Mannheim. Essener Erstligist hält gegen die Rhein Neckar Löwen bis Mitte der zweiten Hälfte gut mit. Diesmal zeigte der Neuling auch den nötigen Mut.

Tiefes Durchschnaufen bei Trainer Martin Schwalb und seinen Rhein Neckar Löwen. Das Spitzenteam der 1. Handball-Bundesliga hatte mit dem Aufsteiger Tusem Essen ordentlich zu tun und konnte nicht so dominieren wie geplant. Die Gäste haben sich achtbar verkauft und das Spiel lange offen gehalten, am Ende setzte sich dennoch die internationale Erfahrung der Baden-Württemberger durch, die mit 33:27 (16:15) gewannen.

Wegen der Corona-Pandemie waren in der Mannheimer SAP-Arena keine Fans zugelassen, dennoch wollten die Löwen nicht auf Stimmung verzichten. So wurden die offiziellen Ordner mit Trommeln und gelbem Trikot ausgestattet, sodass immerhin etwas Atmosphäre in der Arena herrschte. Offensichtlich gefiel das nicht nur den Gastgebern, sondern auch den Gästen. Denn der Tusem begann mutig und mit klarem Kopf. Im Angriff zeigten die Essener viele durchdachte Spielzüge, in der Abwehr stellten sie die Löwen immer wieder vor schwierige Aufgaben.

Tusem-Torwart Sebastian Bliß behält die Nerven

Aufseiten der Mannheimer waren vor allem die Top-Stars Andy Schmid und Lukas Nilsson tonangebend, das Pendant bei den Gästen hieß Lucas Firnhaber. Immer wieder wuchtete sich der Rückraumspieler in die Luft und nagelte den Ball allein in der ersten Halbzeit schon achtmal ins gegnerische Tor. Der Tusem spielte sich in einen Fluss, war auch emotional voll auf der Höhe. So behielt Torwart Sebastian Bliß im direkten Duell mit Uwe Gensheimer die Nerven, sodass der Nationalspieler mit einem Siebenmeter scheiterte. Eine der vielen guten Aktionen der Männer aus dem Ruhrgebiet.

Dieses Selbstvertrauen kam aber nicht von ungefähr. Trainer Jamal Naji forderte immer wieder von seinen Jungs mutig zu sein – und tatsächlich: die Nervosität war bis zur Halbzeitsirene wie verflogen, selbst die anspruchsvollen Kempa-Tricks waren gegen eine der Spitzenmannschaften der 1. Bundesliga kein Tabu. Der Tusem ging somit nur mit einem knappen und beachtlichen 15:16-Rückstand in die Pause.

Tusem-Torhüter Sebastian Bliß zeigte sich nervenstark.
Tusem-Torhüter Sebastian Bliß zeigte sich nervenstark. © Michael Gohl

Gastgeber nach der Pause noch etwas verunsichert

„Die Jungs haben gekämpft wie die Stiere“, lobte Essens Sportlicher Leiter Herbert Stauber seine junge Mannschaft, „da haben wir sehr gut mitgehalten.“ Ganz spurlos ging dieser knappe Spielstand nicht an den Rhein Neckar Löwen vorbei. Denn sie kamen etwas verunsichert aus der Kabine und erlaubten sich Fehler. Der Tusem benötigte jedoch auch etwas Zeit, um wieder in die Spur zu finden. Dann aber zeigte unter anderem Eloy Morante gute Aktionen und hielt das Spiel offen, unterstützt von einem erneut starken Justin Müller an seiner Seite.

Allzu oft schafften es die Essener aber nicht durch die nun stabilere Abwehr der Löwen zu kommen, zumal mit Mait Patrail nun noch mal mehr internationale Klasse in der Partie war. Der Tusem, der noch auf seinen kurzfristig verpflichteten Neuzugang Tim Rozman (Wilhelmshavener HV) verzichtete, musste seiner engagierten Leistung am Ende mehr und mehr Tribut zollen. Mit schwindenden Kräften und der individuellen Klasse auf der anderen Seite wurde das Ergebnis am Ende doch etwas deutlicher. Letztendlich zogen die Rhein Neckar Löwen uneinholbar davon.

Gäste mit mehr Mut und weniger Fehlern

„Man hat bei den Löwen lange die Unzufriedenheit gesehen“, bemerkte Stauber, der trotz des recht klaren Ergebnisses Fortschritte beim Tusem gesehen hat: „Wir haben mutiger gespielt und uns weniger Fehler erlaubt. Wir können mit der Leistung insgesamt zufrieden sein, das macht uns Mut“, betont der Sportliche Leiter. Mut dürfte dann auch in der kommenden Woche ein wichtiger Faktor sein, dann kommt mit HBW Balingen-Weilstetten ein möglicherweise schlagbarer Gegner nach Essen (Sonntag, 16 Uhr, „Am Hallo“).

So haben sie gespieltRhein Neckar Löwen – Tusem Essen 33:27 (16:15).

Löwen: Palicka, Späth; Schmid (8/2), Gensheimer (3), Kirkelokke (1), Lagarde (2), Patrail (3), Tollbring (4), Ahouansou, Abutovic, Lagergren (2), Groetzki, Baena (2), Petersson (1), Gislason (1), Nilsson (6).

Tusem: Bliß, Diedrich; Ellwanger, Rozman, Durmaz, Becher (2), Ignatow (2), Szczesny (1), Müller (4), Firnhaber (11), Seidel, Morante (2), Klingler (2), Kluth, Zechel (3).

Siebenmeter: 5/7 - 2/2. Strafminuten: 4 – 10. Schiedsrichter: Schmidt (Bochum) / Linker (Recklinghausen). Zuschauer: 100.

„Spielfilm“: 3:3 (5.), 7:4 (10.), 12:12 (21.), 14:14 (26.), 16:15 (30.) – 19:16 (35.), 22:18 (40.), 25:20 (45.), 25:23 (48.), 29:24 (52.), 32:26 (57.), 33:27.