Essen. Beim Essener Erstligisten überzeugen die Talente, aber Högner würde auch gern die zwei Testspielerinnen aus dem Trainingslager aufnehmen.
Markus Högner dürfte sich im Trainingslager der SGS Essen in Lastrup fast vorgekommen sein, als hätte er in der Sommerpause bei einem neuen Klub angeheuert: Zehn Zugänge und zwei Gastspielerinnen waren mit dabei. Aus dem Kader der vergangenen Saison in der Frauenfußball-Bundesliga sind gerade noch zehn Feldspielerinnen an der Ardelhütte geblieben. Klar also, dass neben Pressing und Spielaufbau vor allem auch teambildende Maßnahmen gefragt waren.
„Wegen Corona waren unsere Möglichkeiten da zwar etwas eingeschränkt“, erklärt Högner und schmunzelt. „Aber wir haben eine Schnitzeljagd gemacht, an die kaum etwas herankommt.“ Lena Ostermeier und Kirsten Nesse führten Regie und hielten ihre Mitspielerinnen in gemischten Gruppen fast vier Stunden auf Trab.
Talentförderung wichtiger denn je
„Es ist schon eine besondere Aufgabe in dieser Vorbereitung“, findet Högner. Nicht nur wegen der Pandemie, sondern vor allem wegen des personellen Umbruchs bei der SGS. „Ich bin froh, dass die dienstälteren Spielerinnen mein verlängerter Arm sind und die Neuen auch mal einnorden, wenn es sein muss. Das klappt bisher sehr gut.“
Gegen den Liga-Konkurrenten Werder Bremen spiegelte sich das dann auch im Ergebnis wider: Mit 4:1 gewannen die Essenerinnen, obwohl sie zeitweise fast mit einer Jugendmannschaft antreten waren. Die Förderung und Entwicklung der vielen Talente wird für die SGS in der kommenden Saison wohl wichtiger sein denn je sein. Der Sieg gegen Bremen zeigt, dass die SGS offenbar auf dem richtigen Weg ist. „Wir sollten das aber als Momentaufnahme sehen und nicht in Euphorie verfallen“, stellt Högner klar.
Zwei Testspielerinnen könnten SGS weiterhelfen
Den Wunsch nach mehr Erfahrung in der Mannschaft hat er derweil noch nicht aufgegeben. Dass er die beiden Testspielerinnen aus dem Trainingslager gerne unter Vertrag nehmen würde, ist kein Geheimnis: „Sie würden uns auf jeden Fall weiterbringen. Sportlich und charakterlich.“ Jetzt liege es an der Vereinsführung, zu schauen, ob das Budget die Verpflichtungen zulässt. Beide würden eine gute Portion Professionalität und Erfahrung mitbringen, die die SGS durch die vielen Abgänge eingebüßt hat. Wer sie sind, mag die SGS indes nicht verraten, wohl auch aus verhandlungstaktischen Gründen.
Finanzielle Mittel sollten der SGS eigentlich zur Verfügung stehen: Durch das DFB-Pokalfinale und die Ablösesumme aus dem Wechsel von Lena Oberdorf an Wolfsburg wurde in jedem Fall zusätzlich ein sechsstelliger Betrag in die Vereinskasse gespült, mit dem man vorher nicht kalkulieren konnte.
Auch finanzielle Situation bleibt unsicher
Allerdings ist nicht zuletzt auch wegen der Corona-Pandemie Vorsicht geboten, weil sie die SGS vor eine gewisse Unsicherheit stellt. Einnahmen könnten durch fehlende Zuschauer und Firmen, die ihr Budget für Sponsoring eindampfen, in der kommenden Spielzeit geringer ausfallen. Ausgaben könnten allein durch vermehrte und regelmäßige Corona-Tests steigen.
Anyomi arbeitet an ihrem Comeback
Nicole Anyomi hat die Zeit im Trainingslager in Lastrup genutzt, um an ihrem Comeback zu arbeiten.
Im DFB-Pokalfinale gegen Wolfsburg Anfang Juli zog sie sich einen schmerzhaften Anriss des Steißbeines zu und konnte nun erstmals wieder einzelne Einheiten absolvieren. Die Rückkehr ins Mannschaftstraining bei voller Belastung steht damit unmittelbar bevor.
Daher wird die Vereinsspitze um Manager Florian Zeutschler genau überlegen, ob sie Högners Wunsch nachkommen kann. Viel Zeit bleibt für die Entscheidung nicht. „Wir wollen die Spielerinnen ja nicht ewig hinhalten“, erklärt Högner. In den nächsten Tagen soll es Gewissheit geben. Und womöglich hat er zu Beginn der belgisch-niederländischen Wochen dann zwei Alternativen mehr: Am Freitag testet die SGS zunächst gegen den SC Heerenveen, danach folgen noch Vorbereitungsspiele gegen den RSC Anderlecht und Ajax Amsterdam. Und bis zum Saisonstart am 4. September gegen Wolfsburg ist es ja auch nicht mehr so lang.