Essen. Uwe Gensheimer ist zurück bei den Rhein-Neckar Löwen. Im Interview bewertet der Handball-Nationalspieler die drei Jahre in Paris positiv.

Er trägt wieder das Trikot mit der Nummer drei, der verlorene Sohn ist zurück. Uwe Gensheimer (32) kehrt nach drei Jahren beim Handball-Superklub Paris St. Germain zurück in die Bundesliga. Zu den Rhein-Neckar Löwen, bei denen er einst zu einem der weltbesten Linksaußen und zum Kapitän der Nationalmannschaft reifte. Ein Gespräch über eine alte Liebe und neue Ziele.

Herr Gensheimer, wie fühlt es sich an, nach drei Jahren wieder zu Hause zu sein?

Uwe Gensheimer: Sehr gut. Ich bin gerade dabei, mich wieder richtig einzuleben und Strukturen in den Alltag zu bekommen. In den vergangenen Wochen war sehr viel los, der Umzug, Urlaub... Jetzt ist der Alltag wieder da, die Vorbereitung hat begonnen, ich komme jetzt richtig zu Hause an. Es gab einen tollen Empfang bei den Rhein-Neckar Löwen, ich habe mich gefreut, wieder in Mannheim zurück bei der Mannschaft und den anderen Mitarbeitern des Vereins zu sein. Viele bekannte Gesichter bei den Fans habe ich auch schon gesehen. Es war ein toller Start.

Wie bewerten Sie die drei Jahre bei Paris St. Germain?

Es war eine tolle Zeit. Mein Ziel war es, einmal woanders zu leben, mich in einem anderen Umfeld durchzusetzen. Als Mensch und als Persönlichkeit bin ich dabei gereift. Aus diesen drei Jahren nimmt man schon viel mit, wenn in einem anderen Land plötzlich alltägliche Dinge wie Amtsgänge zur Herausforderung werden und man sich im Alltag in einer anderen Sprache durchschlagen muss. Sportlich hat mich die Zeit auch weitergebracht, auch wenn es zum ganz großen Ziel leider nicht gereicht hat. Wir haben die Champions League nicht gewinnen können, das ist das einzige Manko. Aber es war schon beeindruckend, solch eine Mannschaft voller Stars zu erleben. Zumal ich diesmal der Zugereiste war. Ich war der Ausländer, der sich integrieren musste. Deshalb blicke ich nun mit ganz anderen Augen auf die Spieler, die zu uns zu den Rhein-Neckar Löwen kommen und versuche, ihnen so gut wie möglich mit Tipps zur Seite zu stehen.

Hatte sich eine Rückkehr zu den Löwen trotzdem abgezeichnet?

Heute ist ja alles sehr schnelllebig, man kann nie voraussehen, zu welchem Zeitpunkt es welche Optionen gibt. Es war schon irgendwie mein Wunsch, noch einmal zurückzukehren, ich wusste aber nie, wann das sein wird. Dann hat es im vergangenen Jahr das Interesse der Löwen an einer Verpflichtung gegeben. Das zu schaffen ging aber nicht von heute auf morgen, es war für den Klub kein einfacher Weg. Als die Entscheidung dann aber durch war, habe ich mich sehr gefreut, dass es geklappt hat.

War der Kontakt zu den Löwen ohnehin nie abgerissen?

Mit Andi Schmid und Patrick Groetzki habe ich regelmäßig telefoniert, mit der Familie von Oliver Roggisch waren wir kürzlich noch zusammen im Urlaub, aber auch mit anderen Leuten im Umfeld des Vereins hatte ich Kontakt. Wenn ich konnte, habe ich die Spiele der Löwen ohnehin immer verfolgt, ich war also sowieso immer noch irgendwie dabei.

Welche Rolle hat dabei gespielt, dass Ihr kleiner Sohn Matti rund um Familie und Freunde aufwachsen kann?

Eine sehr große, auch für meine Frau, die beruflich in der Heimat gute Optionen hat. Für uns als Familie war es also der beste Schritt, wir haben unser Leben nach meiner Handball-Karriere ohnehin in der Rhein-Neckar-Region gesehen. Matti war auch in Paris im Kindergarten, aber jetzt haben wir die Option, dass auch meine Mutter und Schwiegermutter spontan bei der Betreuung mal einspringen können, das vereinfacht schon vieles.

Sie sind sicher nicht zurückgekehrt, um um den zweiten Platz zu spielen…

Nein, natürlich nicht (lacht). Wir haben auch die nötige Qualität im Kader, um anzugreifen und um den Titel mitzuspielen. Es wird eine interessante Saison, denn da sind wir nicht alleine. Ob es nun die üblichen Verdächtigen wie der THW Kiel und die SG Flensburg sind, aber auch die Füchse Berlin, die MT Melsungen oder der SC Magdeburg, der über Jahre eine sehr konstant spielende Mannschaft hat.

Wie schätzen Sie Ihr Team für die kommende Saison ein?

Qualitativ haben wir eine richtig starke Mannschaft, aber es wird jetzt vor allem darauf ankommen, wie wir als Mannschaft und mit dem neuen Trainer Kristjan Andresson zusammenfinden. Jeder Trainer hat ja seine eigene Philosophie, sein eigenes Konzept, zudem müssen die neuen Spieler integriert werden. Das dauert immer ein bisschen, aber wenn wir dann Automatismen in unser Spiel gebracht haben, können wir ganz oben angreifen.

PR-technisch waren es in Paris hinter den Handball-Superstars Nikola Karabatic und Mikkel Hansen eher ruhige Jahre für Sie. Das wird sich in Mannheim wieder ändern, oder?

Ja, ich merke auch jetzt schon, dass es mehr wird (lacht). Aber das ist ja normal, wenn man zurückkehrt in die Heimat als Kapitän der Nationalmannschaft. Klar kommt da wieder ein bisschen mehr auf mich zu.

Sie sind 32 Jahre alt, Ihr Vertrag läuft bis 2022. Wie lange wollen Sie noch spielen?

Schauen wir mal, wann die jüngeren besser sind als ich (lacht). Momentan fühle ich mich fit und spiele auf einem hohen Niveau. Mir ist aber auch klar, dass ich mich in der Bundesliga wieder neu beweisen muss. Momentan habe ich mir aber noch keine Altersgrenze gesteckt. Da hört man ja immer ein bisschen auf seinen Körper, was der so sagt. Und bisher schweigt er.