Ein gesunder Konkurrenzkampf kann da sicherlich helfen – auf allen Positionen.