Essen. Essener haben ihr Team noch einmal verjüngt und den Trainerstab neu aufgestellt. Am Samstag steht am Hallo gegen Braunschweig Nagelprobe bevor.
Eine Strategie muss man haben, damit sich die Erfolgschancen erhöhen. Und für den Volleyball-Zweitligisten VV Humann wird sie in Zukunft vielleicht wichtiger sein denn je. An diesem Samstag startet der VVH mit einem Heimspiel gegen USC Braunschweig in die Saison (20 Uhr, Hallo). Eine erste Nagelprobe für den neuen Plan.
Der VV Humann war schon immer etwas Besonderes in der 2. Bundesliga, die Steeler bleiben ein Exot unter semiprofessionellen Konkurrenten. Humann, das heißt Volleyball aus Spaß und Leidenschaft, Geld spielt keine große Rolle, es sei denn, der Spielbetrieb muss finanziert werden, was schwer genug ist für die Humänner.
Das spezielle Leitbild als Rettungsring
Das durchaus spezielle Leitbild war stets ein Rettungsring, eine Überlebenshilfe in der zweithöchsten Spielklasse. In der vergangenen Saison stand den Essenern das Wasser allerdings schon bis zur Unterlippe. Personalprobleme, Verunsicherung nach einem personellen Umbruch und Pech: Nach elf Niederlagen in Folge war VVH Tabellenletzter. Aufgrund von Corona wurde die unvollendete Spielzeit nicht gewertet. Glück gehabt.
Fenster auf und durchlüften - es musste sich etwas ändern. Man setzte sich zusammen und schmiedete einen Plan. Heraus kam ein Projekt, das den Klub für die nächsten Jahren konkurrenzfähig machen soll. Trainer Jens Bräkling übergab den Job nach aufreibenden und kräftezehrenden Jahren an Peter Bach, den erfahrenen Kämpen, der Humann 2003 und 2005 zum Aufstieg in die 1. Bundesliga geführt hat. Der Trainerstab wurde erweitert und spezialisiert, es kamen Assistenten hinzu wie Patrick Espelage (Statistik), Vincent Föster (Athletik), Tim Bockelkamp (Annahme) oder eben Jens Bräkling (Zuspiel), die helfen sollen, vor allem die jungen Hüpfer auf das Kurs zu bringen.
Erneut eine Verjüngungskur durchgemacht
Und von denen gibt es genug im Kader, der erneut eine Verjüngungskur hinter sich hat und sich diese auch dank der guten Nachwuchsarbeit leisten kann. Der ehemalige Kapitän Lukas Hußmann spielt nur noch fürs Regionalliga-Team, Brar Ketelsen (Knieverletzung) muss vorerst passen. Immerhin gehen die erfahrenen Jan Holthausen, Thomas Wojtczak, Matthäus Gawryluk und Leo Große-Westermann den neuen Weg mit. Die Ur-Humänner Felix Quecke (29) und Tim Dißmann (29) stehen den Jungspunden ebenfalls zur Seite.
„Wichtig ist, dass wir jetzt zusammenwachsen und stabil werden“, sagt Trainer Bach. Die fehlende Konstanz war schließlich ein Schwachpunkt der Vorsaison. Die Vorbereitung zeigte gute Ansätze und Fortschritte in der Entwicklung, die Testspiele legten aber auch offen, dass noch viel Arbeit bevorsteht. Gegen die Liga-Rivalen TuB Bocholt, TuS Mondorf und FC Schüttorf mischte Humann mit und deutete Potenzial an, gewann sogar nervenstark in der Verlängerung. „Und das sind alles keine Freizeitvereine, sondern die haben Profis in ihren Reihen“, betont Peter Bach. „Aber klar ist auch, dass wir diese Mannschaften nicht in Grund und Boden spielen können.“
Aktion: Name für Fanclub gesucht
Pünktlich zum Saisonauftakt startet VV Humann eine Aktion: „Take a Name!“ Es wird ein Name für den Fanclub gesucht. Alle Teammitglieder haben dafür ein Logo kreiert und sich einen Namen ausgedacht.
Auf www.vvhumann.de oder bei den Heimspielen ist ein Voting möglich: 20 Stimmen kosten in Anlehnung an das Gründungsjahr des Clubs 19,67 €. Ende 2020 wird VVH dann den Namen präsentieren.
Laut Hygienekonzept sind am Samstag 300 Zuschauer am Hallo zugelassen.
Youngster machen ihre Sache gut
Gleichwohl machten alle Youngster ihre Sache gut. Alle voran waren es Niklas Held (18), der Deutsche U20-Meister im Sand ist aus Solingen gekommen, und Lukas Prions (17), die Akzente setzen. Prions verletzte sich allerdings am Sprunggelenk, so dass er einige Wochen pausieren muss. „Wir arbeiten an den Abläufen und an der Präzision. Ab und an merkt man aber unsere Unerfahrenheit“, räumt Zuspieler Thomas Wojtczak dennoch ein.
Gegen die etablierten Braunschweiger muss sich der neuformierte VV Humann erstmals in der Liga beweisen. Die Gäste gehören ebenfalls zu den Konkurrenten, die Geld investieren, sie haben aber bislang sportlich noch keine nennenswerte Rendite erzielt. Überhaupt macht sich die Corona-Krise beim Personalbestand der übrigen Zweitligisten kaum bemerkbar. „Sie haben alle ganz normal trainiert und auch ihre ausländischen Spieler dabei“, sagt Peter Bach und fügt mit Blick auf die Saison nachdenklich hinzu: „Dass es für uns reicht, wünsche ich mir, aber ob das so sein wird, weiß noch kein Mensch.“