Essen. Für die Essener beginnt die Handballsaison erst mit einem Auswärtsspiel beim TBV Stuttgart, das Heimspiel wurde in den November verschoben.

Lang genug musste der Tusem Essen auf seine Rückkehr in die Handball-Bundesliga warten. Nach sieben Jahren Abstinenz ist es nun aber wieder so weit: als eine der jüngsten Mannschaften der Liga startet der Traditionsklub in die neue Saison im Oberhaus. Die Vorfreude ist groß, obwohl der Aufsteiger vor einer schier unlösbaren Aufgabe zu stehen scheint. „Natürlich wird der Klassenerhalt ein sehr schweres Unterfangen“, weiß der neue Trainer Jamal Naji, „aber wir werden natürlich jeden Tag maximal dafür arbeiten und alles tun.“

Tusem hat noch eine Menge Luft nach oben

In der langen Vorbereitung konnte der 34-Jährige dafür die ersten Grundsteine legen, um eine schlagfertige Mannschaft zu formen. „Ich bin mit den Fortschritten schon sehr zufrieden. Aber wir haben auch noch eine ganze Menge Luft nach oben“, berichtet der neue Cheftrainer, der im Sommer vom TSV Bayer Dormagen nach Essen kam. Allen voran stand die Abwehrarbeit ganz oben auf dem Trainingsplan. Naji konnte im Training und in einigen Testspielen beobachten, dass die Defensive an Qualität hinzugewonnen hat. Ein wichtiger Grundstein, um die Anzahl der Gegentore in der neuen Saison in Grenzen zu halten. „Das hat oberste Priorität“, betont der TuSEM-Trainer.

Rund um Kapitän Jonas Ellwanger soll eine stabile 6:0-Deckung gebildet werden, die dann im nächsten Schritt schnell auf Offensivmodus umschalten soll. Genau da sieht Jamal Naji noch Verbesserungspotenzial: „Wir werden sehr viele Angriffe durch unser hohes Tempospiel fahren, das ist gut. Aber im taktischen Angriff können wir noch Schritte nach vorne machen. Da geht es noch an die Feinabstimmung“. Der Trainer sieht das Offensivspiel seiner Mannschaft als Schachspiel, bei dem die Akteure mit kleinen, aber cleveren Bewegungen für den Gegner gefährlich werden sollen.

Erste Standortbestimmung beim TVB Stuttgart

Inwieweit der Aufsteiger aus dem Ruhrgebiet konkurrenzfähig sein kann, wird sich schon zu Saisonbeginn zeigen. Die erste echte Standortbestimmung ist die Auswärtspartie beim TVB Stuttgart. Eigentlich würde der Tusem schon am 1. Oktober daheim gegen Göppingen antreten, doch die Partie wurde mit einer Sondergenehmigung in den November verlegt, weil die Lichtanlage in der Sporthalle „Am Hallo“ noch aufgerüstet werden muss. Somit haben die Essener auch eine Woche mehr Zeit, um sich vorzubereiten.

Der einzige Tusem-Akteur mit Erstliga-Erfahrung: Dimitri Ignatow (rechts).
Der einzige Tusem-Akteur mit Erstliga-Erfahrung: Dimitri Ignatow (rechts). © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Darin sieht Naji allerdings keinen Vorteil, ganz im Gegenteil: „Wir hätten viel lieber direkt gespielt. Die Jungs sind schon wie Bullen, die jetzt aus dem Käfig gelassen werden wollen. Die wollen sich die Hörner abstoßen und einfach zocken.“ Eine hungrige und motivierte Mannschaft freut sich also auf den Saisonstart. Viel Erstliga-Erfahrung können die Jungs von der Margarethenhöhe allerdings nicht aufweisen. Einzig Neuzugang Dimitri Ignatow konnte zuletzt Einsätze in der 1. Liga verbuchen, für die MT Melsungen kam der Rechtsaußen bislang immerhin auf 44 Treffer in insgesamt 61 Spielen.

Keine teuren Spieler verpflichtet

Zudem ist der Tusem seiner Linie treu geblieben und hat keine teuren Spieler verpflichtet, sondern junge. Eloy Morante Maldonado (22, Bayer Dormagen, RM), Lukas Becher (20, Leichlinger TV, LA), Tolga Durmaz (20, Füchse Berlin, KM), Lukas Diedrich (20, SC Magdeburg, TW) und Arne Fuchs (21, Opladen, TW) sind die weiteren Neuzugänge in einer Mannschaft, die mit einem Durchschnittsalter von 23,2 Jahren zu den jüngsten der Liga zählt.

„Wir haben ganz junge Spieler, die natürlich zum Teil auch noch ihre Zeit brauchen, um sich zu entwickeln. Aber jetzt haben sie schon mal eine gute Möglichkeit, ihre Erstliga-Tauglichkeit zu beweisen“, sagt Trainer Jamal Naji. Und das dürfte nicht nur für die ganz jungen Spieler des Tusem Essen in der neuen Saison gelten.