Essen. Essener dürfen erstmals wieder 500 Zuschauer in die Halle lassen. Die sehen ein 27:29 des Absteigers gegen den Tabellennachbarn Ludwigshafen.

Über ein Jahr brannte die Schnur, jetzt gab es zumindest eine kleine Stimmungsexplosion. Zum ersten Mal seit dem Aufstieg freute sich der Tusem Essen über Fans in der Sporthalle „Am Hallo“, die ihre Mannschaft auch lautstark unterstützten, am Ende jedoch eine Niederlage sahen. Das Team von Trainer Jamal Naji unterlag dem Abstiegskandidaten Eulen Ludwigshafen mit 27:29 (16:13). Die Gastgeber wiederum stehen bereits als Absteiger fest.

Es war ein besonderer Moment: Nach 456 Tagen öffneten sich wieder die Türen der Stoppenberger Halle für die Rückkehr der Fans. Die trommelten den Staub von den Klatschpappen, machten Lärm wie in einer ausverkauften Halle und sogar das Kostüm des Maskottchens „Elmar“ saß noch wie angegossen – keine Spur von Corona-Pfunden.

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Tusem Essen startet hochmotiviert in die Partie

Nachdem auch Oberbürgermeister Thomas Kufen ein paar Grußworte über die Lautsprecher sagte, verbreitete sich in der Halle so etwas wie ein „Alles-wird-gut-Gefühl“. Ein Stück Normalität kam an diesem Abend zurück. Nur eines hat sich nicht geändert: Der Tusem gibt Führungen aus der Hand.

Erstmals wieder ein Spiel vor Zuschauern: Lucas Firnhaber von Tusem Essen im Angriff gegen den Ludwigshafener Azat Valiullin.
Erstmals wieder ein Spiel vor Zuschauern: Lucas Firnhaber von Tusem Essen im Angriff gegen den Ludwigshafener Azat Valiullin. © Unbekannt | Michael Gohl

Dabei begannen die Gastgeber mit der starken Unterstützung im Rücken hochmotiviert und in der Abwehr aggressiv. Teilweise sahen die Schiedsrichter übermotivierte Essener, weshalb sie viele Zeitstrafen verteilten – vielleicht auch die eine oder andere zu viel auf beiden Seiten.

Ludwigshafen hatte Schwierigkeiten, die Kontrolle zu übernehmen, weil der Tusem mit viel Tempo loslegte und mit Lukas Diedrich einen gut eingestellten Torhüter zwischen den Pfosten hatte. Teilweise konnten die Eulen ihre Köpfe gar nicht so schnell drehen, wie ihre Gegner an ihnen vorbeiflitzten. Eloy Morante, Noah Beyer und auch Justin Müller besorgten die verdiente 16:13-Führung zur Pause.

Fouls stoppen immer wieder den Spielfluss

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Insgesamt gab es viele zähe Phasen in der Partie. Immer wieder wurde der Spielfluss durch Fouls unterbrochen und aufgrund der guten Abwehrreihen, zogen sich die Angriffe wie Kaugummi. Dies kam den Gästen aus Rheinland-Pfalz mehr entgegen, denn sie behielten die Geduld und waren damit erfolgreich.

In der zweiten Halbzeit bekam der Tusem Probleme. Jede Chance war hart erarbeitet und wurde dann auch noch zum Teil zu leichtfertig vergeben. Und auf der anderen Seite ging der Vorhang auf für die Wagner-Festspiele. Hendrik Wagner war nicht mehr zu stoppen und traf für die Eulen nach Belieben. Satte zehn Treffer steuerte der Rückraumspieler bei und stellte somit die Begegnung auf den Kopf.

Der Tusem gab sich zwar nicht auf, aber ließ letztendlich zu viele Möglichkeiten liegen und musste zusehen, wie die Gäste den für sie wichtigen Erfolg feierten. Ihnen dürfte ein großer Stein vom Herzen gefallen sein, denn diese zwei Punkte könnten im Abstiegskampf Gold wert sein.

Trainer Jamal Naji ärgert sich über das Ergebnis

„Mir fehlen ein bisschen die Worte, wie wir dieses Spiel noch verlieren können“, sagte Noah Beyer nach der Niederlage und tat sich schwer mit der Analyse. Doch klar war für den Essener Linksaußen, dass er das Heimspiel gemeinsam mit den Fans trotz allem genießen konnte: „Es war wirklich ein Gänsehaut-Moment, als wir in die Halle eingelaufen sind. Das war sehr schön, endlich mal wieder so eine laute Halle zu haben. Wir hätten den Zuschauern gerne den Sieg geschenkt.“

Auch Trainer Jamal Naji ärgerte sich über das Ergebnis und darüber, dass seine Mannschaft am Ende zu viele Chancen liegen gelassen hatte. Aber auch er freute sich über die Fan-Rückkehr: „Es hat unfassbar Bock gemacht. Die Fans haben uns 60 Minuten lang durchgepeitscht, das war Wahnsinn. Ich hatte ganz vergessen, wie sich das anfühlt. Einfach toll.“

So haben sie gespielt

Tusem Essen – Eulen Ludwigshafen 27:29 (16:13).

Tusem: Bliß, Diedrich; Beyer (8/4), Rozman, Durmaz, Homscheid, Becher, Ignatow (4), Szczesny, Müller (4), Firnhaber (4), Seidel, Morante (3), Klingler (1), Kluth (1), Zechel (2).

Eulen: Tomovski, Skof; Dietrich (1), Scholz, Haider, Remmlinger (4), Falk (3), Durak, Bührer, Mappes (4), Wagner (10/3), Meddeb (1), Neuhaus (3), Valiullin (3), Klimek, Klein.

Siebenmeter: 3/5 – 4/4. Strafminuten: 16 – 10.

Schiedsrichter: R.Thiyagarajah/S.Thiyagarajah (Gummersbach).

Zuschauer: 478.

Spielfilm: 2:1 (5.), 4:2 (10.), 7:5 (15.), 10:9 (19.), 13:10 (25.), 16:13 (30) – 18:17 (35.), 20:18 (40.), 21:20 (45.), 21:21 (47.), 23:24 (53.), 26:26 (57.), 27:29 (60.).

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