Essen. Essener Handball-Erstligist trifft an diesem Donnerstag auf Spitzenreiter Flensburg. Für Tusem-Trainer Naji ist es nicht mehr als Liga-Alltag.
Es sind genau solche Begegnungen, die man sich als Handballer erträumt: ein Heimspiel gegen eine Mannschaft, die zu den besten der Welt zählt. Die Jungs des Tusem Essen stehen genau vor so einem Duell, denn der Aufsteiger empfängt an diesem Donnerstag den Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt (19 Uhr, Am Hallo).
Das Duell wird weiterhin ohne Fans auf den Rängen stattfinden und mit nur geringen Aussichten für die Gastgeber auf Punkte. Doch darum geht es Trainer Jamal Naji unter den gegebenen Umständen auch nicht zwingend: „Ich gehe das Spiel gar nicht so ergebnisorientiert an“, sagt der 34-Jährige, „wichtiger ist, dass wir durch solche Partien Mut und Selbstvertrauen sammeln.“
- Auswärtsspiel: Melsungen zu stark
- Transfermarkt: Talent wechselt nach Dänemark
- Hoffnung: Defensive hat sich stabilisiert
Ausgangslage für Tusem ist eindeutig
Einen so großen Gegner zu schlagen, gleiche einem „Wunder“ und im Prinzip reicht schon ein Blick auf die Tabelle der Handball-Bundesliga, um die Ausgangslage des Tusem realistisch einschätzen zu können. Die Essener sind weiterhin akut in Abstiegsgefahr auf Rang 18, die Norddeutschen führen die Tabelle an und nehmen Kurs auf die Deutsche Meisterschaft.
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„Wir können in so einem Spiel eigentlich nicht verlieren“, meint Trainer Naji. „Wenn wir mit 15 Toren Unterschied verlieren, dann ist das für viele wie erwartet. Wenn wir knapp verlieren, ist es schon überragend. Und wenn wir irgendwie, also irgendwie, tatsächlich punkten sollten, dann wäre das mehr als nur eine Überraschung.“
Norddeutschen sind international aufgestellt
Aber nicht nur die Tabelle drückt aus, wie groß der Unterschied zwischen beiden Teams ist. Auch der Kader der Flensburger spricht für sich, denn es gibt bei den Gästen kaum einen Spieler, der nicht für seine jeweilige Nationalmannschaft aufläuft. Angefangen bei den Torhütern Benjamin Buric (Bosnien-Herzegowina) und Torbjörn Bergerud (Norwegen), über die deutschen Nationalspieler Johannes Golla und Franz Semper, bis hin zu den aktuellen Weltmeistern Lasse Svan und Mads Mensah Larsen (beide Dänemark).
Auf Essener Seite gibt es mit Lukas Diedrich oder Laurenz Kluth zwar Jugend-Nationalspieler, doch die Mannschaft verfügt nicht im Ansatz über die Erfahrung des Gegners. Das ist allerdings kein Grund für den Tusem die Partie abzuschenken. „Ich werde, genauso wie bei allen anderen Spielen auch, vor dem Anwurf meinen Schlachtruf machen. Ich frage die Jungs immer: ‚Wer will gewinnen?‘ und ich hoffe, dass ich auch dieses Mal ein kräftiges ‚Wir!‘ höre“, plaudert der Trainer aus dem Nähkästchen.
Vielleicht kehrt Dennis Szczesny wieder zurück
Für Naji hat dieses Duell keine spezielle Bedeutung, er bereite sich darauf vor wie auf jedes andere Spiel. „Aber ich denke für die Jungs ist es schon was ganz Besonderes, zu Hause gegen Flensburg zu spielen.“
Möglicherweise kommt auch Dennis Szczesny in den Genuss dieses Heimspiels. Der Rückraumspieler musste zuletzt wegen einer Schultereckgelenkssprengung wochenlang pausieren, ist nun aber in das Mannschaftstraining zurückgekehrt. Ob der 27-Jährige tatsächlich schon gegen Flensburg spielen kann, wird sich wohl kurzfristig entscheiden. Schaden dürfte es dem Tusem sicher nicht, Szczesny könnte die Abwehr unterstützen und in der Offensive noch etwas mehr Durchschlagskraft mit auf die Platte bringen.
Gute Defensive allein wird nicht reichen
Für den Tusem wird es gegen die bärenstarken Flensburger wieder auf eine gute Defensive ankommen. „Für uns wird auch unsere Torwart-Leistung wichtig sein. Wenn die gut ist, dann steigen unsere Chancen für einen Erfolg erheblich“, hat Jamal Naji analysiert.
Allerdings werde das allein wohl nicht reichen: „Wir brauchen drei, vier Spieler, die über ihrem Maximum spielen. Und der Rest muss auch auf einem Top-Level agieren“, betont der Trainer. Dann dürfte es auch der große Favorit in Essen nicht einfach haben.