Duisburg. Bei der ersten Leistungsüberprüfung zeigten die Essener Olympiasieger ihre starke Form. Und Tomasz Wylenzek gab ein viel beachtetes Comeback.
„Irgendwie“ war es ja „nur“ eine Leistungsüberprüfung des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) für einen kleineren Kreis der besten Kadersportler auf der Duisburger Wedau. Gedacht als Test, in Corona-Zeiten den besten nationalen Sportlern nun erstmals die Möglichkeit zu geben, sich unter Wettkampfbedingungen zu präsentieren und natürlich auch zu sehen, wo jeder derzeit sportlich steht.
Und so war doch „irgendwie“ ganz deutlich die Anspannung zu sehen bei allen Aktiven, sich erstmals in dieser speziellen Saison der nationalen Elite zu stellen – selbst aus der Distanz heraus neben dem abgesperrten Terrain heraus. Und schnell wurde klar: bei diesem ersten wettkampfmäßigen Aufeinandertreffen der nationale Elite wurden tolle Leistungen geboten; geschenkt wurde da keinem der Athleten etwas.
Katharina Köther passte mit muskulären Problemen
Mittendrin im Geschehen die Kajak-Leistungsträger der KG Essen Max Hoff, Max Rendschmidt und Tobias-Pascal Schultz sowie Canadier-Fahrer Tomasz Wylenzek und bei den Damen Katharina Köther, die allerdings direkt nach dem Vorlauf mit muskulären Problemen passen musste. Am Ende konnten Max & Max (Hoff und Rendschmidt) wie schon so oft vollauf zufrieden sein. Sie hatten ihre Zugehörigkeit zur absoluten Spitze eindrucksvoll untermauert.
Als ein sportliches Highlight der Veranstaltung erwies sich dabei das Einer-Finale über 1.000 m. Am Ende hatte Olympiasieger und Weltmeister Tom Liebscher (Dresden) ganz knapp die Bootsspitze vorne vor dem jungen Supertalent Jacob Schopf (Potsdam – und 19-jähriger WM-Gold-Partner von Hoff im Vorjahr) und vor Max Rendschmidt sowie Max Hoff. Aber was war das für ein Zieleinlauf: Lediglich 1,5 Sekunden trennten die Vier voneinander!
Auch Trainer Robert Berger vom Finale begeistert
„Dieses mit allen Top-Athleten besetzte Finale war ein packendes und tolles Rennen mit absolut starken Fahrzeiten, die für das Niveau dieses Quartetts sprechen. Da kann ich nur allen Respekt zollen“, war nicht nur KGE-Herrentrainer Robert Berger begeistert. Gesehen hat dabei sicher nicht nur er, „dass die Altersfrage“ (36) auch für Max Hoff keine Rolle spielt und mit ihm nach wie vor zu rechnen ist.
„Ja, das war schon sehr okay, aber natürlich auch noch nicht weltbewegend. Im 1.000 m-Vorlauf war ich noch entspannt, im Finale war es dann doch schon etwas anders. Aber mit gut einer Sekunde hinter Tom und mit diesem insgesamt sehr engen Zieleinlauf kann ich gut leben. Und ich bin sehr glücklich, dass wir Vier so eng vorne waren! Diese Zeiten muss man in so einem Feld auch erst einmal fahren! Nach zehn Monaten endlich wieder ein Rennen zu fahren, war schon gut und wichtig. Ich brauche dies auf jeden Fall“, war Max Hoff am Ende mit sich auf jeden Fall im Reinen.
Tobias-Pascal Schultz erwischte keinen guten Tag
Ebenso wie Max Rendschmidt, der neben Platz drei über 1.000m über 250m noch auf Platz vier einfuhr. „Es war auf jeden Fall ein außergewöhnlicher Wettkampf nach und auch noch in der Corona-Krise. Trotz starker Einschränkungen und ohne direktes Publikum hat dieser Wettkampf Spaß gemacht. Und ich freue mich, dass ich auch nach der langen ungewissen Zeit zeigen konnte, dass meine Leistung noch da ist“.
Keinen guten Tag erwischte allerdings Tobias-Pascal Schultz. In den Vorbelastungen noch gut in Fahrt, konnte er dies auf der Wedau (sicher auch bedingt durch viel Uni-Stress) nicht abrufen. Nach acht Jahren Wettkampf-Abstinenz war dann auch wieder Canadier-Fahrer Tomasz Wylenzek am Start. Und er zeigte sich am Tag nach den Rennen durchaus zufrieden. „Man sollte es nicht glauben, aber ich habe tatsächlich Muskelkater, die Anspannung war wohl für mich doch sehr groß. Immerhin bin ich seit fast acht Jahren wieder die ersten harten Rennen gefahren. Mein Resümee: Wettkampferfahrung und Wettkampfhärte, d.h. Rennen in kurzen Zeiten hintereinander zu fahren, fehlen noch. Das muss auch mein Körper erst noch bewältigen“, lacht der 36-jährige beim Gespräch.
Die zunächst anstehenden 250 m-Rennen hatten ihn erst einmal „zerlegt“, da brauchte er den 1.000 m-Vorlauf, um wieder rein zu kommen. Im Finale dann aber konnte er sein Ziel, bester Rechtsfahrer zu sein, tatsächlich umsetzen. Womit er nicht nur den Respekt, sondern auch die Aufmerksamkeit der Bundestrainer auf sich gezogen haben wird. „Ich bin ja irgendwie noch im Lernprozess, aber gut dabei. Ich habe gesehen, dass ich auch im Wettkampfmodus über die Strecken komme. Ich sehe, dass das, was ich im Winter gemacht habe, gut war. Ich bin ja voll berufstätig – und dann in so einem Feld zu bestehen, das ist schon was. Und das gibt mir das Selbstvertrauen für die nächste Sichtung in zwei Wochen. “, so „Tomek“ Wylenzek.
„Das war auf jeden Fall eine schöne Auftaktveranstaltung für Tomek. Nach über sieben Jahren Wettkampf-Abstinenz in einem strammen Programm vier Rennen gegen die Elite zu fahren und sich so zu behaupten und als aktuell bester Rechtsfahrer zu erweisen, das ist schon eine Leistung, mit der er sich bei den Bundestrainern ins Gespräch gebracht hat“, bekräftigt auch Robert Berger.