Essen. Tusem Essen muss gegen den Abstiegskandidaten Dessau-Roßlauer HV die nächste bittere Pille schlucken. Warum Heimspiel mit einer Pleite endete.

„Gegen Dessau kann man mal verlieren“, sangen die zehn mitgereisten Fans des Dessau-Roßlauer HV kurz vor Schluss am Hallo und übertönten die Fans des Tusem Essen locker, denn diese waren längst verstummt. Sie konnten nicht glauben, dass ihre Mannschaft diese Partie so leichtfertig aus der Hand gegeben hatte und es eine bittere 26:30-Niederlage setzte.

Vor dem Spiel warnte Tusem-Trainer Jamal Naji vor dem Tempospiel der Gäste. Vor allem die „schnelle Mitte“ galt es zu unterbinden, ebenso die Gegenstöße nach Ballgewinnen. Und seine Jungs machten den Eindruck, dass sie diesen Plan verstanden hätten. Die Abwehr stand im ersten Durchgang recht solide, verteidigte phasenweise sogar sehr clever und stahl den Gästen einige Bälle. Zwar ließen die Gastgeber erneut einige Chancen leichtfertig liegen, was sie bereits in den vergangenen Wochen häufig getan hatten, doch es reichte, um auf drei Treffer davonzuziehen.

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Tusem Essen wirft erst zu wenig Tore, dann gar keine mehr

Den einzigen Vorwurf, den sich die Essener in der ersten Hälfte gefallen lassen mussten, war die mangelnde Torausbeute. Sie hätten deutlich höher führen können, eigentlich müssen. So blieb der Gast im Spiel und durfte sich noch Hoffnung für den zweiten Durchgang machen.

Allerdings gab der Tusem alles dafür, diese Hoffnung schnell zunichte zu machen. Er begann mit Schwung, guter Körpersprache und einigen schnellen Treffern. Es schien so, als ob dieser Heimsieg schnell unter Dach und Fach gebracht werden sollte. Dimitri Ignatow war einer der Konterspieler, die die Gegenstöße verwerteten.

Doch so stark die Hausherren begannen, so stark ließen sie nach. Die Schreckensbilanz der Begegnung sollte aus Essener Sicht von Minute zu Minute schlimmer werden: insgesamt fünf verworfene Siebenmeter, zehn technische Fehler und weniger als die Hälfte der Angriffe endete erfolgreich. Einzig Sebastian Bliß konnte seine persönliche Leistung immer weiter steigern, der Tusem-Torwart verhinderte mit seinen insgesamt 15 Paraden Schlimmeres.

Gestolpert: Tom Bergner von Tusem Essen im Zweikampf mit Max Emanuel vom Dessau-Roßlauer HV..
Gestolpert: Tom Bergner von Tusem Essen im Zweikampf mit Max Emanuel vom Dessau-Roßlauer HV.. © Michael Gohl

Torwart Sebastian Bliß verhindert sogar noch Schlimmeres

Umso bitterer, dass es ihm seine Kollegen im Angriff nicht dankten. Sie scheiterten ein ums andere Mal am gegnerischen Keeper Julian Malek, der für die Gäste zum Helden wurde. In der Schlussphase hatten Dessaus Timo Löser und Jakub Hrstka zu leichtes Spiel und besorgten den Auswärtssieg, der im Abstiegskampf enorm wichtig ist.

„Wie konnten wir dieses Spiel verlieren?“, fragte sich Essens Trainer Jamal Naji. Sein Plan ging eigentlich auf, lediglich die Tore fehlten. „Aber wir müssen uns ankreiden, dass wir ab der 50. Minute das Selbstbewusstsein vermissen ließen, ärgerte sich der 35-Jährige. Auch Ignatow, der im Hinspiel noch mit zehn Treffern der Matchwinner war, war unzufrieden: „Das ist sehr ärgerlich, wir wollten den Zuschauern ein gutes Spiel liefern. Dann mit vier Toren Unterschied zu verlieren, ist einfach Mist.“

Die im Vorfeld angekündigte „Wundertüte“ aus Sachsen-Anhalt erwies sich für den Tusem als pure Enttäuschung. Daran hatte er allerdings selbst Schuld und wird nun versuchen müssen, in den verbleibenden Spielen den Frust in positive Erlebnisse umzuwandeln, „denn die Saison ist noch nicht vorbei. Wir müssen was tun“, sagt Naji.

So haben sie gespielt

Tusem – Dessau-Roßlauer HV 26:30 (15:13). Tusem: Bliß, Diedrich; Beyer (5/2), Ellwanger, Glatthard, Rozman (1), Dangers, Becher (3), Ignatow (4), Szczesny (1), Bergner (3), Müller (2), Firnhaber (6), Seidel, Klingler (1/1).
Dessau:
Malek, Ambrosius; Löser (6), Hrstka (6/1), Sohmann (4/2), Bielzer, Schmidt, Haeske, Gliese, Danneberg (2), Neumann, Scheithauer (2), Baumgart, Emanuel (3), Seidler (2), Pust (5).

Siebenmeter: 3/8 – 3/3. Strafminuten: 8 – 8.
Schiedsrichter:
S.Tiyagarajah (Köln)/R.Tiyagarajah (München). Zuschauer: 1023.


Spielfilm: 2:1 (5.), 4:4 (10.), 6:7 (14.), 11:8 (20.), 13:10 (25.), 15:13 (30.) – 18:15 (35.), 20:19 (40.), 22:22 (45.), 23:24 (50.), 23:26 (55.), 26:30 (60.).

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