Essen. Tusem Essen verteidigt gut, verliert aber dennoch zu Hause gegen HC Erlangen mit 20:26. Der gegnerische Trainer lobt die Gastgeber.

Daumen hoch, die Leute vom TV-Sender Sky waren nach dem Kurz-Interview zufrieden. Oft dürfte Noah Beyer (23) noch nicht vor der Kamera gestanden haben, aber er hatte es nach Meinung der Experten prima gemacht. Auch zuvor auf der „Platte“ hatte der Essener Linksaußen eine gute Vorstellung abgeliefert. Elf Treffer hatte er gesetzt, war am Siebenmeterpunkt stets cool geblieben und war mit Abstand der beste Schütze seines Teams. Die Erfolgsquote: 100 Prozent. Die 20:26 (11:14)-Niederlage des Handball-Bundesligisten Tusem Essen gegen den HC Erlangen konnte aber auch er nicht abwenden.

Wären seine Nebenleute nur halbwegs so treffsicher gewesen wie Beyer, der Tusem hätte vielleicht eine Chance gehabt, denn die favorisierten Gäste aus dem Frankenland, die ohne Nationalspieler Fäth und Abwehrchef Overby angereist waren, präsentierten sich keineswegs so souverän wie erwartet. Nur in der Anfangsphase und am Schluss war die Lage eindeutig.

So haben sie gespielt

Tusem: Bliß, Diedrich; Beyer (11/7), Szczesny (2), Ignatow (2), Zechel (2), Müller (1), Klingler (1), Rozman (1), Firnhaber, Durmaz, Becher, Seidel, Morante Maldonado.

Erlangen: Ziemer, Ferlin; Jeppson (7), Firnhaber (4), Ivic (4/2), Bissel (2), von Gruchalla (2), Metzner (2), Olsson (1), Büdel (1), Kellner (1), Jäger (1), Sellin (1), Link, Mosindi, Schäffer.

Schiedsrichter: Otto, Piper (Kiel).

Siebenmeter: 7/7 - 3/6.
Zeitstrafen:
3 - 2.

„Spielfilm“: 1:5 (6.), 5:7 (10.), 6:10 (18.), 7:11 (24.), 10:13 (27.), 11:14 (30.) - 13:15 (34.), 14:18 (40.), 15:20 (47.), 16:21 (51.), 18:24 (56.), 20:26 (59.).

Tusem Essen startet schwach in die Partie

Der Tusem begann ganz schwach. Nach sechs Minuten lagen die Gastgeber mit 1:5 hinten. Die Essener leistete sich Ballverluste und Fehlversuche. Tusem-Trainer Jamal Naji zückte schließlich die grüne Karte und nahm eine Auszeit, um nachzujustieren. Und die Abwehr stand danach tatsächlich stabiler und stellte den Gegner vor Probleme. „Wir haben gut verteidigt und eine gute Mischung in der 6:0-Abwehr gefunden“, meinte Naji. Man habe das Tempospiel der Franken, die erste Welle und die schnelle Mitte, unterbunden. Und die beiden Torhüter Sebastian Bliß und Lukas Diedrich machten ebenfalls einen ordentlichen Job. „Defensiv bin ich mit der Leistung zufrieden“, lobte der Coach.

Aber vorn war das herzlich wenig, was der Aufsteiger zuwege brachte. 22 Fehlversuche hatte der Tusem-Trainer gezählt. „Davon zwölf in eins-zu-eins-Situationen mit dem Torwart.“ Und strecken musste sich Erlangens Torhüter Klemen Ferlin wahrlich nicht immer. „Wenn du so viele freie Dinger vergeigst, kannst du nicht gewinnen“, musste Naji einräumen.

Mit Kampfgeist die Spannung gehalten

Aber allein der Kampfgeist seiner Mannschaft sorgte dafür, dass es spannend blieb, denn auch Erlangen wirkte beileibe nicht immer souverän und erlaubte sich Fehler oder scheiterte an Bliß und Diedrich, die auch einen bzw. zwei Siebenmeter entschärften.

Justin Müller von Tusem Essen hat sich erneut in der gegnerischen Abwehr festgelaufen.
Justin Müller von Tusem Essen hat sich erneut in der gegnerischen Abwehr festgelaufen. © Michael Gohl

Nur zwei Tore lag der Tusem kurz nach der Pause hinten (13:15), schaffte es aber einfach nicht, näher heranzukommen - auch aus eigener Unzulänglichkeit, denn die Möglichkeiten dazu gab es. In den letzten zehn Minuten hatten die Süddeutschen dann im Rückraum in dem schwedischen Neuzugang Jeppsson und dem Neu-Nationalspieler Metzner zwei Unterschiedsspieler, die die Akzente setzen. Es brannte nichts mehr an.

Mitte November Kellerduell mit Nordhorn-Lingen

„Das war ein hartes Auswärtsspiel. Ich bin mit der Leistung meiner Mannschaft zufrieden“, sagte HCE-Coach Michael Haaß. Der gebürtige Essener hatte auch noch ein Lob für den Gegner, bei dem er einst selbst spielte: „Ich bin mir sicher, dass in Essen noch Mannschaften verlieren werden.“ Das müsste dann auch so sein, wenn man im Abstiegskampf bestehen möchte.

In anderthalb Wochen (12. November) ist der Tusem in Leipzig erst einmal wieder krasser Außenseiter. Doch anschließend kommt die HSG Nordhorn-Lingen zum Kellerduell nach Stoppenberg (15. November). Und da geht es dann um zwei ganz wichtige Punkte.