Essen. Der erfolgreiche Essener Kanupolo-Club richtet am Wochenende im Grugabad den Allbau Cup aus und will einen der ersten beiden Plätze erreichen.

Es war ein Sommer der schlechten Nachrichten für den KSV Rothe Mühle und die KG Wanderfalke. Absage aller Bundesliga-Spieltage, Absage der Meisterschafts-Playoffs, Absage des Deutschland-Cups - die beiden Essener Kanupolo-Erstligisten haben in diesem Jahr noch keinen Wettkampf bestritten. Doch nun gibt es doch noch ein Happy End: Vom 11. bis zum 13. September darf Rothe Mühle den „Allbau Cup“ austragen.

Anfang Oktober in St. Omer ist die Champions League

Im Grugabad kämpfen dann die Herren- und Damen-Bundesligisten um den Einzug in die Champions League, die Anfang Oktober im nordfranzösischen St. Omer steigen soll. Zudem wird der deutsche U21-Pokal ausgetragen. Das Konzept für das Turnier hatte KRM seit längerem ausgearbeitet, Ende August erteilten die zuständigen Behörden grünes Licht. Ganz zur Erleichterung von Michael Konrad, Trainer des KSV: „Wir freuen uns sehr, dass wir das Turnier ausrichten und wieder spielen dürfen. Jetzt mussten wir blitzmäßig mit der Organisation loslegen. Zum Glück sind wir als Turnierausrichter sehr erfahren und können uns wie immer auf die großartige Unterstützung der Stadt verlassen.“

Zuschauer sind nicht zugelassen. Außerdem ist die Teilnahme freiwillig, weshalb auch kein offizieller Deutscher Meister gekürt wird. Zehn der zwölf Bundesligisten gehen an den Start, nur die beiden Hannoveraner Teams verzichten. Ebenso bleibt allen Spielern selbst überlassen, ob sie mitmachen wollen. Bei Rothe Mühle gibt es aber keine Absagen. Bereits im Mai hatten die Essener das Training wieder aufgenommen, einen Corona-Fall hat es im gesamten Verein laut Konrad nicht gegeben.

Geringes Infektionsrisiko im Wasser

Gegenüber anderen Kontaktsportarten sieht er das Infektionsrisiko im Kanupolo als gering an: „Wir sind an der frischen Luft, halten durch die Kanus, Helme und Paddel sowieso eher Abstand und sind ständig mit dem Wasser in Kontakt.“ Mit Blick auf die Absage der Bundesliga spart der Coach daher nicht an Kritik am zuständigen Gremium. Die Entscheidung sei bereits sehr früh gefasst worden, „es wurde gar nicht versucht, ein Konzept zu erarbeiten“, sagt Konrad. „Das war nicht ganz in unserem Sinne, denn ich denke schon, dass ein Spielbetrieb unter veränderten Rahmenbedingungen durchaus möglich gewesen wäre. Darum hat sich der Ausschuss meiner Meinung nach nicht sonderlich bemüht.

Da schwingt bei den Essenern in diesem Jahr auch eine finanzielle Komponente mit. Aufgrund der spielfreien Zeit gab KRM zwar kaum Geld aus. Doch die diesjährigen Playoffs und wie üblich der Deutschland-Cup, das größte Kanupolo-Event weltweit, sollten auf dem Baldeneysee stattfinden. Nun fehlen die Erlöse aus zwei lukrativen Einnahmequellen im Etat. Zumal auch einige Sponsoren ihr Engagement infolge des Saisonausfalls und eigener Finanznot pausiert haben.

Wird eine große Zukunft prophezeit: Torhüter Shivan McCutheon ist bei Rothe Mühle gesetzt.
Wird eine große Zukunft prophezeit: Torhüter Shivan McCutheon ist bei Rothe Mühle gesetzt. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Immerhin waren die vergangenen Monate der schon vor der Vorsaison begonnenen Verjüngungskur des Kaders zuträglich. Immer mehr Nachwuchsspieler drängen in Bundesliga-Kader. Zudem wollen die Essener künftig verstärkt auf deutsche Spieler setzen. Eine Garantie spricht Konrad aber dem englischen Torhüter Shivan McCutcheon aus, dem er eine große Zukunft prophezeit. Der Schlussmann soll gemeinsam mit Welt- und Europameister Lennart Unterfeld, Patrick Lawrentz und Konrads Sohn Leon das Grundgerüst bilden, dessen Durchschnittsalter bei Anfang 20 liegt.

Youngster verdrängen die Arrivierten im Aufgebot

Für das arrivierte Personal hingegen wird die Luft dünner. Schon beim „Allbau Cup“ müssen sich die langjährigen Topspieler Jakob Husen, Johan Driessen und Benedikt Lagler mit der Zuschauerrolle begnügen. Für sie rücken die Youngster Sven Vogt, Niklas Rutzen und Marvin Pelz ins Aufgebot.

Trotz Umbruchs und einer enttäuschenden Vorsaison formuliert sich der Anspruch des mehrfachen Deutschen Meisters und Champions-League-Siegers für das Qualifikationsturnier im Grugabad von allein: Es soll einer der beiden ersten Plätze werden, die für die Königsklassen-Teilnahme berechtigen. „Ich sehe uns zwar nicht als Top-Favorit, aber wir sind einer sehr guten Verfassung, haben den ganzen Sommer durchtrainiert“, sagt Konrad. „Wir wollten für den Tag X gewappnet sein.“