Essen. Der Essener Kanute Max Hoff ist Olympiasieger und Biologe. Noch ist ihm der Sport und die am Mittwoch startende WM wichtiger als der Beruf.
Der Mann auf dem Bild ist kaum zu erkennen. Dunkle Sonnenbrille, die Kappe in die Stirn gezogen. Das Gesicht angespannt, volle Konzentration. Die Arme stoßen kraftvoll das Paddel ins Wasser. Eine fließende Bewegung. Es ist ein Bild wie es viele von Max Hoff gibt. Und doch ist dieses Foto anders. In großen weißen Buchstaben steht auf rotem Grund: „Auf diesem Bild sind zwei Karrieren versteckt.“
Denn Max Hoff ist nicht nur einer der besten Kanuten Deutschlands. Der 36-Jährige ist auch Diplom-Biologe und Diplom-Kaufmann. Damit hat er es zum Kampagnen-Gesicht der Deutschen Sporthilfe geschafft. Unter dem Hashtag #Leistungleben macht die Stiftung, die seit über 50 Jahren deutsche Sportler bei, neben und nach der sportlichen Karriere unterstützt, auf die Leistungen deutscher Athleten aufmerksam.
„Neben dem Leistungssport zwei Diplomstudiengänge zu absolvieren, das ist schon ‘ne Ansage“, sagt der Essener. „Und bei der Kampagne geht es darum, solche Leistungen der Bevölkerung bewusster zu machen, aber auch andere Sportler zu motivieren, ihren Weg zu gehen.“ Die Sporthilfe zeigt dazu auch Bilder von Basketball-Star Dirk Nowitzki, Tischtennis-Ass Timo Boll und Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler.
Das Ziel ist Tokio 2020
Und eben das von Max Hoff. Seit über zehn Jahren sammelt der Kanute von der KG Essen erfolgreich WM-Medaillen. Siebenmal stand er ganz oben. Mal allein, mal zu zweit, mal im Vierer – wie bei seinem Olympiasieg 2016 in Rio über 1000 Meter. Zusammen mit dem 16 Jahre jüngeren Jacob Schopf aus Berlin will der Routinier bei der am Mittwoch im ungarischen Szeged beginnenden WM „vorne ein Wörtchen mitreden“. Bei den European Games hat das schon gut geklappt: Sie holten über die olympische Distanz von 1000 Metern Gold im Zweier-Kajak. „Für die WM bin ich zuversichtlich“, sagt Hoff. „Mein Ziel bleibt Tokio 2020.“
Weil Schopf das gleiche Ziel hat, sieht Hoff keine Probleme im Altersunterschied. Überhaupt: „Jacob ist unfassbar gut. Er bringt vielleicht eine Lockerheit zurück, die man im Alter nicht mehr so hat – aber so alt fühle ich mich im Kopf auch eigentlich gar nicht“, sagt er und lacht.
Die Frische im Kopf war Max Hoff immer wichtig. „Ich war nie der Typ, der einfach nur Profi-Athlet sein kann, der immer nur paddeln geht“, erzählt er. Also studierte er Biologie – kein Studiengang zum Durchschummeln. Legte dann noch ein BWL-Fernstudium nach. „Ich habe schon gemerkt, dass meine Leistung im Sport nicht so gut war, wenn es im Studium besonders stressig war“, sagt Hoff. „Einfach war das nie.“ Andererseits: „Ich bin ein Perfektionist und mache mir viele Gedanken – da ist es schon schön, sich mit was anderem beschäftigen zu können.“ Im Dezember vergangenen Jahres beendete er sein Studium.
Ohne die Sporthilfe, weiß Max Hoff, wäre das alles nicht möglich gewesen. „Weil ich mich gegen eine Karriere bei der Bundeswehr oder bei der Polizei entschieden habe, war die Sporthilfe neben meinen Eltern schon mein größter Sponsor“, erzählt er. „Sie setzt sich auch dafür ein, dass man nach dem Sport einen Plan hat. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Reich wird man als Kanute wahrlich nicht. Aktuell arbeitet Hoff bereits für ein größeres Unternehmen, das Nahrungs-Ergänzungsmittel herstellt. „Das gibt mir eine Idee, wo es hingehen kann“, sagt er.
Doch der Gedanke ans Aufhören mit dem Sport, der mag Hoff, der fast jeden Tag auf dem Baldeneysee anzutreffen ist, dort „schon einmal um die ganze Welt gepaddelt ist“, noch nicht kommen. „Es macht mir einfach noch Bock“, sagt er. „Ich schöpfe so viel Kraft und Freude daraus – und ich bin in Topform. Deshalb bleibt Tokio das Ziel.“
Vorher ist WM. Am Freitag steigen Hoff und Schopf erstmals in Szeged ins Boot, am Sonntag ist das Finale über 1000 Meter. Hoff startet auch noch im Einer über 5000 Meter. Nicht, weil er muss. Sondern, weil er kann. Weil er will. „Es ist schön, diese Wahl zu haben“, sagt Max Hoff.