Essen. Die Essener empfangen am Samstag den HC Erlangen. Der spielte lange Zeit mit Tusem in der 2. Bundesliga, hat aber in dieser Saison höhere Ziele.
Die Ansprüche sind bescheiden beim Aufsteiger, für Tusem Essen geht es in der Handball-Bundesliga ausschließlich ums Überleben - in jedem Spiel. Die Essener werden in fast allen Fällen als krasser Außenseiter gesehen. „Aber die zwei Punkte, die auf dem Papier möglich waren, haben wir gegen Balingen auch geholt“, sagt Tusem-Trainer Jamal Naji. Die drei restlichen Aufgaben waren allerdings dann doch zu schwer. „Aber wir haben viel Lob für unser mutige Spielweise bekommen.“
An diesem Samstag kommt der HC Erlangen nach Essen (18.30 Uhr, Am Hallo). „Auch die könnten wir doch packen“, mag sich manch einer denken. Diese spontane Einschätzung orientiert sich wohl mehr an Vergangenem, denn viele Jahre lang spielten die Franken gemeinsam mit dem Tusem in der 2. Liga. Doch seit 2016 sind die Süddeutschen erstklassig und werden es höchstwahrscheinlich auch bleiben. „Ich erwarte sie am Ende im ersten Tabellendrittel, normalerweise müssten sie um einen Europapokal-Platz spielen“, meint Naji, womit die Rollen dann auch verteilt wären.
Gäste mit dem besten Kader der Vereinsgeschichte
Die Gäste, sagt man, bieten den besten Kader der Vereinsgeschichte auf. Der Schwede Simon Jeppsson (Flensburg) und Europameister Steffen Fäth (Rhein-Neckar Löwen) sind neu im Team und sorgen für eine beachtliche Qualität im Rückraum, wo auf der rechten Seite Antonio Metzner zum Nationalspieler aufgestiegen ist. „Und in Felin hat Erlangen einen der besten Torhüter der Liga“, lobt Jamal Naji, der aber an seinem mutigen Motto festhält: „Wir haben normalerweise keine Chance, die aber müssen wir nutzen.“ Man wisse um die Fehler im Lemgo-Spiel (23:31) „und wollen es gegen Erlangen besser machen“.
Für Erlangens Trainer sind die Unterschiede keineswegs so gravierend. „Ich halte den Tusem für einen sehr gefährlichen Gegner. Sie spielen frech und mutig und stellen zudem eine sehr starke Abwehr. Es wird für uns darauf ankommen, diszipliniert zu spielen, nur dann werden wir erfolgreich“, wird Michael Haaß (36) zitiert. Moment mal… Michael Haaß? Ja, den kennt man in Essen. Hier wurde er geboren, spielte beim Tusem in der Jugend und später in der Bundesliga, wo er 2005 den EHF-Pokal gewann.
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Spieler müssen Testspiel-Atmosphäre ausblenden
Heimatgefühle kennt der Profi am Samstag natürlich nicht: „Wenn das Spiel angepfiffen ist, interessieren mich freundschaftliche oder verwandtschaftlichen Fragen nicht mehr. Da denke ich nur an das, was gerade auf dem Spielfeld passiert.“ Das dürfte auch für die Brüder Firnhaber, Lucas und Sebastian, gelten. Der eine spielt beim Tusem im Rückraum, der andere bei Erlangen am Kreis. Und überhaupt: Man kennt sich. In der Vorbereitung gewann Erlangen ein Testspiel gegen die Essener mit 36:27. „Das würde ich aber nicht überbewerten“, warnt Michael Haaß.
Zuschauer wird es wie bei der erfolgreichen Heimpremiere gegen Balingen-Weilstetten nicht geben. Daran muss sich der Tusem und die gesamte Konkurrenz gewöhnen. „Es fällt mir schwer“, gibt der Essener Kapitän Jonas Ellwanger zu. „Es ist eine extreme Umstellung, und wir müssen versuchen, diese Testspiel-Atmosphäre auszublenden.“