Essen. Essener Zweitligist VV Humann ist in Vorsaison sportlich abgestiegen. Aber er erhält trotzdem Lizenz für die 2. Bundesliga. Das sind die Gründe.

Tabellen lügen nicht, heißt es. Und das Bild nach dem letzten Spieltag der 2. Volleyball-Bundesliga war eindeutig: Abstieg. VV Humann hatte in der Endabrechnung den vorletzten Platz belegt, abgeschlagen mit 14 Punkten Rückstand. Den Rang davor belegte der zweite Absteiger USC Braunschweig. Vier Siege und 20 Niederlagen, auch an dieser negativen Bilanz gab’s nichts zu deuteln. Und dennoch haben es die Humänner wieder einmal geschafft: Sie werden auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga aufschlagen: die Unabsteigbaren.

Schon während der vergangenen Spielzeit deutete sich an, dass wieder einmal einige Klubs am System der Volleyball-Bundesliga (VBL) scheitern würden. Der Moerser SC, ein ehemaliger Erstligist, wollte zunächst hoch hinaus und zurück ins Oberhaus. Der sportliche Erfolg war gegeben, die Auflagen der VBL erwiesen sich dann jedoch als zu hohe Hürde. Der MSC kapitulierte, zog sich komplett zurück und beginnt nun neu in der Regionalliga.

Auch TV Baden konnte den Aufwand nicht mehr stemmen und gab auf. Aufgrund eines Sonderspielrechts wechselt die Jugendnationalmannschaft, die unter VCO Berlin firmiert, das Tabellenschlusslicht, per Dekret in 1. Liga. Und zu guter Letzt zeigte Meister Mondorf keine Aufstiegsgelüste und verweigerte sich. Damit war wieder Platz für den Essener Zweitliga-Traditionalisten.

Trainer Peter Bach von VV Humann wird es erneut mit einer blutjungen Mannschaft in der 2. Bundesliga versuchen.
Trainer Peter Bach von VV Humann wird es erneut mit einer blutjungen Mannschaft in der 2. Bundesliga versuchen. © Michael Gohl

System „VV Humann“ funktioniert seit vielen Jahren

Als sich diese unrühmliche Entwicklung abzeichnete, bekam Human schon mal einen Wink von der VBL, plante zweigleisig und beantragte Lizenzen für beide Ligen. Ein großes Problem war das nicht für die Verantwortlichen aus der Wolfskuhle. Auch wenn die Humänner sportlich zuletzt nicht wirklich konkurrenzfähig waren, finanziell sind sie seit jeher eine Bank. Nicht weil sie so viel Geld besitzen, sondern weil sie nur relativ wenig benötigen.

Die Essener sind wohl der Verein mit den meisten Zweitliga-Jahren auf dem Buckel. Fast 40 mögen es sein. Das System „VV Humann“ hat immer funktioniert wie eine Lebensversicherung. „Wir schreiben schwarze Zahlen und sind super gesund“, sagt VVH-Trainer Peter Bach. Bezahlt wurden die Spieler noch nie, obwohl sie ganz offiziell Profi-Status besitzen. Dafür speist sich der Zweitliga-Kader Jahr für Jahr mit den eigenen Sprösslingen, die sorgsam und mit viel Geduld und Engagement aufgezogen werden. Die Truppe aus Essen hatte in der Vorsaison phasenweise einen noch niedrigeren Altersdurchschnitt als die Youngster von VCO Berlin. Unter diesen Umständen ist das Abschneiden im Rückblick nahezu beachtlich, zumal Braunschweig als Absteiger immerhin eine sechsstellige Summe in die Mannschaft investiert haben soll.

Es ist ungewiss, wie es sportlich mit der jungen Mannschaft enden wird

Nun freuen sich die Humänner auf ein weiteres Jahr in der 2. Liga Und wie zuletzt ist noch ungewiss, wie es für die junge und unerfahrenen Mannschaft enden wird. Der Klassenerhalt, man darf das so sagen, wäre einmal mehr ein riesiger Erfolg, denn das Team muss erneut einen kräftigen Aderlass verkraften.

VV Humann startet beiLindow-Gransee

In der 2. Volleyball-Bundesliga Nord wird VV Humann in der kommenden Spielzeit auf drei neue Vereine treffen. Aufstiegen sind der Eimsbütteler TV Hamburg, TSC Münster und TSGL Schöneiche. Diese Vereine bilden die 2. Liga: ETV Hamburg, FC Schüttorf, Kieler TV, PSV Neustrelitz, SV Lindow-Gransee, SV Warnemünde, TSGL Schöneiche, TuB Bocholt, TuS Mondorf, VC Bitterfeld-Wolfen, oderbase Volleys Münster, VVH.

Saisoneröffnung am 28. August

Zur Saisoneröffnung lädt der VVH am Sonntag, 28. August, in die Wolfskuhle (15.30 Uhr) zu einem Testspiel zwischen dem aktuellen Kader und einer Mannschaft aus ehemaligen Zweitliga-Spielern. Unter anderem werden Thomas Woijtczak, David Wiesche, Matti Gawryluk, Leo Große–Westermann, Tim Mücke und Lukas Hußmann ihren Ausstand geben.

Erster Spieltag 17. September
1. Spieltag

TuB Bocholt – SV Warnemünde
SV Lindow-Gransee - VV Humann
VC Bitterfeld-Wolfen – TSGL Schöneiche
Volleys Münster-Gievenbeck – Kieler TV
PSV Neustrelitz – FC Schüttorf

Weitere Humann Termine
Sa., 24. Sept.: Hamburg (H)
Sa., 1. Okt.: Bitterfeld-Wolfen (A)
Sa., 15. Okt.: PSV Neustrelitz (H)
So., 30.Okt.: Schüttorf (A)
Sa., 12. Nov.: Schöneiche (H)
Sa., 19. Nov.: TuS Mondorf (A)
Sa., 26. Nov.: TuB Bocholt (H)
Sa., 3. Dez.: Kieler TV (H)
Sa., 11. Dez.: Warnemünde (A)
Sa.,17. Dez.: Münster-Gievenbeck (H)

Start Rückrunde:
Sa., 14. Jan.:
Lindow-Gransee (H)

Die Routiniers David Wiesche und Matthäus Gawryluk sind in den verdienten Ruhestand verabschiedet worden. Zuspieler Thomas Wojtczak und Angreifer Leo Große Westermann(Studium) hören auf. Ob Hauptangreifer Jan Holthausen, schon in der Vorsaison lange verletzt, weitermacht, ist offen.

Also müssen es die jungen Burschen einmal mehr richten. Und die sind richtig gut. In fast allen Altersklassen wurde VV Humann zuletzt Westdeutscher Meister, reiste zu den DM-Titelkämpfen. „Wir sind in NRW der erfolgreichste Verein“, sagt Bach stolz.

Die Planung für die Bundesliga haben bereits begonnen: Außenangreifer Noah Voswinkel wechselt vom TV Hörde aus der 3. Liga nach Steele, Zuspieler Christoph Bielecki rückt aus der Zweiten auf. Ergänzt wird der Kader durch Tobias Schön aus der Oberliga (Libero) und Tom Borchert aus der U18, die beide mit dem Humann Gymnasium Deutsche Vizemeister bei „Jugend-trainiert-für Olympia“ in Berlin geworden sind.

„Alle vier sind wie alle anderen Spieler von uns echte Typen“ lobt Trainer Bach. „Sie haben Qualität, sind ehrgeizig und jeder auf seine Art und Weise ist eine Ergänzung für unser Team. Alle kennen unser Training und den Weg: aufrechte Haltung, hoher Einsatz und Verbesserung der Qualität in Schritten.“

Auch eine Veränderung im Trainerteam

Auch im Trainerteam verändert sich etwas: Brar Ketelsen wird in seine nordfriesische Heimat zurückkehren. Die Lücke schließt Steffen Skrebba (53), in den 90er Jahren Kapitän in der 2. Bundesliga. „Brars Arbeit war exzellent und wir werden ihn vermissen“, räumt Bach ein. „Steffen ist nach 20 Jahren Abwesenheit in die Wolfskuhle zurückgekehrt und wird nun sein Wissen an die Jungs vermitteln. Sein Input wird extrem belebend für uns als Gruppe sein.“

Doch auch bei den Youngstern gibt es Probleme. Top-Talent Lukas Prions fing sich eine Herzmuskelentzündung ein und fällt aus. Simon Schröder ist erst vor Kurzem nach einer Corona-Infektion wieder ins Training eingestiegen, Bastian Schön muss sich nach Corona ebenfalls wieder herankämpfen.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt’s hier:Essen