Essen. Essener Erstliga-Handballer wollen beim SC Magdeburg die bittere Heimpleite gegen Nordhorn vergessen machen. Doch diesmal wartet ein Top-Team.

Viel Zeit zu analysieren blieb den Handballern des Tusem Essen nicht. Nur wenige Tage nach der ärgerlichen Niederlage gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, die HSG Nordhorn-Lingen, wartet an diesem Donnerstag schon die nächste Aufgabe. Beim SC Magdeburg (Anwurf 19 Uhr, Getec Arena, Sky) will und muss die Mannschaft von Trainer Jamal Naji ein anderes Gesicht zeigen.

Die Mängelliste war nach der 26:33-Pleite gegen Nordhorn-Lingen sehr voll . Von den Torhütern, über Abwehr bis hin zum Angriff spielte der Tusem ungewohnt schwach, zerfiel in der zweiten Halbzeit komplett in seine Einzelteile. Ein Abend zum Vergessen. „Wir haben das schnell abgehakt“, sagt denn auch Torwart Sebastian Bliß. „Wir haben eine Menge besprochen und sind jetzt froh, dass es direkt weitergeht.“

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Die Rolle des Favoriten war nicht von Vorteil

Eine Erkenntnis der Analyse sei, dass die Essener nicht mit der Favoritenrolle klargekommen seien. „Wir sind bisher mit der Rolle des Underdogs besser gefahren“, meint Bliß. Da dürfte dem Tusem die Partie in Magdeburg wohl sehr entgegenkommen. Die Magdeburger sind ohne Zweifel eines der Top-Teams der Liga, haben sich in dieser Saison allerdings auch schon Ausrutscher erlaubt.

Darin sieht Sebastian Bliß eine Chance: „Sie haben Schwierigkeiten gehabt, vor allem zu Hause. Ohne Zuschauer fällt der Heimvorteil für sie weg. Außerdem hatten sie in den letzten Tagen viel um die Ohren und könnten uns unterschätzen. Das könnte unsere Chance sein.“

Assistent Michael Hegemann und Trainer Jamal Naji müssen die Mannschaft des Tusem auf eine schwere Aufgabe vorbereiten.
Assistent Michael Hegemann und Trainer Jamal Naji müssen die Mannschaft des Tusem auf eine schwere Aufgabe vorbereiten. © Michael Gohl

Duelle zwischen Essen und Magdeburg haben Tradition

Duelle mit den Magdeburgern haben Tradition. Der letzte große Triumph der Essener gelang im Jahr 2005 mit dem Gewinn des EHF-Pokals. Ein Moment, an den sich die Fans und Beteiligten wohl noch lange erinnern werden. Doch dieses Mal sind die Vorzeichen ganz andere, die Schere zwischen Favorit und Außenseiter klafft weit auseinander. Magdeburg verfügt über einen mit international erfahrenen Stars gespickten Kader, mit Spielern wie Michael Damgaard, Omar Magnusson, Zeljko Musa oder dem deutschen Nationalspieler Matthias Musche, der allerdings verletzt fehlen wird. „Sie sind top besetzt und natürlich klarer Favorit“, weiß auch Bliß.

Dennoch will sich der Tusem nicht verstecken, stattdessen eine Reaktion auf die Niederlage zeigen. Klar ist: Die Essener brauchen mehr Konsequenz in der Abwehr, Mut im Angriff und müssen eine große Leidenschaft an den Tag legen. „Gegen Nordhorn waren wir zu ängstlich. Wir wollen mutig an die Sache herangehen und müssen einen kühlen Kopf bewahren“, sagt Sebastian Bliß.

Tusem ist einen Tag vor dem Spiel angereist

Für Essens dienstältesten Spieler im Bundesliga-Kader ist die Partie in Magdeburg eine besondere. „Für mich als Ost-Kind war Magdeburg früher immer der größte Verein. Anfang der 2000er haben da meine Vorbilder gespielt. Deswegen freue ich mich sehr auf das Spiel“, sagt der 30-Jährige. Der Traum, selbst mal für den SC Magdeburg zu spielen, habe sich nie ergeben. Doch dem trauert der Torhüter nicht nach, will stattdessen jetzt seinen damaligen Traumverein ärgern.

Schon am Mittwoch ist der Tusem nach Sachsen-Anhalt gereist, musste wegen der geltenden Corona-Auflagen aber etwas länger nach einer Unterkunft suchen. „Es wird bestimmt ziemlich ruhig im Hotel“, sagt Bliß und lächelt. Im besten Fall ist es die Ruhe vor dem Sturm.