Essen. Ob die Skaterhockey-Bundesliga im April den Spielbetrieb aufnehmen kann, ist noch offen. Europacup in Essen ist ebenfalls fraglich.

Acht deutsche Titel, dazu acht weitere auf internationaler Ebene – der SHC Wohnbau Rockets Essen ist seit rund zehn Jahren der erfolgreichste Skaterhockey-Club Europas. Doch anders als in vielen anderen Bundesligen ruht bei den Skatern seit einem knappen Jahr der Spielbetrieb. „Wir sind trotz aller Erfolge eben doch nur eine Randsportart", stellt der 1. Vorsitzende Thomas Böttcher fest.

Eigentlich wäre Böttcher gerade mitten in den Vorbereitungen für die neue Saison, die traditionell immer im März beginnt. Reisevorbereitungen, letzte Gespräche mit Sponsoren und viel Koordination – die Wochen bedeuteten immer viel Stress. Doch Corona machte den Skaterhockey-Akteuren zum zweiten Mal einen Strich durch die Rechnung. Im letzten Jahr wurde die Saison nach dem ersten Spieltag abgebrochen, in diesem Jahr hat der Verband den Start bereits um einige Wochen nach hinten verlegt, demnach soll es am 10./11. April losgehen. „Allerdings steht weiterhin in den Sternen, ob das wirklich realistisch ist“, zweifelt der Rockets-Chef.

Einige Wochen, um Rhythmus aufzunehmen

Denn die Erfahrungen aus dem ersten Lockdown haben gezeigt, dass die Kontakt-Sportarten, zu denen Skaterhockey gehört, als letzte wieder erlaubt werden. „Selbst wenn wir grünes Licht für die Saison bekämen, benötigen wir erst einmal einige Wochen, um wieder reinzukommen und den Rhythmus zu finden."

Und Böttcher befürchtet, dass die Zwangspause Folgen haben wird: „Die meisten Spieler der Ersten und auch die Mitglieder der sieben Nachwuchsmannschaften werden sicher etwas Übergewicht haben. Auch wenn wir zweimal wöchentlich Onlinetraining angeboten haben, ist das eben nicht das Gleiche wie eine Einheit in der Halle.“

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Abgesehen von den sportlichen Problemen plagt den Verein auch die finanzielle Unsicherheit. „Wir wissen noch gar nicht, ob alle Kinder nach der langen Zeit dem Sport treu bleiben. Wir haben recht hohe Mitgliedsgebühren, dazu kommen mögliche Probleme mit der Ausrüstung und den Skates, aus denen die Kids nach einem Jahr vielleicht herausgewachsen sind.“ Und das Bundesliga-Team ist finanziell ebenfalls nicht gerade auf Rosen gebettet. Viele Sponsoren halten sich momentan bedeckt, es gibt auf beiden Seiten zu viele Unwägbarkeiten, die eine Saisonplanung weiter erschweren.

Überzeugungsarbeit fällt derzeit schwer

Böttcher ist zwar auch mit einigen Stadttöchtern in Verhandlungen, aber die Überzeugungsarbeit fällt schwer in diesen Zeiten. „Ich finde es sehr schade, dass manche Vereine Zuwendungen vom Staat bekommen, weil sie professionell oder olympisch sind, wir als Amateure dagegen im Regen stehen. Ich befürchte, dass nach Corona viele Vereine einfach von der Bildfläche verschwinden, weil sie diesen finanziellen Kraftakt nicht mehr leisten können", sagt Böttcher und nimmt die Stadt in die Pflicht: „Es wäre sinnvoll, eine Art „Taskforce" zu bilden, die auch Sportarten wie unsere unterstützt. Schließlich gibt es so viele städtische Unternehmen, die sicher einiges mit Sponsoring auffangen könnten.“

Europapokal-Turnier in Essen noch fraglich

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Dass die Wohnbau Rockets auch über die Stadtgrenzen ein Aushängeschild sind, haben sie oft genug bewiesen. Bereits im vergangenen Jahr sollten die Rockets Ausrichter des Europacups der Pokalsieger sein, der dann auf diesen Sommer verlegt worden ist. Doch ob die Veranstaltung vom 18. bis 20. Juni tatsächlich stattfinden kann, ist mehr als ungewiss. „Noch hat uns das Virus fest im Griff, wir haben uns jetzt bei der Planung eine Deadline bis zum 15. März gesetzt", sagt Böttcher. "Denn keiner hat etwas davon, wenn Teams aus Russland oder England doch noch plötzlich absagen müssen und wir auf den Hotel- und Bewirtungskosten für Teile der knapp 200 Sportler sitzen bleiben."

Auch wenn die Arbeit des Vereinsbosses momentan einem Kampf gegen Windmühlen ähnelt, aufgeben ist für Böttcher keine Option: „Wir sind alle Idealisten und dürfen den Mut nicht verlieren. Vielleicht findet in der Stadt doch noch ein Umdenken statt, und es gibt ein wenig Hilfe."

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