Essen. Essener Frauenfußball-Bundesligist vertraut dualem System von Sport und Ausbildung. Gastgeberinnen am Mittwoch sind einem Profiklub angegliedert.

Erst der Wintereinbruch, dann positive Corona-Tests beim Gegner: Die Partie der SGS Essen bei Eintracht Frankfurt ist schon zwei Mal abgesagt worden. An diesem Mittwoch (Anstoß: 19.15 Uhr) nehmen die Bundesliga-Fußballerinnen nun den dritten Anlauf.

Gerne hätten die Verantwortlichen schon am vergangenen Wochenende gespielt, um die Strapazen für die berufstätigen Spielerinnen gering zu halten, doch das war wegen der TV-Übertragung von Eurosport nicht machbar. Dafür können nun die Anhänger beider Klubs die Begegnung live am Bildschirm verfolgen.

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Frankfurterinnen wollen an ihre alten Erfolge anknüpfen

Drei Mal beendete die SGS die Saison zuletzt genau einen Platz vor den Hessinnen, die sich vor dieser Spielzeit der Eintracht anschlossen. Geplant ist, mit Hilfe der gestiegenen Finanzkraft durch den Lizenz-Verein im Rücken nun wieder perspektivisch an die Erfolge früherer Zeiten anzuknüpfen.

Zu Beginn der „Nullerjahre“ dominierte der damalige 1. FFC Frankfurt den nationalen wie kontinentalen Frauenfußball und holten sechs Meistertitel und gewannen vier Mal die Champions-League. Acht Mal triumphierten die Frankfurterinnen im Pokal – letztmals übrigens 2014 im Finale gegen die SGS.

Birgit Prinz, Kerstin Garefrekes und Nadine Angerer sind mit der Erfolgsgeschichte dieses Klubs untrennbar verbunden. Allerdings hatte der FFC seinen Platz an der nationalen Spitze nicht verteidigen können. So liegt der letzte Meistertitel schon 13 Jahre zurück.

Ein intaktes Team: Carlotta Wamser, Selina Ostermeier und Jill Baijings von der SGS Essen vorm Spiel gegen den SV Meppen.
Ein intaktes Team: Carlotta Wamser, Selina Ostermeier und Jill Baijings von der SGS Essen vorm Spiel gegen den SV Meppen. © Michael Gohl

SGS Essen könnte mit einem Sieg gleichziehen

Vier Mal in Folge stand danach Turbine Potsdam ganz oben, seit 2013 aber machen der VfL Wolfsburg und Bayern München den Titelkampf unter sich aus. Die Möglichkeit, den Anschluss an das Top-Duo wiederherzustellen, sahen die Verantwortlichen offenbar nur unter dem Dach der Eintracht. Doch kurzfristig konnten die Gastgeberinnen noch nicht an alte Zeiten anknüpfen. Zwar hat Frankfurt die SGS in der Tabelle wieder knapp überholt, ist als Sechster aber weit entfernt von der Spitze.

Die Essenerinnen könnten an diesem Mittwoch nach Punkten mit der Eintracht wieder gleichziehen. Sportlich liegen beide praktisch gleichauf, doch die Vereinsstruktur könnte unterschiedlicher kaum sein. Denn die SGS möchte weiter auf eigenen Beinen stehen, statt sich einem männlichen Lizenz-Verein anzuschließen. „Ich sehe da für uns auch keine Notwendigkeit“, erklärt Manager Florian Zeutschler. „Wir bestreiten weiter erfolgreich unseren Weg. Von daher ist das gar kein Thema.“

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Weiterhin auf Talente und Berufsausbildung setzen

Und für diesen Weg sind zwei Dinge entscheidend: die Talentförderung und das duale System. So wird Schönebeck weiter darauf setzen, junge Spielerinnen selbst für die Eliteliga auszubilden und ihnen dort Spielpraxis zu verschaffen. Gleichzeitig möchte der Verein die Spielerinnen bei ihrer beruflichen Ausbildung unterstützen, die neben der sportlichen Karriere für die Lebensplanung nicht weniger wichtig ist.

„Das muss als Gesamtpaket stimmen“, meint Zeutschler. Und wenn man unter diesen Umständen Lizenz-Vereinen wie Eintracht Frankfurt zwar nicht finanziell, dafür aber auf dem Platz auf Augenhöhe begegnet, zeugt das von guter Arbeit an der Ardelhütte. „Wenn wir so auftreten, wie wir es in der zweiten Halbzeit gegen Leverkusen gemacht haben, dann haben wir eine realistische Chance, dort zu punkten“, sagt jedenfalls Essens Trainer Markus Högner.