Essen. Handball-Erstligist verliert in Berlin am Ende deutlich 23:30 (13:15). Schwächen im Abschluss beim Wiedersehen mit Ex-Trainer Siewert.

Das war eiskalt – die Füchse Berlin agierten im ersten Spiel nach der Winterpause gegen den Tusem Essen so wie das Wetter an diesem Sonntag. Das Wiedersehen mit dem Aufstiegstrainer Jaron Siewert verlief für die Mannschaft von der Margarethenhöhe nicht nach Plan, am Ende unterlag sie mit 23:30 (13:15) und bleibt damit auf dem vorletzten Tabellenrang der 1. Handball-Bundesliga.

Mutiger Start und mit viel Schwung

Glücklicherweise reiste der Tusem schon am Samstag an und musste sich nicht durch das Schnee-Chaos schlagen. Das ersparte viel Stress, weshalb die Essener ausgeruht und fokussiert in die Partie gegen die Füchse gehen konnte. Nach sechs Wochen Pflichtspielpause begannen die Gäste gewohnt mutig und mit Schwung.

Großen Respekt vor dem schier unschlagbaren Gegner zeigte das Team um Rückraumspieler Justin Müller nicht, für solche Gedanken verschwendete es keine Kraft. Stattdessen investierte der Aufsteiger reichlich Hirnschmalz in seine Angriffe, die in der ersten Halbzeit zu Großteilen sehr durchdacht wirkten.

Immer wieder kamen Kreisläufer Tim Zechel oder Linksaußen Noah Beyer zum Abschluss, Chancen waren zu Genüge vorhanden. Lediglich die Abschlussquote war verbesserungswürdig, was die Füchse auf der anderen Seite deutlich besser machten.

Anfangs gute Abwehr mit Torwart als Rückhalt

Die Berliner hatten es allerdings auch nicht einfach, denn der Tusem stellte eine gute Abwehr auf die Platte und hatte mit Lukas Diedrich in der ersten Halbzeit einen starken Rückhalt. Immer wieder mussten die Füchse schlaue Ideen entwickeln, um die Essener Abwehrspieler zu umkurven und einen Weg an Diedrich vorbei zu finden.

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Die Erfahrenen Hans Lindberg und Paul Drux waren solche Schlau-Füchse, die ein ums andere Mal ihre Möglichkeiten zu nutzen wussten. Dementsprechend konnten sich die Hausherren noch vor der Pause auf vier Tore absetzen, was der Tusem aber nicht akzeptieren wollte. Dank besser Wurfquote kam er noch auf zwei Treffer heran (15:13).

Tusem wittert Chancen auf eine Überraschung

Dies gab offensichtlich Selbstvertrauen für den Start in den zweiten Durchgang. Wegen eines Wasserschadens in der Max-Schmeling-Halle mussten die Teams ihre Halbzeitpause in einer benachbarten Trainingshalle verbringen, was den Tusem aber kaum irritierte. Die Jungs von Trainer Jamal Naji schafften schnell den Ausgleich und witterten die Chance auf die ersten Auswärtspunkte der Saison.

Doch diese Hoffnung machte der Favorit schnell zunichte. Die Füchse, die im gesamten Spiel ohne ihre frisch gebackenen Weltmeister Lasse Andersson und Jacob Holm auskamen, legten einige Gänge zu und eilten den Essenern somit davon. Drux und Fabian Wiede waren immer wieder sträflich frei, da machte es die Gäste-Abwehr den deutschen Nationalspielern zu einfach.

Abwehr und Angriff schwächeln in Hälfte zwei

Aber nicht nur die Abwehr schwächelte in der zweiten Halbzeit von Minute zu Minute mehr, sondern auch der Angriff. Eigentlich ist Noah Beyer ein sicherer Schütze vom Siebenmeter-Strich, aber in Berlin verwarf der Linksaußen gleich zweimal. Sinnbildlich für diese Partie: die Chancen waren da, die Verwertung war mangelhaft.

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Genau genommen sogar ungenügend, um den Hauptstädtern richtig gefährlich werden zu können. Zudem kam auch einiges an Pech dazu, die Essener trafen reichlich Latte und Pfosten. Und ohne das nötige Glück sind solche Spiele für den Aufsteiger nicht zu gewinnen.

21 Fehlwürfe und eine Menge von technischen Fehlern

Die Kombination aus all diesen Faktoren sorgte dafür, dass in der zweiten Halbzeit keine Spannung mehr aufkam. Letztendlich war die Begegnung früh zugunsten des Ex-Esseners Jaron Siewert und seiner Mannschaft entschieden. „Es war ein engagierter Auftritt von uns“, lobte dennoch Essens Trainer Jamal Naji, „aber Fakt ist, dass wir 21 Fehlwürfe und eine ganze Menge technische Fehler hatten. So etwas bestraft eine Spitzenmannschaft wie Berlin.“

Gastgeber zollen den Essenern Respekt

Auf der anderen Seite zeigte sich Jaron Siewert im Interview mit Sky sichtlich zufrieden: „Respekt an den Tusem, die Jungs haben uns sehr viel abverlangt. Wir sind glücklich, dass wir uns keine Blöße gegeben haben, was absolut nicht despektierlich gemeint ist.“

Während die Reise der Füchse weiter in Richtung Tabellenspitze der Handball-Bundesliga geht, dürfte die des Tusem zurück in die Heimat keine einfache gewesen sein. Ein eisiger Weg in Richtung Ruhrgebiet, den die Essener wegen der widrigen Wetterverhältnisse erst Montag antraten. Und ein weiterhin harter Weg in Richtung Klassenerhalt.

So haben sie gespielt

Füchse Berlin – Tusem Essen 30:23 (15:13).

Berlin: Genz, Milosavljev; Ernst (1), Wiede (7), Holm, Gojun, Andersson, Lindberg (5/2), Michalczik (4), Chrintz (1/1), Matthes, Kopljar (2), Vujovic (4), Koch (1), Marsenic, Drux (5).

Tusem: Fuchs, Bliß, Diedrich; Beyer (4), Rozman, Durmaz, Becher (2), Ignatow (1), Szczesny (4), Müller (3), Firnhaber (3), Seidel, Morante, Klingler (3/1), Kluth, Zechel (3).

Siebenmeter: 3/6 – 1/3.

Strafminuten: 10 – 8.

Schiedsrichter: Otto (Syke) / Piper (Kiel).

Halle: Max-Schmeling-Halle (Berlin).

Spielfilm: 3:4 (5.), 6:4 (10.), 9:7 (15.), 9:9 (19.), 14:10 (25.), 15:13 (30.) – 18:15 (35.), 21:17 (40.), 24:17 (45.), 24:19 (50.), 27:20 (55.), 30:23 (60.).

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