Essen. Essener Regionalligist hat ein Hygienekonzept erarbeitet, ist aber letztlich abhängig von den Behörden. Testspiel Samstag weiter ohne Zuschauer.

Die Rot-Weissen werden an diesem Samstag um 11 Uhr auf dem Trainingsplatz an der Hafenstraße ein weiteres Testspiel gegen den Oberligisten TuS Ennepetal bestreiten. Klingt nach normaler Vorbereitung, doch allein die Tatsache, dass keine Zuschauer bei diesem Duell dabei sein dürfen, zeigt, dass so gut wie gar nichts normal ist in dieser Zeit der Corona-Pandemie.

Das Leben geht weiter - auch im Sport. Die Rot-Weissen bereiten sich unter den gegebenen Hygiene-Vorschriften auf das erste Pflichtspiel vor, das am 18. August das Halbfinale im Niederrheinpokal gegen TVD Velbert (19 Uhr) sein wird, eine unerledigte Aufgabe aus der unvollendeten Vorsaison. Aber eine enorm wichtige, denn der Einzug in die Hauptrunde des DFB-Pokals stand ebenfalls auf Agenda der Spielzeit 2019/20.

Der RWE-Vorsitzende Marcus Uhlig
Der RWE-Vorsitzende Marcus Uhlig © Thorsten Tillmann

Vorbereitung läuft unterm Strich planmäßig

Doch der Blick geht natürlich schon voraus. RWE hat sportlich nach monatelanger Wettkampfpause wieder einen Rhythmus aufgenommen, bislang lief alles ruhig, alles in allem planmäßig. Bis vor wenigen Tagen, als allen noch einmal vor Augen geführt wurde, wie schnell sich doch die Lage ändern kann.

Das Team von Trainer Christian Neidhart wollte unter der Woche ein Testspiel beim Südwest-Regionalligisten Kickers Offenbach absolvieren, doch das musste kurzfristig abgesagt werden, weil kurz zuvor bei den Hessen ein Spieler positiv auf das Corona-Virus getestet worden war. Ein einziger Fall, und schon wird es kompliziert.

„Auch wenn der Ball bald wieder rollt, ist jetzt schon klar, dass wir noch nicht in den Normalbetrieb zurückkehren werden“, weiß auch der RWE-Vorsitzende Marcus Uhlig. „Trotzdem laufen hinter den Kulissen die Planungen, möglichst viel Normalität zum Saisonstart zurückzuerlangen.“ Gemeint ist das Hygienekonzept, an dem RWE gemeinsam mit dem Stadionbetreiber GVE (Grundstücksverwaltung Essen) arbeitet, und das inzwischen der Stadt Essen und dem Gesundheitsamt vorgelegt worden ist.

Zuschauer im Stadion sind Geschäftsgrundlage

Rot-Weiss braucht seine Fans. Und die Zuschauer, sie sind eine tragende Säule im wirtschaftlichen Konstrukt des Viertligisten, die Geschäftsgrundlage. Wenn man bedenkt, dass der Zuschauerschnitt bei gut 10.000 liegt und im Erfolgsfall vermutlich noch höher, kann man sich vorstellen, dass es natürlich ums Geld geht. Aber nicht nur. Auch der ideelle Wert, die Fans im Stadion im Rücken zu haben, sie zu begeistern, das spielt eine keineswegs untergeordnete Rolle. Stimmung und Atmosphäre sind nicht zu ersetzen, darin sind sich alle einig.

Die ersten Reaktionen auf das Hygienekonzept seien durchaus positiv gewesen, sagt Marcus Uhlig. Aber Rot-Weiss hat es zwar selbst in der Hand, in der kommenden Saison aufzusteigen, aber in diesem Fall ist man abhängig von den äußeren Umständen. Was nutzt das Wohlwollen aller, wenn die offiziellen Auflagen dagegensprechen? Die Corona-Schutzverordnung muss zwingend mehr als aktuell 300 Zuschauer bei Sportveranstaltungen erlauben.

Nächster Test steht an: Trainer Christian Neidhart mit Amara Condé und Cedric Harenbrock.
Nächster Test steht an: Trainer Christian Neidhart mit Amara Condé und Cedric Harenbrock. © Thorsten Tillmann

Dauerkarten-Inhaber der Vorsaison im Blick

Was nun? „Wir warten weiter gespannt, ob unser Konzept letztlich zum Tragen kommt“, sagt der RWE-Vorsitzende Marcus Uhlig. „Aber es liegt nicht in unserer Hand, sondern wird einzig durch die zuständigen Behörden entschieden.“ Und die reagieren auf Infektionszahlen, da weiß man nicht, was kommt.

Die Rot-Weissen wollen mit ihren Maßnahmen versuchen, zum Auftaktspiel in der Regionalliga am 5. September gegen SC Wiedenbrück ca. 5000 Fans ins Stadion an der Hafenstraße zu bekommen. „Mit dieser Zielgröße könnten wir immerhin alle letztjährigen Dauerkarteninhaber und damit unsere treusten Fans bedienen“, erklärt Uhlig, der weiß, dass allein das schon eine enorme Herausforderung wird. Damit wäre man im ersten Schritt „mehr als zufrieden“, heißt es.

Alles geben für den Aufstieg

Das Konzept sieht zunächst ausschließlich Sitzplätze vor, wobei niemand Anspruch hat auf seine angestammte Sitzschale. Die Westkurve, die ultimative Stimmungsquelle, würde demnach komplett gesperrt bleiben. Und das Problem der geordneten An- und Abreise der Fans, wie es auch die Deutsche Fußball-Liga beschäftigt, muss gelöst werden. Und es soll ein Trostpflaster für die Fans geben: Ein Livestream von den Heimspielen ist in Arbeit.

Einen Wunschtraum bewahrt sich der Rot-Weiss Essen aber allen Widrigkeiten und Hindernissen zum Trotz. „Im Mai 2021 vor einer ausverkauften Hafenstraße den Aufstieg zu feiern. Wir geben alles dafür.“ Beim Sportlichen wie gesagt liegt es dann allein in rot-weisser Hand, ob die ganze Mühe am Ende auch mit Erfolg gekrönt sein wird.