Essen. Essener Aufsteiger freut sich auf das Kräftemessen bei den Rhein Neckar Löwen. Torhüter Bliß fordert sicheres und souveräneres Auftreten.
Man könnte annehmen, dass die Handballer des Tusem Essen nach der 23:31-Auftaktniederlage beim TVB Stuttgart enttäuscht oder gar in ihrer Euphorie nach dem Aufstieg gebremst sind. Die Rückkehr in die erste Liga war vom Ergebnis her doch eher ein Dämpfer. Allerdings will Torwart Sebastian Bliß davon eigentlich gar nichts wissen. Vor dem Duell mit den Topstars der Rhein Neckar Löwen am Sonntag (16 Uhr, SAP Arena, Sky) verspürt der 30-Jährige noch immer geballte Freude.
Tusem genießt jede Sekunde in Liga eins
„Es hat richtig Bock gemacht und war eine coole Erfahrung. Wir genießen jede Sekunde in der ersten Liga und haben Lust darauf, uns in jedem Spiel mit den Top-Stars zu messen und uns zu beweisen“, sagt Bliß. Der Torwart zeigte zum Auftakt beim TVB Stuttgart eine starke Leistung, konnte 41 Prozent der Abschlüsse parieren – genauso viel wie sein Gegenüber Jogi Bitter, seines Zeichens deutscher Nationaltorhüter. „Aber so viel können wir uns davon nicht kaufen. Verloren haben wir ja trotzdem“, gibt Sebastian Bliß zu bedenken.
Trotz aller Euphorie: die Niederlage war in dieser Höhe vermeidbar. Laut Trainer Jamal Naji hat sich seine junge Mannschaft in einigen Situationen „zu naiv und nervös“ verhalten, vermutlich dem Alter geschuldet. Weil der erfahrene Linksaußen Noah Beyer wegen einer Fußverletzung ausfiel und weiter fehlen wird, kam unter anderem Lukas Becher zu seinem Debüt. Der 20-Jährige erledigte seine Aufgabe ordentlich, doch auch ihm waren Nervosität und Respekt gelegentlich anzusehen. Unter anderem bei der Chance zum zwischenzeitlichen 11:11-Ausgleich, als er allein auf Bitter zulief und sich verdribbelte.
Die Löwen haben grundsätzlich nur Stärken
Gute Ansätze waren dennoch vorhanden, vor allem in der Offensive. Insofern war dieses erste Duell nach der Rückkehr sehr lehrreich, wie auch Bliß findet: „Wir müssen sicherer und souveräner auftreten. Wenn wir mutiger spielen, dann können wir mehr rausholen.“ Mut wird auch am Sonntag gefragt sein – auch wenn dieser allein nicht reichen wird. Mit den Rhein Neckar Löwen wartet eine schier unlösbare Aufgabe auf den Tusem. Alles andere als eine Niederlage wäre eine Überraschung.
„Das ist eine Mannschaft mit internationalen Top-Stars“, weiß der Essener Torwart, „sie haben eine starke Abwehr, einen starken Rückraum und eigentlich grundsätzlich nur Stärken“. Mit Uwe Gensheimer, Andy Schmid oder Patrick Groetzki sind die Löwen wohl nur in der Theorie zu bezwingen. Dennoch lässt es der Tusem auf einen Versuch ankommen. „Wir müssen galliger und härter in der Abwehr agieren. Und wenn wir emotional in einen Fluss kommen, dann können wir eine kleine Serie starten. So wollen wir das Ergebnis lange offenhalten“, sagt Sebastian Bliß.
Martin Schwalb ist in Essen kein Unbekannter
Trainiert werden die Rhein Neckar Löwen von Martin Schwalb, der in Essen kein Unbekannter ist. Ende der Achtziger lief der 57-Jährige für den Tusem als Spieler auf, heute versucht er mit den Mannheimern als Trainer Deutscher Meister zu werden. Der Start lief nach Plan, denn beide Partien gewannen sie. Darunter ein 30:20-Erfolg gegen den TVB Stuttgart. Sebastian Bliß: „Für uns ist der Druck in diesem Spiel nicht sehr groß. Es ist eines der einfachsten der Saison für uns. Wir haben noch weniger zu verlieren als gegen Stuttgart.“