Aachen. Essener waren in einem umkämpften Spiel auf dem Aachener Tivoli auf der Siegerstraße. Am Ende bringen sie sich aber selbst um den Lohn.
Spitzenreiter Rot-Weiss Essen bleibt zwar unbesiegt in dieser Saison, beim Tabellenelften Alemannia Aachen kamen die Essener aber nach einem umkämpften Spiel nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus. Die Gäste hatten zwar geführt durch einen Treffer Dennis Grote, doch nach einer Unachtsamkeit von Verteidiger Daniel Heber kamen die Aachener noch zum verdienten Ausgleich durch den ehemaligen Rot-Weissen Hamdi Dahmani (83.). Im indirekten Duell an der Tabellenspitze mit Verfolger Borussia Dortmund II hat RWE wieder etwas Boden preisgegeben, denn die Dortmunder gewannen beim FC Wegberg-Beeck mit 3:0.
Wie gut, dass Trainer Christian Neidhart nach eigenen Aussagen nichts hält von irgendwelchen Bilanzen, denn sonst wären ihm womöglich schon vor Anpfiff Zweifel gekommen, ob das wohl was wird an diesem Sonntag mit dem nächsten Dreier. Jedenfalls haben die Essener in Aachen in der Vergangenheit relativ wenig geholt. 28 Duelle hat es zwischen diesen beiden Traditionsklubs auf dem Tivoli gegeben, von denen RWE nur fünf gewinnen konnte, aber dafür 15 Mal verloren hat.
Rot-Weiss Essen widerlegt Statistik und Zahlenspiele
Gleichwohl haben die Rot-Weissen ja schon mit dem Dreier bei Borussia Mönchengladbach II (2:0) , wo sie traditionell ebenfalls immer ziemlich schlecht ausgesehen haben, bewiesen, dass solche Statistiken doch allzu theoretischer Natur und pure Zahlenspiele sind. Aber klar, auf dem Papier lief der Spitzenreiter von der Hafenstraße gegen den Tabellenelften als Favorit auf.
Doch schnell wurde klar, dass es ein hartes Stück Arbeit werden würde gegen die gebeutelten Gastgeber, die auf einige Spieler verzichten mussten. Einige sind verletzt, Kapitän Heinze war gesperrt und zwei Spieler aus dem Kader waren kurz vor dem Spiel positiv auf Corona getestet worden.
Die Essener übernahmen sofort die Initiative
Die Gäste übernahmen von Anpfiff weg die Initiative, doch früh deutete sich an, dass viel Geduld erforderlich sein würde, um den kompakt stehenden Widersacher zu überwinden. Der wiederum hatte sich das Umschalt- und Konterspiel als taktische Marschroute vorgenommen, so dass die Essener höllisch aufpassen mussten, nicht selbst ausgehebelt zu werden. Eine Absicherung nach hinten war dringend erforderlich.
Es blieb ein chancenarmes Spiel, weil Aachen aufmerksam störte und RWE natürlich nicht kopflos alles riskierte. Ein Distanzschuss von Dennis Grote verfehlte das Ziel knapp (16.), und Joshua Endres fand seinen Meister in Torhüter Mross, der im kurzen Eck goldrichtig stand (29.). Auf der anderen Seite kam der Ex-Essener Hamdi Dahmani mehr durch Zufall am Elfmeterpunkt zu Abschluss, schoss aber weiter über den Kasten. Der direkte Freistoß von Batarilo (27.) aus 25 Metern hätte allerdings gepasst, doch RWE-Keeper Jakob Golz lenkte die Kugel mit den Fingerspitzen zur Ecke.
Dennis Grote trifft zur 1:0-Führung für Essen
Kurz nach dem Wiederanpfiff war es dann soweit: Endres passte quer in die Zentrale, Harenbrock ließ den Ball passieren und hinter ihm zog Dennis Grote aus 20 Metern ab und traf flach ins Eck zum 1:0 (57.).
Aachen gab sich jedoch keineswegs geschlagen, ganz im Gegenteil. Der Gastgeber war in der zweiten Hälfte aktiver und offener, erkämpfte sich Gleichwertigkeit. Nun war es ein offenes Spiel, auch, weil die Essener zuweilen die energische Zielstrebigkeit vermissen ließen . Batarilo, Aachens auffälligster, gab scharf in die Mitte, doch alle anderen verpassten (62.). Dann tauchte der Aachener Angreifer plötzlich allein vor dem Essener Tor auf, er fiel im Fünfmeterraum, aber der Unparteiische hatte wohl eine saubere Grätsche von Heber gesehen (80.). Glück für RWE.
Rot-Weiss leitet Aachener Ausgleich selbst ein
Ausgerechnet der Retter in höchster Not sollte wenig später den Ausgleich einleiten. Heber wollte den Ball zurückköpfen zum Torhüter, doch Dahmani hatte aufgepasst und traf (sinnigerweise) mit einem Heber gegen seine ehemaligen Kollegen zum 1:1 (83.). „Normalerweise spielen wird das nach der Führung herunter, aber dann machen wir uns das Ding selbst“, sagte RWE-Trainer Neidhart. „Ärgerlich für uns, aber der Punkt ist okay.“
RWE versuchte noch einmal alles, doch Torjäger Simon Engelmann, der in dieser Partie nicht auffällig geworden war, verzog in der Nachspielzeit.
Alemannia Aachen - Rot-Weiss Essen 1:1 (0:0)
RWE: Golz - Plechaty, Heber, Hahn, Herzenbruch (71. Weber) - Grote - Endres (71. Platzek), Harenbrock (81. Condé), Kehl-Gomez, Kefkir (86. Young) - Engelmann.
Tore: 0:1 Grote (57.), 1:1 Dahmani (83.).