Region. American Football soll mit der European League of Football wachsen – an der Liga gibt es Kritik. „Coach“ Esume macht Hoffnung auf ein NRW-Team.
Wer sich in Deutschland für American Football interessiert, kommt an Patrick Esume, den alle nur den „Coach“ nennen, nicht vorbei. Esume ist ehemaliger Footballspieler und Trainer, eines der Gesichter von ranNFL, erfolgreicher Podcaster und seit neuestem Commissioner der neu gegründeten European League of Football (ELF), die im Juni 2021 starten soll. Wie die neue Liga aussehen soll, welche Ziele sie verfolgt und wie auch der Amateurfootball in Deutschland davon profitieren kann, verrät der „Coach“ im Interview mit Maximilian Lazar.
Hallo Herr Esume. Mit der ELF wollen Sie American Football in Deutschland auf ein neues Niveau heben. Wie kam es zu der Idee?
Patrick Esume: Der Gedanke der European League of Football ist natürlich nicht von heute auf morgen entstanden. Das war ein Prozess über die vergangenen drei Jahre. Wir wollen dem Sport eine Plattform geben, die er aufgrund der medialen Reichweite durch ranNFL verdient hat, und die der Amateursport in Deutschland derzeit nicht bekommt.
Was genau meinen Sie damit?
Mehr als eine Million Fans schalten konstant bei den NFL-Spielen im Fernsehen ein. Wir wollen dahin kommen, dass der Football in Deutschland auch anders medial dargestellt wird, dass er in größeren Stadien gespielt wird. Das Erlebnis und der Entertainment-Faktor sollen so sein, wie wir es aus der NFL Europe kennen. Eine große Party vor dem Spiel und gute Stimmung in großen Stadien. Die Liga soll europäisch ausgerichtet und mit Topteams gespickt sein.
Sie sprechen die NFL Europe an. Die Liga war ein Produkt der NFL, in Deutschland gab es mehrere Mannschaften, in denen überwiegend Amerikaner gespielt haben. 2007 wurde diese Liga eingestellt. Warum glauben Sie, dass nun der richtige Zeitpunkt für eine neue, semi-professionelle Footballliga in Deutschland und Europa ist?
Football war in dieser Zeit in Deutschland schon einmal sehr, sehr groß. Der Unterschied ist aber, dass die NFL vor 13 Jahren nicht im Free-TV gelaufen ist, sondern nur in der Nische versteckt war. Seitdem ran die NFL regelmäßig überträgt, ist in den Vereinen und auch im Amateurbereich viel passiert. Dazu kommt, dass die Spieler in der ELF aus Deutschland und Europa kommen sollen.
Warum genau liegt der Fokus so stark auf deutschen Spielern? Das Niveau wird dann ja nicht unbedingt höher sein als in der German Football League (GFL).
Wann schalten wir die NBA an? Wenn Dirk Nowitzki spielt. Kaum einer steht nachts für LeBron James auf. Aber wenn Dirk gespielt hat, waren wir aktiviert, weil er einer von uns ist. Genauso ist es in anderen Sportarten. Wir sehen die mediale Komponente und wollen die Homeground Heroes, die in ihrer Location Football spielen, in den Fokus rücken.
In einem Podcast des „aktuellen Sportstudio“ haben Sie jüngst die Art und Weise gelobt, in der die NFL ihren Sport vermarktet. Wollen Sie dieses Modell auch in der ELF umsetzen?
Vielleicht bin ich da etwas parteiisch, aber Football ist der beste Sport, den man auf diesem Planeten spielen kann. Am Ende des Tages ist es dieser Sport, der von der NFL so hervorragend inszeniert wird – man kommt ganz nah ran, gefühlt viel näher als an den Fußball. Sie haben einen eigenen TV-Sender, sind Weltmeister, wenn es darum geht, die Liga zu inszenieren. Und wir haben mit Zeljko Karajica, dem früheren Sport1- und ProSiebenSat1-Geschäftsführer, einen Investor und Gesellschafter, der medial so tief drin steckt in der Materie wie kaum ein anderer. Die Idee ist es, Storylines zu kreieren. So, wie es die NFL auch macht.
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Sie haben gesagt, dass im Amateurbereich viel passiert ist. Gerade von Verbandsseite und auch von einigen Vereinen kommt die Kritik, dass Sie nun die Lorbeeren dieser Arbeit ernten. Was entgegnen Sie dem?
Die Sorge ist unberechtigt, wir sind mit der GFL nicht in Konkurrenz. Wir glauben, dass die ELF größeres mediales Interesse wecken und den Verbandsebenen zuträglich sein wird. Der Sport wird für Medien, Sponsoren und Partner interessanter. Ich habe selbst in der GFL gespielt und war dort Trainer. Ich kenne das Konstrukt in Deutschland und Europa. Dass es Sorgen beim Verband gibt, ist klar. Es gab vielleicht eine Misskommunikation, aber wir sind in Gesprächen mit den Verbänden. Unser Ziel ist, es den Spielern zu ermöglichen, auf höchstmöglichem Level zu spielen und ihnen dort eine Bühne zu geben.
Nun haben aber bereits einige Teams mit Verweis auf die von Ihnen gegründete Liga ihre Teams aus der GFL abgemeldet, andere hoffen dagegen, dass die ELF gerade den Vereinen in den unteren Ligen helfen kann. Wie wollen Sie diese Vereine mitnehmen?
Es ist auch unsere Aufgabe, dem Sport etwas zurückzugeben. Beispielsweise den Jugendfootball durch Camps und Academies voranzutreiben. Wir werden sehr, sehr gute Trainer in der ELF haben. Jede Franchise soll an ihrem Standort mit dem lokalen Football verwurzelt sein, die Jugendarbeit und die Trainerfortbildung unterstützen. Es ist nicht unser Plan, eine losgelöste Liga einfach oben drüber zu legen.
Wie sieht es stattdessen aus?
Das Modell der Fußball Champions League kommt unserem sehr nahe. 24 Mannschaften aus zehn bis zwölf Ländern aus den europäischen Metropolen spielen mit und geben jungen Spielern die Möglichkeit, das Maximum zu erreichen.
Ist das Maximum die NFL?
Im Endprodukt wäre es schön, wenn Spieler den Schritt über den großen Teich schaffen. Realistischer ist es aber, in jungen Jahren an die High School zu gehen, dann an ein College und dann gedraftet zu werden. Anders ist der Sprung von Deutschland nach Amerika sehr, sehr schwer.
Sie wollen im kommenden Juni mit acht Mannschaften starten, in Deutschland, Polen und Spanien. NRW ist bisher noch nicht dabei. Können Sie den Fans hier Hoffnung machen, dass die ELF auch nach Nordrhein-Westfalen kommt?
NRW ist superspannend für uns. Dort wird erstklassiger Football gespielt, knapp 18 Millionen Menschen leben dort. Da muss eine Franchise hin. Wann das sein wird, wird man sehen.
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