Essen. Beim verdienten 1:0-Sieg über Konkurrent Preußen Münster bringt der RWE-Neuzugang Elemente ins Spiel, die nicht von der Regionalliga-Welt sind.

Ganz zum Ende hin schoss der Blutdruck im Stadion und bei den Fans an den Streaming-Geräten dann doch noch mal in die Höhe, als RWE-Keeper Daniel Davari den Ball knapp außerhalb des Strafraums in die Hände nahm und einen letzten Freistoß verursachte. Doch diesmal ging alles gut, den anschließenden Schuss von der Strafraumlinie wehrte der ansonsten nahezu beschäftigungslose Essener Torhüter spektakulär ab. „Damit haben wir eine Mannschaft, die mit oben dran ist, auf Abstand gehalten. Nach der Führung haben wir so gut wie nichts mehr zugelassen“, atmete auch RWE-Trainer Christian Neidhart nach dem verdienten 1:0-Sieg über Preußen Münster erleichtert auf.

Simon Engelmann wie einst Bayerns Roy Makaay

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Weniger schön fand er das 6:0 des Tabellenführers BVB U23 gegen Aufsteiger Ahlen: „Hier bei uns haben sich die Ahlener zerrissen, und da bekommen sie sechs Stück – das finde ich schon komisch“, monierte er. Ansonsten erfreute er sich an der konstanten Stabilität seiner Mannschaft im Defensivbereich. Und vorne, ja vorne, da wartet dann Simon Engelmann auf die eine entscheidende Szene sowie nach 50 Minuten: Der überragende Dennis Grote hatte sich durchs Mittelfeld getankt, Cedric Harenbrock als einer der wenigen getraut, aus der zweiten Reihe abzuschließen – und beim Abpraller war Engelmann dort, wo er immer steht: Im Epizentrum. „Du siehst ihn über weite Strecken nicht, dann ist er da und drückt ihn rein, so einer hat uns gefehlt“, freute sich Neidhart. Roy Makaay grüßt aus der bayerischen Vergangenheit.

Fußball in Essen ist, wenn Engelmann trifft: Wieder einmal stand der RWE-Torjäger beim Abpraller goldrichtig.
Fußball in Essen ist, wenn Engelmann trifft: Wieder einmal stand der RWE-Torjäger beim Abpraller goldrichtig. © FFS | Thorsten Tillmann

Bei aller Freude über Engelmanns zuverlässige Torquote hatte ein anderer allein eine 15000-Zuschauer-Kulisse verdient statt der 300 Glücklichen: Was hätte es für ein Raunen im Stadion gegeben oder Szenenapplaus wäre aufgebrandet, als Isaiah Young seine 77-minütige Fußballshow begann, der 22-jährige US-Amerikaner, anscheinend mit Raketenantrieb von der NASA ausgestattet, streichelt die Kugel nur, lässt mit der Sohle drei Gegenspieler wie Anfänger aussehen – kurzum: er ist nicht von dieser Regionalliga-Welt. „Wir sind froh, dass es doch Regionalliga ist, er bringt ein Element rein, was wir so noch nicht hatten, das hat uns noch gefehlt“, freute sich Kollege Grote.

Dass der Stürmer noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung ist, deutete auch Münsters Trainer Sascha Hildmann an: „Wir kennen ihn ja schon aus seiner Bremer Zeit in der Dritten Liga, er hat gute Ansätze. Aber die letzte Konsequenz, der letzte Pass und auch der Torabschluss fehlen noch. Wenn er das noch hat, dann spielt er höher.“

Young ist das Sahnehäubchen aufs Kollektiv

Kollege Neidhart fühlt sich aber auch jetzt schon reich beschenkt, hier haben Sportdirektor Jörn Nowak und das Scoutingteam wohl eine echte Perle gehoben: „Wir hatten einige auf dem Zettel, aber nachdem wir uns alle Videos nochmal angeschaut haben, war er der einzige, der alles mitgebracht hat: Unheimliches Tempo, stark in Eins-zu-Eins-Situationen und er läuft gut in die Tiefe.“

Er war das Sahnehäubchen auf ein Kollektiv, in dem wieder ein Rädchen ins andere griff, in dem ein Ausfall wie der von Amara Condé (muskuläre Probleme) einfach wegkompensiert wird, in dem ein Cedric Harenbrock an seine Stelle rückt und eine Prise Unbekümmertheit ins Angriffsspiel bringt. Konkurrent Münster jedenfalls weiß nun, was ihn in dieser langen Saison erwartet: „Das war eine gute Standortbestimmung für uns, Essen ist sehr robust in den Zweikämpfen, sehr erfahren, stehen hinten sehr kompakt und lassen mit Heber und Hahn fast nichts zu. Wir müssen noch lernen – ich freue mich aufs Rückspiel“, so Hildmann. Die Essener, in dieser Verfassung, aber auch.