Essen. Abstiegskandidat aus Essen liegt bis Mitte zweiter Halbzeit gegen den Europapokalsieger vorn. Danach können Gastgeber aber nicht mehr mithalten.

Mal wieder stand nach einem Spiel des Tusem Essen in der Handball-Bundesliga imaginär das Wort „schade“ in fetten Buchstaben in der Halle. Der Aufsteiger verlangte dem großen Favoriten SC Magdeburg alles ab, stand letztendlich aber wie schon so oft in dieser Saison mit leeren Händen da. Das 26:31 (16:12) hätte anders ausgehen können, wohl auch müssen.

Nachdem sich die frischgebackenen Gewinner der European League ins Goldenen Buch der Stadt Magdeburg eingetragen hatten, durften sie nun ihre Grüße im Essener Gästebuch hinterlassen. Und in der Tat: Die Männer aus Sachsen-Anhalt waren anfangs sehr nette Gäste, brachten dem Tusem gleich mehrere Geschenke mit ins Ruhrgebiet.

SC Magdeburg in der ersten Hälfte überhaupt nicht im Spiel

Denn der SCM war in der ersten Halbzeit überhaupt nicht im Spiel, was Trainer Bennet Wiegert seinen Jungs in der ersten Auszeit mehr als deutlich machte: „Wir sind gar nicht da. Schaltet endlich euren Kopf ein“, brüllte der 39-Jährige seinen Spielern ins Gesicht.

Magdeburg schien den Kampfgeist noch beim Europapokal-Finale in Mannheim gelassen zu haben und war mental nicht wirklich anwesend. Der Favorit tat sich schwer, haderte mit dem eigenen Spiel, den Schiedsrichtern, aber auch mit dem Gegner. Denn der Tusem war von Beginn an hellwach und trat sehr mutig auf, fast schon respektlos.

Der Essener Spielmacher Justin Müller versucht sich gegen die Magdeburger Omar Ingi Magnusson und Magnus Gullerud durchzutanken.
Der Essener Spielmacher Justin Müller versucht sich gegen die Magdeburger Omar Ingi Magnusson und Magnus Gullerud durchzutanken. © Michael Gohl

Teilweise vernaschte der Aufsteiger den Europapokalsieger, unter anderem täuschte Eloy Morante mit einer flinken Drehung gleich mehrere Abwehrspieler des SCM und bereitete so den nächsten Treffer von Noah Beyer vor. Die Gäste konnten über weite Strecken der ersten Halbzeit nicht mithalten, vor allem beim Tempospiel.

Tusem Essen wirkt frischer und lockerer als der Favorit

Die Essener wirkten frischer und lockerer, was sich auch im Zwischenstand ausdrückte. Das 13:8 (20.) war absolut verdient. Dies lag nicht nur am erfolgreichen Offensivspiel, sondern auch an einer konzentriert arbeitenden Deckung. Tim Zechel, Dennis Szczesny und Co. hielten das Star-Ensemble um Michael Damgaard auf Abstand und zeigten die nötige Aggressivität.

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Dazu kam ein gut aufgelegter Lukas Diedrich im Tor, der allein im ersten Durchgang schon acht Paraden verzeichnen konnte. Magdeburgs Trainer hatte sich den Abend sicherlich deutlich entspannter vorgestellt, vor allem nach den großen Feierlichkeiten der letzten Tage. Doch Wiegert war sicher einer der Aktivsten bei den Gäste und war mehr als unzufrieden. Dementsprechend lautstark und deutlich dürfte die Ansprache in der Halbzeitpause gewesen sein.

Jeder Fehler der Gastgeber wird bestraft

Seine Mannschaft wirkte fortan etwas wacher und cleverer, die Abwehr legte zu. Zwar spielte der Tabellenvierte nicht am Limit, dennoch reichte es, um den Tusem hier und da aus der Spur zu bringen. Angetrieben von einem deutlich verbesserten Michael Damgaard fanden die Gäste immer wieder den Weg zum Tor und ließen nun kaum noch Chancen liegen. Jeder Fehler der Essener wurde ab sofort bestraft. Und die Gastgeber leisteten sich wieder mehr davon.

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Ab der 45. Minute kippte die Begegnung. Zum Teil war es Fahrlässigkeit, zum Teil Pech oder aber die gegnerischen Torhüter. Tobias Thulin und später auch Jannick Green fischten wichtige Bälle weg und gaben ihren Mitspielern Rückenwind. Am Ende fehlte dem Tusem auch die Cleverness, die ihn in der ersten Halbzeit noch ausgezeichnet hatte. Somit setzte sich also doch noch der hohe Favorit durch.

„Es ist natürlich sehr schade, dass wir als Mannschaft über 50 Minuten ein überragendes Spiel machen, am Ende aber wieder ohne Punkte dastehen. Das ist ernüchternd und bitter“, sagte Essens Torhüter Lukas Diedrich nach dem Duell mit seinen Ex-Kollegen aus Magdeburg. Und der SCM dürfte dann doch mit Freude in das Gästebuch geschrieben haben.

So haben sie gespielt

Tusem – SC Magdeburg 26:31 (16:12).

Tusem: Bliß, Diedrich; Beyer (5/3), Rozman (4), Durmaz, Homscheid, Becher (1), Ignatow (3), Szczesny, Müller (4/3), Firnhaber, Seidel, Morante (4), Klingler (1), Kluth, Zechel (3).

Magdeburg: Thulin, Green; Musa, Chrapkowski (1), Kluge, Steinert, Pettersson (1), Magnusson (12/9), Hornke (1), Gullerud (1), Mertens (4), O’Sullivan, Bezjak (1), Damgaard (9), Preuss.
Siebenmeter:
6/10 – 9/10.

Strafminuten: 6 – 4.

Spielfilm: 5:3 (6.), 8:6 (11.), 11:6 (16.), 13:8 (20.), 14:10 (25.), 16:12 (30.) – 16:14 (35.), 18:16 (40.), 22:19 (45.), 23:24 (50.), 23:27 (53.), 25:27 (56.), 26:31 (60.).

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