Essen. Bundesligist TC Bredeney macht es zum Saisonfinale noch einmal spannend gegen Verfolger Aachen. Warum Titelverteidiger Hilfe aus Wimbledon bekam.

Alles war bereitet für das Finale in der Tennis-Bundesliga. Die Damen den TC Bredeney empfingen im entscheidenden Spiel um den Titel den TK Blau-Weiss Aachen. Doch nicht nur deswegen war es auf der Anlage des TC Bredeney am Samstag brechend voll. Autos mit Kennzeichen aus ganz NRW parkten vor dem Klub. Denn im Kader der Essener waren nicht nur deutsche Spielerinnen wie Laura Siegemund und Anna-Lena Friedsam, sondern auch zwei, die zuletzt auf dem „heiligen Rasen” von Wimbledon für Furore gesorgt hatten: Jule Niemeier und Tatjana Maria. Sie waren extra direkt aus London zum Zeißbogen gekommen, um ihr Team bei der Titelverteidigung zu unterstützen.

Was auch gelang. Dem TC Bredeney reichte eine knappe 4:5-Niederlage, um die zweite Meisterschaft in Folge perfekt zu machen. „Klar, das macht mich und natürlich auch den Verein stolz“, sagte Torsten Rekasch. Nicht nur der Titel an sich, auch der mannschaftliche Zusammenhalt freute den Teammanager des TC Bredeney: „Eine Stunde nach ihrem verlorenen Halbfinale gegen Ons Jabeur hat Tatjana schon gesagt, dass sie auch nach Essen kommt“, sagte er. „Jule hatte da auch schon zugesagt.“

TC Bredeney hat beste Voraussetzungen zum Saisonfinale

Beste Voraussetzung also, um die Mission Titelverteidigung in Angriff zu nehmen. Doch die begann für die rund 700 Zuschauern auf der Anlage des TC Bredeney mit einem Dämpfer. Denn Jule Niemeier, der Wimbledon-Shootingstar, schaffte die Umstellung vom Rasen zur roten Asche dann doch nicht so reibungslos, lieferte ein ansehnliches Spiel, musste sich am Ende Aleksandra Krunic aber mit 3:6, 4:6 geschlagen geben. „Ich wollte auf jeden Fall fürs Team spielen und die Partie auch als Vorbereitung für das anstehende Turnier in Lausanne nutzen“, sagte die 22-jährige Dortmunderin, die zudem betonte, wie gerne sie in der Bundesliga-Mannschaft der Essener spielt.

Wimbledon-Überraschung Jule Niemeier aus Dortmund kämpfte mit dem TC Bredeney um die deutsche Meisterschaft.
Wimbledon-Überraschung Jule Niemeier aus Dortmund kämpfte mit dem TC Bredeney um die deutsche Meisterschaft. © Unbekannt | Jakob Studnar

Doch die Niederlage konnte die Essenerinnen nicht vom Kurs abbringen, hatten sie doch weitere starke Spielerinnen im Aufgebot. Tatjana Maria schlug nicht auf. Die Wimbledon-Halbfinalistin musste wegen einer kleinen Verletzung passen: „Es ist nichts Schlimmes, aber ich möchte nächste Woche in Lausanne fit sein. Da möchte ich noch ein Turnier spielen, um wichtige Punkte für die US Open zu holen“, erklärte die 34-Jährige.

Wimbledon-Halbfinalistin kommt zur moralischen Unterstützung

Eine Wimbledon-Halbfinalistin muss um den Einzug ins Hauptfeld bangen? In diesem Jahr ist das so, denn weder Tatjana Maria noch Jule Niemeier, noch irgendeine andere Spielerin bekommt Punkte für die Weltrangliste bei dieser Auflage von Wimbledon. Für die zweifache Mutter war aber klar, dass sie ihre Mannschaft in Essen unterstützen würde. „Klar, das ist hier so ein tolles Team und ich liebe es, in einer Mannschaft zu spielen“, sagte Maria, die viermal zuvor für den TCB zum Einsatz gekommen war.

https://www.waz.de/sport/lokalsport/essen/aufsteiger-tc-bredeney-muss-sich-am-doppelspieltag-bewaehren-id235836735.html

Diesmal mussten andere die Kohlen aus dem Feuer holen. Einen ersten wichtigen Punkt erkämpfte Mihaela Buzarnescu an Position vier unter Jubel der Zuschauer und sorgte damit für das 1:1 (6:4, 7:5). Weil allerdings Katharina Hobgarski im Champions-Tie-Break an Position sechs verlor, musste der Titelverteidiger weiter zittern.

Saisonfinale gegen Verfolger Aachen ist kein Selbstläufer

Wir wussten, dass es gegen Aachen kein Selbstläufer wird und manchmal ist dann auch in den Köpfen, dass die anderen es schon richten werden“, sagte Rekasch. Die Konstellation vor dem entscheidenden letzten Spiel war so, dass die bislang ungeschlagenen Gastgeber vom Zeißbogen unterm Strich nur zwei Siege einfahren mussten, um den Titel zu sichern.

Das gelang vor einer Regenpause aber noch nicht. Beim Stand von 1:2 ruhten die Bälle für gut eine halbe Stunde. Als die Plätze wieder bespielbar waren, sorgte Laura Siegemund, die gegen die Ungarin Panna Udvardy zunächst beeindruckend losgelegt hatte und wie ein D-Zug durch Satz eins gesaust war (6:0), auch in Satz zwei für Jubel beim Gastgeber: Mit 6:4 machte sie nicht nur den zweiten Durchgang klar, sondern sicherte ihrem Team vorzeitig den Meistertitel.

Selbst bei den Doppeln wurde bis zum letzten Punkt gekämpft

Von den verbliebenen beiden Einzeln sicherte sich jede Mannschaft eines und so ging es beim Stand von 3:3 in die Doppel. Klar hätten der TCB darauf verzichten können, aber er wollte dem Publikum noch mehr gutes, spannendes Tennis bieten. Bis zum letzten Ball kämpften die drei Doppel um die Punkte. Weil aber nur Siegemund/Friedrich für Bredeney siegten, behielten am Ende die Aachener die Oberhand.

„Wir hätten natürlich gerne auch die letzte Partie gewonnen. Aber wenn wir den Titel mitnehmen, dann kann Aachen auch ruhig das Spiel für sich entscheiden. Das nehmen wir dann gerne in Kauf“, so Torsten Rekasch. Einziger Wermutstropfen: „Der Regen hat uns natürlich einige Zuschauer gekostet. Das war schade.“

So haben sie gespielt

TC Bredeney - BW Aachen 4:5.
Einzel:
Siegmund - Udvardy 6:0, 6:4, Niemeier - Krunic 3:6, 4:6, Bara - Hartono 6:3, 6:4, Buzarnescu - Kempen 6:4, 7:5, Friedsam - Vedder 4:6, 3:6, Hobgarski - Benoit 3:6, 7:6 (4), 7:10. Doppel: Siegmund/Fiedsam - Udvardy - Boeykens 6:2, 6:3, Bara/Vögele - Krunic/Benoit 4:6, 0:6, Gerlach/Wagner - HHartono/Vedder 1:6, 4:6.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt’s hier:Essen