Essen. Essener Zweitligist bleibt sich treu und verzichtet wegen der hohen Corona-Zahlen auf Spiele im November. Damit macht sich der Club nicht nur Freunde.
VV Humann bleibt konsequent seiner Linie treu. Der Volleyball-Zweitligist hatte vor knapp zwei Wochen per Vorstandsbeschluss entschieden, im November aufgrund der hohen Infektionszahlen kein Spiel mehr zu bestreiten und die Volleyball Bundesliga (VBL) daraufhin gebeten, die vier Partien in diesem Monat zu verlegen. Es sei derzeit unverantwortlich, zu spielen , außerdem habe man eine gewisse Verantwortung und Vorbildfunktion in der Phase des Lockdowns. Darin ist sich die gesamte Mannschaft einig.
Das Heimspiel am vergangenen Wochenende gegen den Kieler SV wurde daraufhin von der VBL abgesetzt und wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Für die restlichen drei Spiele gegen Bitterfeld-Wolfen, Schüttorf und Mondorf wurde das Anliegen abgeschmettert.
Drei Niederlagen am grünen Tisch
„Wir werden am Samstag definitiv nicht nach Bitterfeld fahren“, versichert VVH-Trainer Peter Bach und ist sich natürlich der Konsequenzen bewusst. Und die sind bitter für sein Team, das um den Klassenerhalt kämpfen muss: Die Spiele werden mit 0:3 (Sätze: 0:25, 0:25, 0:25) gewertet, hinzu kommt eine Geldstrafe in Höhe von 2000 Euro je Partie. Ein harter Schlag. „Aber wir wollen uns später keine Vorwürfe machen müssen, dass wir jemanden gefährden oder angesteckt haben“, sagt Bach, selbst Mediziner.
VC Allbau Essen: Spielerinnen positiv und in Quarantäne
Nun hat es auch die Volleyballerinnen des VC Allbau Essen erwischt: Mehrere Spielerinnen des Zweitligisten wurden in dieser Woche positiv auf das Corona-Virus getestet und befinden sich in Quarantäne. Im Laufe der Woche finden weitere Tests statt, bis dahin sollen sich die negativ-getesteten Essenerinnen eigenverantwortlich isolieren.
Pause erst einmal bis 22. November
Was die Corona-Fälle für den weiteren Saisonverlauf der VCA-Damen in der 2. Bundesliga Nord bedeutet, erklärte Trainer Marcel Werzinger: „Wir haben vom Gesundheitsamt die Vorgabe bekommen, dass zwei Wochen - also bis zum 22. November - erst einmal kein Betrieb stattfinden darf. Danach müssen wir neu schauen, wie es mit den Testergebnissen aussieht.“
Dementsprechend fallen das für Samstag angesetzte Auswärtsspiel beim Tabellenprimus TSV Bayer Leverkusen, sowie das Heimspiel am 21. November gegen den VfL Oythe aus. Wie und ob es danach weitergehen kann, ist offen.
Wie leicht das trotz aller Vorsicht und gewissenhafter Hygienekonzepte passieren kann, zeigt ein Beispiel beim Liga-Rivalen SV Warnemünde . Dort sind gleich auf einen Schlag zehn Spieler positiv getestet worden. Das anstehende Heimspiel gegen Lindow-Gransee fällt aus.
Vorschlag, das Heimrecht abzutreten
Die Humänner haben versucht, in Bitterfeld um Verständnis für ihr Ansinnen zu werben, haben versucht, einen Kompromiss zu finden. Sie haben dem Gegner sogar angeboten, zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sich die Corona-Lage wieder etwas entspannt hat, beide Spiele an einem Wochenende in Bitterfeld auszutragen, also das Heimrecht abzutreten. Der Gastgeber, der anders als Humann Profispieler aufbietet, bleibt beharrlich. Der Entschluss ist unumstößlich: „Wir spielen!“
Es ist eine vertrackte Situation. Die 2. Bundesliga wird offiziell als Profiliga eingestuft, doch der VV Humann stellt wie auch Frauen-Zweitligist VC Allbau eine reine Amateurmannschaft . Laut Corona-Schutzverordnung dürfen Profisportler und -sportlerinnen in der Halle trainieren und spielen, Amateure jedoch nicht. „Wir haben bis heute noch keine Genehmigung der Stadt Essen, dass wir trainieren dürfen“, sagt Peter Bach. Laut Schutzverordnung ist man erst dann Profi, wenn man mindestens die Hälfte des Lebensunterhalts mit dem Sport verdient.
Anfeindung für außergewöhnliche Haltung
Weil der VC Allbau in die Halle darf, dürfte sicherlich auch der VVH trainieren, im stillen Einverständnis mit der Stadt oder per offizieller Ausnahmegenehmigung. Aber Humann will es auch gar nicht. Vermutlich reagiert die VBL auch deshalb so rigoros. Menschliche Bedenken und kreative Lösungen haben offenbar keine Chance.
Die außergewöhnliche Haltung, man mag sie zu moralisch oder verantwortungsvoll nennen, provoziert Anfeindungen der Konkurrenz. Vor allem der professionell aufgestellten, wie dem Moerser SC. Der wirft auf seiner Vereinsseite den Humännern vor, sie würden eine Unterbrechung bzw. einen Abbruch der Saison forcieren, was Bach vehement bestreitet: Man wolle sehr wohl die Saison weiterspielen, nur eben erst dann, wenn sich die Corona-Lage etwas entspannt habe.
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Absurde Vorwürfe vom Liga-Rivalen
Die Kritik der Moerser gipfelt in einer absurden Behauptung: „Humann will von der Landesregierung seine Herrenmannschaft offiziell als Amateure einstufen lassen und mit diesem Argument die VBL aushebeln. Überdies hat man wohl bei der Stadt Essen über eine Hallenschließung ein Trainingsverbot und Spielverbot erreicht.“
Der Fall, heißt es, sei „von absoluter Brisanz für ganz Volleyball-Deutschland“. Und dass der VC Allbau nun fürchten müsse, „durch die Humann-Avancen bei der Stadt Essen seine Trainingszeiten - und damit auch die Spielmöglichkeiten - zu verlieren“. Dass der VCA am Wochenende ebenfalls pausieren muss, hat aber andere Gründe: Einige Borbecker Spielerinnen sind positiv getestet worden und in Quarantäne (siehe Meldung).