Essen. Essener Erstligist hat mit Punktgewinn gegen Hannover-Burgdorf Selbstvertrauen getankt. Angeschlagene Gastgeber erwarten eine Nervenschlacht.

Allmählich dürfte der Puls bei den Handballern des Tusem Essen wieder auf Normalniveau schlagen. Das sah am Sonntagabend beim 26:26-Unentschieden in letzter Sekunde gegen die TSV Hannover-Burgdorf noch anders aus. Dieser Punktgewinn soll der Mannschaft von Trainer Jamal Naji nun Rückenwind für die so wichtige Partie an diesem Donnerstag beim TSV GWD Minden (Anwurf 19 Uhr, Merkur Arena Lübbecke) geben.

Die Leistung, die der Aufsteiger von der Margarethenhöhe in den vergangenen Spielen zeigte, wurde gegen Burgdorf mit dem Remis belohnt. Jeder Zähler lässt den Funken Hoffnung beim Tusem glimmen, dass am Ende der Saison tatsächlich der Klassenerhalt gefeiert werden könnte. Umso wichtiger wird es für die Essener sein, nun gegen den direkten Konkurrenten Minden nachzulegen. Und besser als jetzt könnte die Chance gar nicht sein. Denn GWD steht in der Tabelle nur einen Rang besser da, bei gleicher Punkteausbeute.

Tusem schnürt Unterstützer-Pakete

Die Corona-Pandemie trifft die Handball-Bundesliga und vor allem Tusem Essen hart. Wichtige Zuschauereinnahmen fallen seit Monaten weg, daher sind die Vereine auf andere finanzielle Hilfe angewiesen.

Der Aufsteiger kann sich immerhin über Unterstützung seiner Sponsoren freuen, doch diese reicht wohl bei weitem nicht aus, um den Tusem konkurrenzfähig zu halten. Daher hat der Verein „Unterstützerpakete“ zusammengestellt, die die Fans kaufen können.

Diese sind gespickt mit Fan-Artikeln, Snacks und Unikaten. Darunter auch die Verlosung einer Dauerkarte für die kommende Saison. Die Pakete gibt es in verschiedenen Preis-Kategorien zwischen 25 und 150 Euro und werden auf der Internetseite des Vereins angeboten: www.tusemessen.de/nur-mit-euch.

Selbstvertrauen der Gastgeber ist angekratzt

Zudem dürfte das Selbstvertrauen nach der jüngsten 24:30-Niederlage gegen die Eulen Ludwigshafen, ebenfalls ein Kellerkind in der Tabelle, geschwächt sein. Aber Tusem-Trainer Jamal Naji warnt vor den Gastgebern: „In Minden treffen wir auf ein Team, das sich bis dato unter Wert verkauft hat.“

Bislang kamen die Ostwestfalen noch gar nicht in Tritt, hatten allerdings auch schon ein schwieriges Auftaktprogramm — unter anderem ging es gegen Kiel , Flensburg, Melsungen und Berlin. Die Füchse Berlin besiegte GWD sogar mit 31:26. Dementsprechend muss der Tusem erneut gut vorbereitet in das Duell gehen. Trainer Naji weiß, worauf es ankommen wird: „Wir müssen in der Abwehr ihre starken Schützen in den Griff bekommen und eine offensive Grundausrichtung an den Tag legen.“

Tusem Essen hat bessere Abschlussquote als Minden

Wobei sich Minden in vielen Spielen vor allem im Angriff schwertat. Insgesamt kommt GWD nur auf eine Abschlussquote von 54 Prozent, der Tusem liegt bei 56, Spitzenreiter Kiel bei 67. Allerdings bekommen die Ostwestfalen vergleichsweise wenige Gegentore. Somit wird bei den Essenern erneut eine Menge Kreativität in der Offensive gefragt sein.

Tusem-Rückraumspieler Lucas Firnhaber erzielte zuletzt gegen Hannover den Treffer zum 26:26-Ausgleich.
Tusem-Rückraumspieler Lucas Firnhaber erzielte zuletzt gegen Hannover den Treffer zum 26:26-Ausgleich. © Michael Gohl

Doch bei aller Analyse im Vorfeld und einer womöglich gut vorbereiteten Taktik: Wichtig werden auch die Emotionen sein. Dass Motivation, Wille und Glaube beim Tusem unabdingbare Erfolgsfaktoren sind, hat er zuletzt gegen Hannover bewiesen. Gegen Nordhorn zuvor, einen direkten Konkurrenten, aber nicht. „Da waren wir nicht bereit“, gestand Kapitän Jonas Ellwanger. Dass der Kopf beim Spiel in Minden wichtig sein wird, weiß auch GWD-Trainer Frank Carstens: „Essen agiert als typischer Aufsteiger. Sie gehen mit enormem Einsatz zu Werke, besitzen ein gutes Tempospiel und eine clevere Organisation. Für uns wird die mentale Seite am wichtigsten sein, weil das Spiel natürlich auch eine Nervenschlacht sein wird.“

Ein Erfolg wäre messbarer Schritt in Richtung Klassenerhalt

Auch wenn der Tusem auf dem Papier in jedes Erstliga-Spiel als Außenseiter geht , stehen die Vorzeichen vor dem Duell gegen Minden gar nicht schlecht. Essen spielt eine mutige Saison bislang, musste viel Lehrgeld zahlen, aber entwickelt sich auch stetig weiter. Trainer Jamal Naji sagt deshalb: „Wir gehen nach unseren letzten beiden guten Spielen voller Selbstbewusstsein in die Partie und wollen den nächsten „Step“ machen.“ Der nächste „Step“ ist wohl Definitionssache, ein Sieg wäre allerdings auch ein messbarer Schritt in Richtung Klassenerhalt.