Essen. Florian Zeutschler, Manager der SGS Essen, wird am Sonntag beim EM-Finale im Stadion sitzen. Darum macht ihn das Nationalteam besonders stolz.

Die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft greift nach dem EM-Titel. Es fehlt allein ein Sieg an diesem Sonntag in London im Finale gegen Gastgeber England. Aber schon jetzt ist das Turnier ein Riesenerfolg, denn die Fußballerinnen erfreuen sich derzeit einer bisher nie dagewesenen Popularität: Über 12 Millionen Zuschauer verfolgten den knappen 2:1-Sieg im Halbfinale über Frankreich live am Fernsehbildschirm. Die Zahl im Endspiel dürfte noch höher liegen. Dazu werden rund 90.000 Fans im Wembleystadion erwartet – darunter selbst Bundeskanzler Olaf Scholz.

Vor Ort möchte auch Florian Zeutschler, Manager des Bundesligisten SGS Essen, sein: „Ich suche noch den passenden Hin- und Rückflug.“ Bereits beim 2:0-Vorrundensieg über Spanien war er gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Dirk Rehage im Stadion. „Die deutsche Mannschaft spielt einfach einen mitreißenden und ansehnlichen Fußball, der selbst die begeistert, die sich sonst nicht für Frauenfußball interessieren. Das muss jetzt nur noch gekrönt werden“, erklärt er.

Manager der SGS Essen sieht gute Chancen für DFB-Elf

Die Chancen im Endspiel schätzt Zeutschler durchaus gut ein, weil die DFB-Auswahl im bisherigen Turnierverlauf ihre Vielseitigkeit, auf unterschiedliche Gegner zu reagieren, mehrfach unter Beweis gestellt hat. „Mal waren sie überlegen oder kontrolliert, dann aber auch kämpferisch stark. Und gegen Frankreich war dann auch das nötige Glück auf deutscher Seite.“ Denn vor dem 2:1-Siegtreffer von Alexandra Popp hätten durchaus auch die Französinnen in Führung gehen können.

Auch Nationalspielerin Linda Dallmann lernte einst das Fußballspielen bei der SGS Essen.
Auch Nationalspielerin Linda Dallmann lernte einst das Fußballspielen bei der SGS Essen. © dpa | Sebastian Gollnow

„England hat sich aber im Turnier in einen Rausch gespielt. Und es muss erstmal gelingen, die 85.000 Zuschauer, die gegen Deutschland sind, auszublenden“, weiß Zeutschler, bleibt aber zuversichtlich. Sein Tipp: „Unsere Mädels gewinnen mit 3:1, weil sie in der Breite und der individuellen Qualität besser sind.“ Und natürlich drückt er den sechs ehemaligen Essenerinnen im deutschen Kader besonders die Daumen.

Marina Hegering und Lena Oberdorf gehörten zuletzt im EM-Halbfinale zur Startelf. Linda Dallmann und Sara Doorsoun wurden eingewechselt. Einen schweren Stand haben dagegen aktuell die Angreiferinnen Lea Schüller und Nicole Anyomi, weil Konkurrentin Popp einen Lauf hat. Ihr Doppelpack gegen Frankreich bedeutete bereits die Turniertreffer fünf und sechs. „Natürlich habe ich unseren Ex-Spielerinnen gratuliert und werde ihnen für Sonntag auch noch einmal viel Erfolg wünschen“, sagt Zeutschler.

Aufmerksamkeit könnte auch dem Essener Bundesligisten gut tun

Mehr Kontakt möchte er gar nicht aufnehmen, damit der Fokus nicht verloren geht. „Aber natürlich sind wir als Verein stolz. Schließlich sind alle bei uns überhaupt erst Nationalspielerinnen geworden.“ Das behauptet Konkurrent Bayer Leverkusen im Fall von Dallmann und Hegering zwar auch von sich, doch richtig ist, dass sie erst nach ihrem Wechsel nach Essen in die DFB-Auswahl vorstießen.

Denn natürlich hofft die SGS, auch von der enormen Aufmerksamkeit am Frauenfußball profitieren zu können. „Beim Halbfinalsieg hatte die TV-Übertragung einen Marktanteil von fast 50 Prozent. Das können wir nach der EM nicht halten, aber ich hoffe, dass mehr Leute zu uns ins Stadion kommen, weil sie ihr Interesse am Frauenfußball entdeckt haben. Oder dass die Wirtschaft erkennt, dass sich Investitionen lohnen“, erklärt Essens Manager.

Und nicht zuletzt werden wohl auch wieder mehr Mädchen Lust bekommen, mit dem Kicken anzufangen. „Ich denke, dass auch manche Eltern das künftig mehr fördern werden.“ Dabei kann sich die SGS hier eigentlich nicht über zu wenig Zulauf beklagen. Selbst während der Corona-Pandemie blieben die Mitgliederzahlen im Nachwuchsbereich konstant. „Aber für Qualität haben wir immer noch Platz“, sagt Florian Zeutschler mit einem Augenzwinkern.

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