Essen. Essener Aufsteiger stehen auf dem vorletzten Tabellenplatz, geben sich im Kampf um den Klassenerhalt aber nicht auf. Das Kiel-Spiel macht Mut.

Da saßen sie nun und hatten noch reichlich Gesprächsbedarf. Nach dem furiosen Kampf gegen den eigentlich übermächtigen Gegner THW Kiel waren die Spieler des Tusem Essen noch nicht in der Laune, in der Kabine zu verschwinden und die Partie einfach abzuhaken, sondern besprachen auf der Spielerbank das Erlebnis, den Rekordmeister wenige Minuten zuvor fast geärgert zu haben.

Dass die Essener am Ende mit 27:31 verloren hatten, war Rechtsaußen Dimitri Ignatow fast schon egal. „Wir wollten gegen die beste Mannschaft der Welt einfach nur Spaß haben und schauen, was dabei herauskommt. Dass wir Kiel so lange ärgern konnten, macht mir einfach nur Freude.“ Tatsächlich hatten die Norddeutschen mehr Arbeit, als sie sich im Vorfeld womöglich gedacht hatten.

Denn der Tusem fuhr einen frechen Angriff nach dem anderen und war in der Abwehr mehr als nur unbequem. Letztendlich waren es die Erfahrung und die individuelle Klasse des THW, die für das Endergebnis sorgten. Domagoj Duvniak und Patrick Wiencek waren in der Schlussphase nur schwer aus dem Weg zu räumen, zudem hatte der dänische Weltmeister Niklas Landin im Tor auch noch seine Hände im Spiel.

Dimitri Ignatow (links) hier mit  Eloy Morante Maldonato, sieht noch gute Chancen im Abstiegskampf.
Dimitri Ignatow (links) hier mit Eloy Morante Maldonato, sieht noch gute Chancen im Abstiegskampf. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Für die ganz große Überraschung reichte es, trotz eines leidenschaftlichen und mutigen Auftritts, am Ende nicht. Also auch nicht für Punkte, die der Tusem im Abstiegskampf dringend benötigt. Klar, solche Spiele gehen nicht in die Punkterechnung eines Aufsteigers mit ein. Doch die Partien werden immer weniger und die Essener haben sich schon zahlreiche Ausrutscher auf dem Weg zum rettenden Ufer erlaubt.

Bittere Niederlage in Balingen

Jüngstes Beispiel: die bittere 28:31-Niederlage in Balingen. Zudem schmerzen die beiden verlorenen Duelle gegen den direkten Konkurrenten Nordhorn-Lingen. In der Konjunktiv-Welt wäre die Mannschaft von Trainer Jamal Naji dementsprechend auf einem Nichtabstiegsplatz. In der realen Welt ist es der vorletzte Rang.

Für Dimitri Ignatow, der eine starke Leistung und mehrere spektakuläre Tore gegen die Kieler erzielte, ist der Klassenerhalt trotz des Sechs-Punkte-Rückstands immer noch möglich: „Ich bin immer noch der Meinung, dass wir das schaffen können. Es ist einfach noch zu früh, über die 2. Liga nachzudenken und sich damit abzufinden. Wir wollen das, ich sage mal, Unmögliche noch möglich machen.“

Pflichtaufgaben gegen Ludwigshafen und Coburg

Mit Blick auf das Restprogramm wird sich der Tusem jedenfalls nicht mehr allzu viele Niederlagen erlauben dürfen, was nicht wirklich einfach werden dürfte. Unter anderem wartet das Rückspiel in Kiel und weitere Top-Teams wie die Rhein-Neckar Löwen oder der SC Magdeburg. Auf der anderen Seite gilt es die Pflichtaufgaben zu erfüllen, zu denen Ludwigshafen und Coburg zählen.

Es bedarf schon einer enormen Kraftanstrengung, um dieses Ziel noch erreichen zu können. Dass der Tusem dazu bereit ist seine Grenzen zu überschreiten, hat er in dieser Saison schon mehrfach bewiesen. Immer wieder zeigte er gute Leistungen, teilweise deutlich über den Erwartungen. Einzig die Zähler blieben aus, stattdessen hagelt es regelmäßig Komplimente.

Die Mannschaft bleibt weitestgehend zusammen

Da die Mannschaft der Essener weitestgehend so zusammenbleibt, dürften selbst bei einem Abstieg die Chancen auf eine Zukunft in der 1. Liga nicht unrealistisch sein. Denn der Tusem hat das Zeug dazu, den schnellen Weg zurück antreten zu können. Doch daran denken will offiziell noch keiner. Elf Spiele haben die Essener noch Zeit, um die Klasse zu halten, jeder Punkt kann am Ende entscheidend sein.

Das Restprogramm des Tusem: Bergischer HC (Heim), DHfK Leipzig (Heim), Frisch Auf Göppingen (Auswärts), SC Magdeburg (Heim), THW Kiel (Auswärts), Eulen Ludwigshafen (Heim), HSG Wetzlar (Auswärts), TSV Hannover-Burgdorf (Auswärts), Rhein-Neckar Löwen (Heim), HSC Coburg (Auswärts).

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