Essen. Die Verbände stehen wegen des Coronavirus vor schwierigen Entscheidungen, wie die Saison gewertet werden soll. Dabei muss es fair bleiben.

Normalerweise stünde der Saison-Endspurt bevor. Titelrennen, Abstiegskampf – daraus wird nichts. Das Coronavirus hat alle und alles im Griff und ein Ende ist nicht in Sicht. Diese quälende Ungewissheit ist ein Problem. Auch wenn die Fesseln im öffentlichen Leben an diesem Montag etwas gelockert werden, eine wirkliche Perspektive gibt es (noch) nicht, dabei sehnt sich auch der Sport nach Planungssicherheit.

Die meisten Verbände haben sich inzwischen Fakten geschaffen und die Saison 2019/20 abgebrochen. Das ist gut und richtig so, denn damit haben die Vereine zumindest etwas mehr Klarheit. Die Wertungen sind unterschiedlich. Im Tischtennis zählt der Tabellenstand zu Saisonabbruch, beim Volleyball und Basketball gibt es Wildcards für all jene, die es noch hätten schaffen können – oben wie unten.

Handball-Bundesligisten stimmen ab – Tusem Essen könnte profitieren

Auch das Präsidium der Handball Bundesliga (HBL) hat sich durchgerungen, die Saison zu beenden. Der Beschluss muss noch von den 36 Erst- und Zweitligisten abgesegnet werden, dann wäre es vollbracht. Der Quotient aus Punkten und Spielen soll Meister und Aufsteiger bestimmen. Absteiger wird es nicht geben, Zweitligist Krefeld hatte zuvor schon keine Lizenz erhalten. Die Ligen werden entsprechend aufgestockt.

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Es sei die fairste Lösung, meint Niels Ellwanger, Präsidiumsmitglied und Chef beim Zweitligisten Tusem Essen. „Die am wenigsten schlechte Lösung“, trifft es besser. Gleichwohl wäre Tusem in die 1. Bundesliga aufgestiegen.

Quotientenregel wäre nicht fair

Natürlich geht es nicht ohne Enttäuschung, weil die Teams am Grünen Tisch und nicht im Wettstreit ausgebremst werden. Die Quotienten-Reglung generierte auch im Amateurbereich Härtefälle. Verbandsligist Kettwiger SV würde scheitern, weil er zwei Punkte weniger hat als die Doppelspitze aus dem Bergischen (wie will man dort eigentlich entscheiden?), aber auch ein Spiel weniger ausgetragen hat. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet aus Vorsicht vor der Ansteckungsgefahr hatte der KSV eine Partie abgesagt.

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Eine Änderung der Ligen-Struktur könnte bei den Amateuren die bessere Lösung sein. Aufstocken oder zusätzliche Gruppen schaffen. Genau diese Lösung lässt Rot-Weiss Essen hoffen, denn aktuell wird im Fußball eine zweigleisige 3. Liga diskutiert.

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Regionalliga hat schon vor Corona Probleme gemacht

Die Rot-Weissen haben für ihren Traum vom Aufstieg eine Menge Geld investiert und lagen bis zur Zwangspause gut im Rennen. Der Klub ist professionell aufgestellt, hat den Zuschauerschnitt eines Zweitligisten und unterscheidet sich wesentlich von den meisten Konkurrenten in einer semi-professionellen 4. Liga, die schon vor der Krise häufiger Probleme aufwarf.

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Geld spielt im Profi-Fußball eine entscheidende Rolle. Auch deshalb zaudern die Verantwortlichen, die Saison abzubrechen. Aber was geht überhaupt noch? Großveranstaltungen (wie auch immer definiert) sind bis Ende August verboten. Geisterspiele in der 4. Liga – gerade für Zuschauer-Krösus RWE – sind indiskutabel, denn ein TV-Vertrag, der sie halbwegs rechtfertigen könnte, existiert nicht. In der 3. Liga müsste wiederum bei zwei Staffeln die Höhe und Verteilung des TV-Geldes neu verhandelt werden. Kreative Köpfe für kluge Kompromisse sind da gefragt und Solidarität unabhängig vom Geldbeutel.